Schriften zur Ästhetik
März im Park
Rue de Bretagne ,Vorfrühling
tagträumts mich hin nach
Paris , silberne Wasserwaage ;
ihr Gleichgewicht spiegelnd hell
in Daguerre-blasser Frage ;
Kapitale unverbraucht in
dünnstem Zellophan .
Vögel geben zweiweis Bestätigung
zu rhetorischer Frage Elan ,
auch wenn Corot winters
woanders nein nicht hier war :
die Stadt hat unverletzt überlebt ,
unter Gelee-Gebleich : doch spürbar .
Zifferblattmesse zu Twickenham
März , Tee-Terrasse am Fluss , gen Westen
gedreht : eine Arche bei Richmond ;
ich : im Country Look in Knickerbockercord .
Die Menschenarche ist besonnt ;
aus survival einen freundlichen Sport
machend : Themse mit Überlebenden
(zu Recht !) =den nicht am eigenen
Recht Festklebenden….
spätbesonnt die Arche derer
mit familiärer Übersicht ;
wir bleiben so lang es warm genug ist –
und noch reicht auch das Licht ….
im Midi ! Van Gogh kam da an im März ;
die Sonne , schon empfangsbereit
an langem Frühabend , hielt
dem Leben lange die Vorhänge weit .
Arche und Altenheim :
El Dorados der Dämmerer ;
Arche ist , was nach Westen wendet ;
wir und andere Nichtübelnehmer ….
die Sonne spielt nachhallend , aus-
hallend mit , bietet allen ihr Schweigen an ,
(das ist ein Wort !) auf dass kein Wort
gegen wen verwendet werden kann .
Vatertags-Quartett
1
Ode
auf die unbekannten BH-Träger-Riemen
die , wie im Zoo/wo die Stäbe
vor wildestem Tiger das Leben
beschaulich machen : Auch hier !
hier Wildem ein Zuhause geben
an Schultern , langhaarbewedelt
mir zeigend : die kalte Schulter !
MIR der ich allergrößter Fan
von Striemen bin , ja ! ein Spaghetti- Ultra
im Düstanbul auf der Mole
hats Türkinnen à la Grande Gatte –
in Nebenrolle : mich den Pointillisten
( der leider mit keiner was hatte ).
2
Düstanbul
(Uferkneipe in Düsseldorf-Golzheim )
der Fluss rauscht durch Papyrussümpfe :
Wellen die sich nach Bücherweiß recken
es raunt von Bibliotheken
Schaumkronen weiß die Zähne blecken
der Backofenstein in hiesiger
Sonne ( auf Mole ) hat was Reelles
wie Friedensreich , wie Vertragssicherheit ;
wir reden in Abwesenheit Tacheles
da würde ein Buch jetzt nur stören ;
hab meines zu Hause vergessen ;
der Fluss wär heut nutzlos geflossen ,
hätte ich jetzt hier gelesen .
3
Rheinhotel Schnellenberg
Ganz Klimt-scher Lametta-Teppich
wälzt sich der Fluss aus Deutschland heraus
und kehrt uns den Rücken zu und :
die ganze Welt kommt – ohne mich aus !
mein Gott ist das beruhigend
die Welt hat mir alles verziehen
wer an Tagen wie diesem hierherkam
der braucht nicht mehr weiter zu fliehen …
der Rhein zählt in seinem Glasbruch
mir alle Sekunden vor :
wer wäre vor diesem Spiegel nicht reich ?
der Tag weitet sich, bietet jeden Komfort .
4
Flussufer
: ein in die Länge gezogener
Beichtstuhl !
immer den Blick in die Ferne ,
nur raus aus bisherigem Sündenpfuhl ….
auf der anderen Rheinseite
lockt logisch idealiter
alle Chance zu eignem und fremdem
Auge ohne Balken und Splitter .