Nord West Divan
Nice Places in France
1
Menschenleer , dieses Departement de l´Oise ,
demnach durchaus warum nicht auch : Oase !
dachte sich Milord im Anflug auf Paris ;
über Hügel , unter weitflachem Himmelszelt ,
Milord im Anflug auf Paris
wo man für viel Geld
ihm keinen blies
( der Schwerhörige hörte stattdessen :
„was er ohne zu achten auf Geld
so schnell nicht mehr verlies ?“
was in der Art sei es wohl gewesen )
2
Lutetia
Oh wie Du Dich- Oh!- breitest unter den Hügeln von Saint Germain :
Moloch , wo ist dein Sieg ?
Wie Du Dich entzerrst und entkräftest
um Mont St. Valérien heftest
meilenweit gewürfelt gewellt banlieu und mondän
noch nach mir langend der ich diese Treppen stieg
3
Wo sonst stehen Schornsteine so starr
von lauter Ausruf ein Zeichen
in so samtschwärzlichem Abendblau
sommers gelaunt beruhigt bestillt
denn zu hiesigen Places de Marché
die dem Sonnenschwinden hinterherbleichen
auf Schindeldächern ein Schornsteinverhau
4
Ach protokollierte wer ! das hiesig heimisch sommerige Geplänkel
bis behaarte Männerhand findet zwischen ihre Schenkel !
5
Als wer ? könnte ich mitgehören – hierher ?
Der Kostümverleih ist bestens bestückt
die Charaktere im Film alle vorbuchstabiert
mit Seine und Montmartre ausstaffiert
die Stadt kann sich nicht dagegen wehren
das Museum senkt immer weiter die Preise
lohnt sich für alle diese Reise
klar bei dieser Baisse
Paris liegt St. Germain zu Füßen
vom Talkesselrand ist man hinundhergerissen
müht sich um Rollen beflissen
hier bin ich immer Humphrey
hab meine Frau Bergmann ( die Elsa ) dabei
6
An dieser Stelle sei zu erwähnen :
Auch in diesem Garten Eden
unter Platanen
Zedern Kastanen
wo Brünnlein plaudern und Tauben gurren
doch ! Selbstmörder zaudern und Kinder murren
Missverstandene , der Enterbten Rächer
Eltern verursachen bleibende Schäden
ja ich will weiter noch erwähnen
nächst diesem großen Garten
mit Schätzen aller Arten
pennen am Bahnhof notorische Zecher
gellen mitunter Polizei – wie Ambulanzsirenen :
selbst in diesem Garten Eden .
7
Ein Mitt-Julitag : beginnt wie Frühherbst
Kastaniengrün rändert sich sonnig mit braun
Herbst freundlich beschließend verzeihend
in weitergehendem Vertrauen
mit erstem leichten Abwinken und Zurückweichen
fasst nach unter freundlichem Vorzeichen .
8
Zypressen wehen winken wägen weisen
her hin wieder rück und vor
von wegen der Zuständigkeiten
zwischen klammern und weiterleiten
an Straßenrändern Hügeltrassen und leisen
Gärten wie ein Chor rück und vor
zaudern ortsgebunden
flexibel wissend was sie stunden
9
Touristen : Paris ! Achtungachtung!
ist unter inter-nationaler Beobachtung und Kuratel ,
Ausnahmezustand !
und wir Fremde : Waffenstillstandsbeobachter
Besänftiger Gleichgewichtsgaranten
von fremder Macht Gesandte
Ureinwohnerentmachter
durch Sehnsuchtsschmachtung
wishing everybody well
10
Paris ist ewige Belästigung der Schönen
entsprechend belästigt sehen sie drein
dennoch : auch wenn sie unhörbar stöhnen
während des Rund-um-die-Uhr- Verschmähens
und des Indifferenz-Säens
wer wollte gleich hässlich sein
oder dass sie zugänglich
aussähen – etwa wie ich ?
Der Dichter ist ….Meister aller Klassen !
geboren beinah alles zu verpassen .
11
Paris ! In den Kugellagerstimmen der Amerikaner ;
die rollen mit Schwung durch die Hauptstadt
der Träume ; pendeln dann aus nach getanem Job
kennen nichts anderes als `als ob ´
na klar und mailen home nach Connecticut
12
Paris ! Russinnen blondbleichmüde ,
aufregend ; Dir zu Gefallen liefern sie
immer eine Geschichte aus einer Gegend
in der Du nicht vorkommen kannst . Legend-
är tragend ihre Rolle , ergeben zur Karyatide
Rosinenmüde Milch-und-Honigbienen .
13
Ein Torgebäude thront da inmitten
zweier Palastflügel die sich seitwärts dehnen
( Rue du Bac , St. Germain-des-Prés )
die Torflügel wie Bühnen die Szenen
weit öffnen für zeitloses Wohl und Weh :
Kasperl fragt : Seid Ihr alle da ?
Tri und Tra und Trullalla .
14
St.Germain , Place du vieux Marché
( effet de soleil )
wo gallo-saffranesk die Sandstein-
säule deren eine Kante pyramidenerprobt/firm
erodiert die Sonnenuhr gibt , Schatten rationiert!
und hinter dieser Schneide hervor bauscht ins Bild
exuberantes Wildfanghaft- Grün eines Ahorn ;
von rechts nach links dann weiter :
Der Wind spielt zunächst auf Ahorn
dann auf Linde dann in Washingtonien-Moll
insistierend ( `spreche mir nach !´ )
Lianenliedführung luftiger Gelübde .
15
Hitzebeschwert verschworen schwärt
die große Mittagswanne um erinnertes Warten
beschworene Wahrheit verspürend
im großen Mittag im Sommergarten
unvermessen durch das Realitätsprinzip
doch : Ein Bagger tütet tüt tüt fiep
quer durch mein Gedicht
nebenan im Rückwärtsgang
und rät aller Welt zur Vorsicht
16
derweil Carpaccios Taube sitzt auf dem Brunnenrand
und schaut nach vorne , an mir vorbei ,
autobahnwachwandlerisch zielgerichtet
die Welt ist zu leer für uns zwei
90 oder 180 Grad
sozusagen eine Art Spagat
jeder sieht was Unkonvertibles
enter Lady Macbeth with a taper
tragisch wie Bugfiguren
starren starr auf was terribles
ziehen stumme Schleppen von Spuren
wir alle sehn was was sonst keiner sieht
was unseren Blick magnetisch anzieht
ein Spiel um ein Pfand
17
im mittagsschweren Warten
auf dass alle Welt langsam verschwinde
kaum dass sich der Zeiger dreht
dass alle Welt gültig wo münde
ideale Sommerdiät
18
Paris ! Stadt der Pygmäen : Derer die
auf den Schultern der Riesen Gepränge sich geben ,
Stadt der Produktpiraterie
deren Chefs gut von den Sackgassen
klassischer Moderne leben.
( na ja auch nicht neu
diese Meckerei )
19
Der Marktplatz (in St.Germain )
hitzesperrig ! Elefanten in Friktion
Funken würden springen
wäre da noch Platz übrig von
und im Hexagon
Herverbannten bietet Frankreich DAS Vernunftasyl
Gerechtigkeit in Ästhetik erstes Pilgerziel
unter Ausschluss von Banlieu- Realitäten
was wir an Traumwelt gern doch übrig hätten .
20
Die Parks hier wie : Schwamm drüber !
wie Gebetsteppich und sanctuaire
wie sie Schatten spenden und Diagonalen kramen
Schlösser Manoirs und Devisenbringer einrahmen .
21
Giverny , Le Jardin de Monet
und wie ich sie einmal massenhaft durchkreuzte , ich der Publikumsmagnet , all die Selfieperspektiven ;einfach durch mein Rumstehen in Tateinheit mit Schweigen ; störte das Bemühen all der Beglaubiger ; wie ich notgedrungen Grinsgepose rempelte ,
wirre Aufnahmegeraden und fotografisches Anspringen der Vegetation
zu verwirren ; sprich : Der Fotografenaffen Trachten all den
unschuldigen Blumen die Fingerabdrücke zu nehmen mittels digitaler Technik zu verderben .
Sie
die Aufnahmeretter
Fotosanitäter
wollten nur all das retten
was unfotografiert nicht mal existierte !
Oh Daguerre !
Du machst es den Daseinsrettern nicht schwer !
Zugegeben , zunächst
müssen Menschen mal atmen ,
( bei Geburt schnell einen Klaps auf den Hintern !)
aber dann müssen sie schon schnellschnell fotografieren ;
oh Heiland lege die Hand auf , mach ein Photo , ich lasse Dich nicht Du fotografiertest mich denn .
Gefräßig laubsägen Fotonen Fotasten Fotoniker vor Blütenpracht .
Das Ganze im Garten des tragischen Malers , der tragisch dankbar
war der tragischen Faszination des
Moments .
22
Normandie
Mauerwerk aus Klumpstein
mit Malven davor
wer legte hier einst Hand an das Steinwerk
Mauer aus Klumpstein
mit Mörtelsauce mmmh lecker !
Mauerwerk zur Stallung , braunes Holz wie Parkett
in hiesigem Hügeltal
grün weißbraun
weiß in den Kühen und all ihrer Produktpalette
Mauer die Salzlecke aus Klumpstein zu Malven
von graublauem Himmelsvorhang fällt
Ranke weingrün zwischen die Mauern
hier verkaufen sich die Antiquitäten der Madame Bovary
wie von selbst wie Gezeiten
wie Aquarell : Dir wird wie der Mantel am Eingang
die Last des genauen Sehens abgenommen
Gezeitenkundler machen sich bukolisch zu Malern
und Amerikanern und anderen Dänen
23
Häuser in Vernon
Kaffee ehrlich erdbraunes Fachwerk
wie am Kinderbett die Gitterstäbe
an dem Kinder Obacht geben
staunen: die Welt in der Schwebe
wie die Streben wie Terrassen
das Haus halten wie eine Reuse
abhalten in die Gassen
zu drängen und lugen ; das weise
braune Hölzer alter Segler einst schon
nach Terre Neuve geschwommen
irgendwie gern dann aber auch
sind zurückgekommen
24
Mauerwerk aus Klumpstein
wie es Ancas Schnarchen inspiriert
Bröckel- und Krümel-Geschnarche
bärbrummend höhlig fragt resümiert
interviewt die Insassen der Arche
25
Wiederkehr nach 10 Jahren :
Wieviel hast Du Dir (überraschend ) gemerkt ?
wie viel ( leider ) hat sich gelöscht ?
bist Du ein guter Schüler ?
Flut und Ebbe haben wie viele Sandburgen weggewischt ?
Gedächtnis der Weichzeichner
Traum und Rausch
dies und das give and take
im Tausch .
26
Streichelnder Wind
über impressionistischer Niederlassung
in Giverny sozusagen Petro- oder Museums-Grad
und zu jedem Maler ein vonbis
dass alles seine Ordnung hat :
Man lebte `von…bis…´
in diesem Buch vom Öffnen und Schließen,
Symmetrie lässt grüßen ;
kein Schlemihl wird seines Schattens verlustig gehn ,
wer a sagt muss b auch schon….
des Menschen eiserne Ration
auf einem Bein kann man nicht stehn .
27
Rouen , Gare
Grüne Ampeln sozusagen grünspan-
grün verwaschene Art Déco Dächer von Kirchen
und Bahnhof Mentholstocher für den urbanen Zahn
der ex-Teetrinker um 5 o´clock am Abend früh
in frühmoderner Harmonie
`Wir treffen uns zum Fingerspreizen´
im blauen Himmel über der Stadt
Allegorien mit Gargoyles und Käuzen
wo weiße Schleier ziehen
um dazu gemeißelte Allegorien
28
Rouen , Hotel Bourgthéroulde
Den Renaissancehof entlang zieht sich ein Bas-Relief ,
Renaissance-Fries nach Themen von Petrarca ,
Gli Triumfi ;
Bildfindung in Krusten und Wülsten , wie Muschelbesatz ,
ein Pergamonaltar die Wand lang
von triumphalisch erfolgreichen Reitern und Ringern
in einer Art Alphabetisierung ,
„ Seht auf diese Bilder ! ,“
„ es werde Bild ! “ ;
und vor ihnen mühen sich zutraulich um Zugang
Männer mit Schultertätowierung
Studenten
von Bildsprache und Bildkomponenten .
29
Monets Kathedrale
das Maßwerk rund um die Uhr gut anzuschaun
Westportal-Filigran wie Sternenschweif
geklöppelter Lichteinfall wie Rauhreif
durchlässig wie Jägerzaun .
30
Rouen , der Hafen
Häfen ? Früher schon mal das Tor zum Abenteuer hinter der
Kimm . Häfen ? Sind heute nur noch per Knopfdruck betriebene Containerterminals .
Oder .
In Bremen , London , Nantes , Bordeaux und anderen Hafen-Witwen steht kilometerweise Uralt-Kai zur Verfügung , subventioniert als Eventmeilen , Malls und aufgeschüttete Sandkaraiben ; Softdrink zu Softporno , als oft genug allerdings unerschwingliches Programm für Lost Generations aus dem Lande Strukturschwach . Chronisch .
31
Nicht das am wenigsten Teuflische am Teufel : Dass alle Nicht-oder Antiteufel in infernalische Gegenwehr gezwungen werden können . Die Hälfte von Rouen wurde durch britische Bomber wegrasiert , die deutsche Okkupanten am Rückzug hindern wollten . Und die Einwohner mussten die Briten als ihre Befreier feiern . In Giverny gibt es einen Fliegerfriedhof ; die getöteten Bomber waren jeweils um die 20 Jahre
alt .
Briten und die Nachkommen der ehemaligen Besatzer bringen jetzt das Urlaubsgeld ins Land und sagen :`Oh wie schön ´ zu der damals zufällig nicht abgebrannten Hälfte der Stadt . Und was die unansehnlichen Plattenbauten hier oder in Elbeuf angeht : Hätten die Franzosen sich nicht anders befreien lassen können ?
32
Vorzeitig braun vor dem Kakao
der Fachwerkhölzer breitet sich brauner Teppich
unter Linden-und Platanenblätter
ein Herbstaufstau
aus Lindenknospen Lindenfall gelegt
ein Herbstaufstau
Herbst aller Jahre
Milch Kaffee Kakao
beste Ware
Ernte aller Jahre
Rouen eine Speicherstadt
Rouen an der Seine
über der Seinegeduld
33
und wir hausen oben auf dem Speicher
auf höchstem Niveau
die Hühnerleiter hoch
wer sagt : Löcher sind unten irgendwo ?
Löcher können auch oben sein
dazu teuer , billig, ziemlich klein ;
unser letztes Loch die Leiter hoch
hat über sich nur den Regen noch
(und zwei Turteltauben )
34
Fachwerkfassade
als hätte da wer eine Strichlistenbotschaft
( aus lauter X ,I, V : Buchstabengerade)
im Lehmputz verewigt
anders die Gotik im Tal :
Lauter weißgrauer Korallenbefall
gestikuliert , wehrt ab , beschwört ,
verweist , verwehrt
Fassadenzeitung aus Koralle
legt sich um die Kathedrale
35
Rouen , Sonntagmorgen
3 alte Männer stehen vor 3 alten Häusern ; einer vor einem Waschsalon.
Irgendwo im Hintergrund 3 (?) alte Frauen die missgelaunt schweigend die Küche aufräumen . Die Männer schauen die Strasse herauf und herunter , an den Fachwerkfassaden vorbei ; deren Holzstrukturen wie
Registrierkassen-
schraffurcode ,
dieser …code bekanntlich Datenschutztod ;
vor diesen Fassaden warten wir also auf einen
Registrierkassenschraffurcodescanner
der durchblickt : Wie ich ( meines Zeichens
Sonntagsmiserenerkenner ).
36
Hotel Bourgthérolde
Reich beschenkt sitzt der Gast
unter dem Renaissanceportikus,
angesichts steinerner Artikulation von Sprechwerkzeug
beinahe zum Kuss
geschürzte Lippen
das Relief geschürzt ,
ich bezirzt
unter Portikus wie Spekulatius ,
Petrarcaszenen
oder das Märchen von Hänsel und Gretel
vor dem Haus aus Zuckerwerk :
Knusperknusperknäuschen etc
37
Fremdsprache bieder gelernt aus
Lehrbuch und Vokabelheft :
Wie ungleich dem elliptischen Genuschel am Nebentisch ;
letzteres Sprechwerk wie noch mit Schlacke besetzt ,
ersteres die Reinform .
38
Und hinter mir übers Kopfsteinpflaster
grollt wie Feuerwerkskrachen
Rollkofferrattern !
jener die
auch diese Welt noch zu ihrer machen
möchten .
39
Wer rastet der rostet
wer den Regen hat
braucht sich um den Rost nicht zu sorgen
wer keine Arbeit hat
ist kein Exot in dieser Stadt
in Boulogne rostet der Beton
hier rostet der Wind
der Wind demontiert
den Zeitgenossen friert
manche Leute wohnen hier auch noch morgen
wer Regen hat braucht nicht zu fürchten den Wind
so viel Würfel war nie
wie für den der hier zu leben kommt
flieh nach Paris mein Kind
von dort weiter nach Miami
so viel Würfel war nie wie
wie zwischen hier und der Picardie
40
Von 3 Läden auf der Rue Principale
ist dies Jahr nur einer verblieben
kurz vor Erbfall
und ein Einzelfall ;
einer neu gegründet : auf Verdacht ,
macht auf up-start !
diese Straße ist unheimlich bei Tag und bei Nacht
Windruinen dieser und jener Art
ein Geschäft steht leer ;
das neu gegründete (s.o.) zieht zwei
im Umland aus dem Verkehr
und macht mitten im Nichts
auf letzten Schrei
41
Pas de Calais- Blues
Zuwenig Kaufkraft
bei zu schlechtem Geschmack
zuviel Dunkelkammer
zuwenig Befreiungstag
zuwenig Gotik
zuwenig Ancien Régime
zu viel Madame Bovaries
auf ewig anonym
auch die Beatles kamen aus dem Regen
deswegen
war Swinging London ein Wunder
lieber Gott , mach diesen Balkan
gesunder
42
Boulogne-sur-Mer
Wir nisten in heruntergegammelter Bürgerresidenz
Prager Verfall Klagen auf hohem Niveau
wir wohnen eigentlich anderswo
haben anderswo was zum Wohnen
wollen uns hier nur belohnen
doch am Wetter spüren wir auf eigenster Haut
die égalité
bei Regen oder wenn die Sonne sich traut
und herverirrt
das ist noch égalité was man da gemeinsam spürt
43
Café Michel , Boulogne
Wie gut :
vergessen sein hier , im Windschatten ,
in Beobachterschneise und spitzem Winkel
einer Axtschneide folgend , Panoramatranchen
bitte dünngeschnitten ;
sich inmitten
interessiert ungerührt interniert
wechselnder Lesebrillen
ausliefern
Einheimischen
und solchen die sich unter sie mischen :
Ökologische Nischen
für alle .
44
Sturmumtost diese Stadt
das Wetter nagt , der Ozean ,
aber nicht nur !
Auch Armut stur ,
Resignation pur ,
Geschmacksarmut .
Nehmen wirs sportlich :
Kriegt es uns unter ?
Wofür sind wir gut ?
45
Département 62 ist Nomadenküste .
Wann ist dieser Laden , dieses Hotel , diese Kneipe
offen ? Warum jetzt gerade nicht ?
Nächsten Sommer wieder ?
Auch darauf ist kein Verlass .
Die Zeltstatt des Depots
ist launisch , unsichtbare Karawanen
hinterlegen hier nur Möglichkeiten .
Aber nie Mangel an
Wind, Regen , Fahnen .
46
Der Parkplatz von Audresselles :
Nach freiem Fall der Fahrt
jetzt Schweben im Sicherungsnetz .
Alle Nummernschilder rollen aus
und tragen Schichten von Ruhefirnis auf .
Urvertrauen in Uhren
und Währungsstabilität :
gez. Ihre
Europäische Zentralbank .
47
Es muss für alle reichen !
Tut es auch ,
hier ;
selbst wenn die Unerwachsenen
ihr Spielzeug in die Breite kippen ,
StadtLandFluss zersiedeln ,
vorübergehend (!) aufgeben ;
was reicht ist zumindest die See
und der noch unermesslichere Himmel ,
in den neben allem Grau der Welt
auch noch ein bisschen Blau passt .
48
Ein Paar betritt das Café ,
sie mit geröteten Augen .
Es ist nicht das , was SIE
denken : Sie hat eine Bindehautentzündung ,
schlimm , mehr nicht .
Im Café , nicht nur unter den Männern , steigt
ER unverzüglich in der allgemeinen Achtung .
49
Der Schlaf an fremder Küste
ist gut geölter Ringer
aus mir wird lange Stunden
kein Bezwinger
zu Echolot –Möwen ; zittrig zackig
zeichnen sie den Graph über Vineta
Strudel über Berg und Tal
die Nacht verkramt die Städter
50
Château Hardelot
Neu-Gotik
was für Ernstnehmer !
diesmal aber wirklich !
als wollte der Bauherr sagen , sorry ,
Zug hatte Verspätung.
Ein reicher Engländer spielt mit Lego-Steinen .
51
Eoliennes bei Condette
Windräder vulgo
in manch gesenkten Nieselwolken
kalkrückenüber der Manche
Nasswatte macht aus der Technik Stümpfe
im Drehrhythmus wirbeln von oben
Flügelschnitte in das Grau ;
die Täler sacken voll mit Wolke und Küstennebel ;
Autogeisterbahn nimmt Schwung
in die Kulisse .
52 (Arras )
Aus dem Ranking für Straßencafés :
Hier
ist Ihr Warten aussichtsreich :
Der Richtige wird kommen ,
wenn jetzt nicht , dann gleich ,
oder Sie werden vergessen
dass Sie warten . Hier erfasst
das Warten Ihr Gewicht, wird Ihnen
gerecht . Gewicht ist nicht Last .
Hier haben Sie immer schon
hingehört . Weiß auch der Garcon.
Machen Sie kein Selfie ,
warten Sie auf wen aus Barbizon .
53
In der Fremde nach Treue lechzen : Das Café schon nach dem 1. Mal zum Stammcafé deklarieren . Reduktion .So lange die Welt reduzieren
bis sich von selbst Wahrheit destilliert . Ja klar ! Dass man sich Wahrheit leisten kann und die Kompassnadel zittert .
54
Patrimoine :
Hier braucht die Geschichte nicht weiter zu gehen ;
keine Heimatsuche , Heimatlosigkeit . Diffuses Kaum-Geschehen . Landgewinnung abgeschlossen .
Ankunft Gleis 6. Belohnung für alle . Alle Weggenossen .
Bin Wegelagerer , Berichterstatter ;
Cutter .
Zuständig für Krümel die vom Tisch fallen ;
bin Almosennehmer , bereit zu zahlen .
55
Fotos machen ?
Wie die Kassiererin bei Aldi oder Huit à Huit
Waren über den Scanner zieht ?
Hier drücken : Immer der selbe Drücker ?
Noch der Sucher :Technik ?
Ich und mein Blick :
Immer gefügiger ?
56
Arkaden
Schutz und Open Door Policy
wer kommt in meine Arme
ach würde es jetzt regnen wie nie
Arkaden Schutz und Begegnung
daneben Straßenbuchten
ach würde es regnen wie nie
rechts von den Arkadenfluchten
Mein Paradies : Aus Arkaden
heraus Blick auf Meeresrauschen
oder zu Parkplatzrhythmen
freies Weltentauschen
57
Arras , Place des Héros
willkommen im Tableau des Canaletto
in offenen Armen zuhause im Retro
im Sonnensegel des Bellotto
Biedermeier ist mein Motto
vorwärts zum allgemeinen Biedermeier
für Biedermeier geh ich künftig durchs Feuer
Biedermeier war immer schon mein Motto
58
Französische Restaurants ! wenn gut
und mich eigentlich nicht brauchen
Wirte nicht die `bonjour´-Masken aufziehen
sich nicht das Rückgrat stauchen
als ob man sich um Ehrengäste kehre
eher wies die Kellner auch zuhause täten
ganz normal auftreten
Beinfreiheit geben als wenn nichts wäre
und Sonntagslaune bemühen
hier ist es ! der gelungene Alltag
hier ist der Alltag gelungen
wie uns die Alten per Weihnachtslied sungen
soll es genießen nur wer mag
wer per Instinkt dazugehört
nicht durch Baedeckerblättern stört
59
Dr. Murke
bzw. George Simenons Schweigen von vor 40 Jahren, gesammelt über die Kreuzung hinweg im französischen Provinzkaff ; die verbliebenen Bewohner der Geisterhäuser wissen alles übereinander , stauen ihr maliziöses Wissen bis zum Knall .
60
Sonnenaufgang
gleich Regenaufgang
Daseinszuversicht in feucht ;
es wird auch wieder Tag
heißt : Der Herr schuf , um es nicht zu vergessen ,
zuallererst den Regen .
Die Stadt wie dunkel eingeweicht
Schale aus der nichts vergossen werden soll .
61
Hardelot
erstarrt küstengestreckt
in Bausünden ; wer
hier verbringt Urlaubszeit sagt
: Zeit ? Geschenk der Danaer .
Jahresurlaub macht aus Eltern
auf Deich und Promenade
Cheerleaders und Claqueure :
„ IST dein Eis lecker ! Hmmmh , Schokolade !“
( gesamtverantwortlich für
gute Stimmung an Bord ;
alles easy in education als
wäre Nähe das letzte Wort )
Und die Kinder ? Benommen
sehn sie Eltern ratloser noch
als sonst ; und wanken weiter
in kompetentes Leben dochdoch .
62
Morgensonne , neuer Tag
Ihr Wiederholungstäter
macht mich zum chronischen mal
zu angeblichem Erstbetreter
dieses Insel -Territoriums :
ich stets aufs neu ein täppischer Robinson ,
vor erstem Fremd-Kontakt ,
vor Anschubs- Kommunion
mit ….Ein Regen liegt um
das Haus und dämmt , erstickt
fast , hüstelt , wartet . Na erst wird
mal in Ruhe gefrühstückt .
63
Marktag in Boulogne-sur-Mer
Hereinspaziert ! Hier triumphiert
der Gebrauchswert !
Unter Planen regenbeschwert
wirbeln Pygmäen und Küstengnomen
die hier aus der Gegend kommen
hier hat es das genetische Material
offensichtlich schwerer
wilde Männer in großer Zahl
großer Familien Ernährer
regengebräunt die Frauen
mit Schwielen gegerbt
die Hornhaut geschminkt
gefährlich die Augenbrauen
die Haare gefärbt
die Finger beringt
das Land feiert sich und seine Hervorbringung
und seine Küsten
auch die Dünenwüsten
und seine sanfte Wiesenbevölkerung
Lob sei auch dem importierten Plastik
der Regenwehr
viel ist hier Reflex von Gegenwehr
der Markt die Bühne für Theaterexzentrik
französische Weckrufe
wer wär hier nicht ein gallischer Hahn
auf dieser Zivilisationsstufe
elliptische Widerstandsparolen
gelten dem Regen
dem Regen entgegen
der Regen soll Frau Merkel holen
nach einem Moment den der Regen vergaß
sind alle wieder was weniger blass
was Menschen brauchen
klingt nicht hohl
lässt sich von Blinden fassen
ist Braille der Fürsorge voll
abends natürlich sitzen die gleichen Typen
vor flimmernder Elektrik auf Opas Sofas
mit besudelten Kippen
vor Blue Ray 3D
vor Softpornodivas
am Markttag in Boulogne-sur-Mer
regenschwer
und kommunikativ
der Marktschreier nach jedem rief
ach wenn ich öfters doch hier wär
in Boulogne-sur-Mer !
64
Je älter desto
flüchtiger neue Gesichter ,
verschwimmend versteckter
zwischen Urheberrechten ,-erben
von früher , damals , dort , gestern , hier
etwas in mir
ist der Spurensucher , sie die Spurenlasser ,
jenes Kinn ,dieses Haar , diese Augen nur
eine Kontur ;
flüchtiger versteckter
die Archäologenscherben .
65
( allerdings so ganz unter uns
seis auch mal eingestanden
Frankreich ist auch nur eins von vielen Ländern
manch naive Freude kam hier abhanden
wo die Leere anfängt an den Straßenrändern
zum Scheuklappen anlegen
vielfachster Leere wegen
wolln wirs durchaus erwähnen
Augen zu und durch gradaus
die Monokultur kennt sich hier am besten aus
macht vielfach Blicke leer und pur
in France thront weithin nur Monokultur
Gewerbegebiet zur Auflockerung ( mondänen )
zu ihrem Nachteil nicht abgetrieben worden zu sein
sagt die Jugend , hier kreiseln die rond points
Route Nationale fleuri über Stock und Stein
oder Autobahnschwung über leere Hügel
viel viel Gegend unter dem Flügel
weiter leerer Horizont
Horizont erhaben mondän
unter dem sich Leere sonnt
meist aber zerläuft im Regen .
66
Morgensonne , neuer Tag
Ihr Wiederholungstäter
macht mich zum chronischen mal
zu angeblichem Erstbetreter
dieses Insel -Territoriums :
ich stets aufs neu ein täppischer Robinson ,
vor erstem Fremd-Kontakt ,
vor Anschubs- Kommunion
mit ….Ein Regen liegt um
das Haus und dämmt , erstickt
fast , hüstelt , wartet . Na erst wird
mal in Ruhe gefrühstückt .
67
Sturmflut bei Audresselles ,
zu blauweißem Himmelsgeschiebe ,
Glissando und Sonnengleiß und das
Meer in Smaragdlava
Sturmspringflut mit Salzaspirin
flaschengrün
Salzbärte
Flutfährte
weiß wie die Wellen reißen
Salz weißgleißendes
flaschengrün das Schäumen
smaragoides Wüten unter Montblancs
Salz und Algenfelder
was an Land fand
Wolkentupfer Windrupfer
die Flut plündert hämisch das Land
Landleichenfleddernd
irgendwo sehr weit entfernt
findet gerade große Flaute statt
und aller Wind ist hier und quer .
Nie mehr Publikum brauchen , sagt der Dichter ,
übersatt .
68
Küstenregenhalden (regensturm-
geschwärzt nasstriefend rachsüchtig schwarz )
die von Cap Gris Nez
(Gris-`grau´ : höflich ausgedrückt )
vor parallel ! im Anlauf ! Grundwellen
notenliniengleich drängend . Vor England-
kulisse , schwarz jenseits far away .
Finsterganz entrückt .
69
Ganz unschön robust diese Gegend !
Wetterküche willkürliche
( Gemeinschafts- und Gerüchteküche :
Ganz Frankreich sei mediterran :
Da glauben einige ewig dran !)
unschön robust diese Gegend ,
Überlebenswille belegend .
70
Das Falaisen Bandoneon
stimmt an spielt auf zum Notenpapier
der Dünung hier
Strände meilenweit in Equihen
papierfächerseiden
das Segel will sich unter der Ernte beugen
draller Windfall
Falaisengebläse
meilenweit in Equihen spielt das Bandoneon
der Küste an gegen das Gebläse
gegen das Gewehe an
den Windkanal
draller Windfall
das Segel will sich unter der Ernte beugen
71 Wimereux
Blätterteig Blätterbeton
auf den Wänden verzeichnet
was soll bleiben davon
Beton der 50er Jahre
die des noir
Wahrheiten film
eine Sonnenuhr mit Patina
redlicher Beton
cepage 62 ? C´est bon
72 ebd
Eine alte Hebamme die
kürzlich sanft entschlief
vorher viel Leben auf die Bühne rief
wie mein 3-Tage-Bart
Schatten sammelt auf
seine Art
es geht immer noch um Beton
viel in diesem Gedicht
handelt davon
73 ebd
Sonnenuhr mit Patina
redlicher Blätterbeton
Beton der 50er Jahre
Nachkriegswiederaufbau
Optimismus mit Rost und Moos
Optimismus nicht storylos
noch storyfrei
Vorwärtsleben wie nebenbei
74ebd
Wellensperma , sicher
der Samen
des Stiers
der Europa.
Europa vervielfältigte sich hier auf der Promenade zu Wimereux . Ein Stier packt Europa bei den Hörnern ; ich bin der Torero .
75 ebd
Alles /sollte einem hier/ jetzt einfallen!
da war es , das Stichwort in Wind und Wellen und far away ,
der Souffleur ist auf Empfang ; soviel Frageangebot ,
Zutrauen zu Antwortund Fragerey .
76 ebd
Robuste Küste , diese Franzosen ,
übertragen gesagt : Schlaglöcher so viele
wie Schlagbohrer für gradlinige Durchsetzung ,
rempelig mit geringer Fremdsprachenkompetenz.
77 ebd
Goldwäschergeduld , zehnter Waschgang
bei Daueranlandung
von pazifischer Brandung ;
im Sanatorium heißt es : Je länger wir aufs Meer schauen
desto
78
Und ich bin die Nacht Dein Feind . Ich nehme Dir alle Freunde . Ich bin das Meer Dein falscher Freund : In meiner Nähe schläfst Du schlecht ; ich binde Dich an meine Bewegungen und meinen Unfrieden . Ich bin Krieg .
Eben noch sahst Du den Sonnenuntergang über mir und Du sagtest : Schön ! Jetzt , in der Nacht , merkst Du : Ich bin ansteckend , flöße Dir meinen Krieg ein ; bin unablässig im Kampf gegen Dich . Jede Welle , die ich an Land dränge ,wuchte , peitsche , ist eine Spitze , ein Pfeil gegen Dich .
Hier im Département 62 liegen Trümmer verteilt und übrig geblieben an den Küsten , Beton und Drahtverhau . Hier ist und war alles Kampf . Die Menschen sind arm ; die Häuser grau , feucht , finster . Die Nacht und das Meer : Wir sind die Freundesnehmer ; du bist nie und nirgends so allein wie in der Nacht am Meer in dieser Stadt .
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In diese Gegend passen die Rolling Stones ; ihre songs , ihre Grundhaltung : Das ist eine des schäbigen Achselzuckens . Es passt zum ewigen Wind hier , zu Straßen- und Salzstaub , zu Hin und Her von Buschwerk und Gräsern ; zum Schmuddel der Wolken . Auch das Scheinwerferlicht von Sonneneinfall will ins Bild . Alte Männer überall.
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Impressionisten im Museum .
Und warum sie ein Grundvertrauen in heutigen Betrachtern bewirken ; nicht kaputtzukriegen , ihre Beliebtheit beim Publikum . Ihre
Heimeligkeit .
Liegt es an dem , was wir in Schauplätze und Szenarien , Motive , Porträtierte , Perspektiven , Farbgebung hineindeuten ?
Das Lichtflimmern wird von uns Gegenwärtigen wohl verstanden als eine ironische , zwinkernde Grundtönung ; die Boulevards fast schon eine Shopping-Mall , die Flaneure fast schon sexuell kundig ; die Frauen allesamt Anna Kareninas ; Lokomotiven gibt es bereits , auch
Badewetter . Alles zwinkert . Die Welt unserer Kinderstuben mit Donald und den Neffen .
81 Boulogne , Cathédrale
Im Altstadt- Café seitlich über uns
gesandstrahlt ein Piranesi-Labyrinth
der Rundbau mit Säulengängen
viel Sonne heute , kaum Wind umzinnt
der Basilikaflug , steinerne Rotation
um jene da oben ( Statuensäulen )
wäre hier wer trunken –wer nicht ?
denkt : Wie sich jene beeilen
in Basilikarotation
Rotunde helle Getüme
Piranesis Festung um katholischen Glauben
Mantel und Degen und Crime
Ach die Sonne ! Wärn hier Kollektoren
man hörte sie lutschen hinter ihr her
Rotations-Location
Absiden zinnenquer
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Die Sonne zwingt noch Zaunpfählen einen dünnen Schatten ab , eine Kontribution , schiebt und bewegt das alter ego , den Masterplan der Mülltonne wie eine Schachfigur . Die Sonne stempelt , beglaubigt , belichtet , brennt ein , und heftet , bewirtschaftet . Flutung und Irrigation .
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Was in meinem Leben
oder da wo ich wie ich zuhause sonst
düster/ schmutzig/ alt/ schwach/hinfällig/ peinlich wird
hier
geadelt /entschärft/ vorzeigbar /legitimiert/ beglaubigt
sagte Gauguin weit weg in Polynesien
PS : Lasse mir gerade auch so einen französischen Säufer- Moustache wachsen .
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Im Steinpark zu Audresselles
Beim Durchblicken am Meer
treffen wir : Elementary , Doctor Watson !
und Ebbe und Flut sind der starke Willlibald der
sich seit Jahrmillionen
an diesen Felsen verhebt , schwer
schuftet , plackt sich die Flut ;
wie Ägypten gelegentlich `landunter ´ hat
und gut
damit lebt –
Dalis Steine fladen und flatschen
dazu ; fehlen nur die berühmten Spiegeleieruhren
Wellenferkelwurf wimmelt
Wasserzüngeln gleitet Bodenrelief und Schwerkraft
nach wie Schlangen gelenkig verflüssigt
zwischen und unter die Steine
wie Schlangen folgen die Wasser mehr
als dass sie vorwärts schnellen
ach Laokoon das Meer ein Themenfilter
denn beruhigend wenig ist es was
mich hier angeht
zehn verweht
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In der Posenwanne im Spiegelkabinett in der Halbschattenkammer in der Combat Zonein der Einflugschneise im Prokrustesbett : Im Urlaub .
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„ Nun sieh Dir diese gewissenhaft
geschobenen Kinderwagen an !“
„ Hm! Ach ! :
Erinnerst Du Dich an den Slogan :
Richte nicht auf dass
Du nicht wirst gerichtet …
der meistmissachtete Slogan
wohl bei jedem der dichtet….“
„ Ich dichte nicht . Dachte nur an
mein Groteskenkabinett .
Noch zwei Familienbilder –
und ich bin komplett.“
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Öffnungszeit…
nur wenn kompatibel mit
Schlafgewohnheit
des patron ; liberté heißt
jeder hat seine Zeit
für ( eventuelle ) Zuständigkeit .
Tourismusstufe Laramie
diese Anarchie
behindert B.s Weg zum Hotspot
und Wenige sprechen Polyglott .
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Damenschuh per Promenade
artikuliert den Damenfuß , hohes C ,
die Lage zuspitzend ungerade
in tarierter Stilarbeit
schraubt an meiner Empfindlichkeit
wenn ich da nur hinseh !
und silhouettiert die Schönen zu sturen
heroischen Galionsfiguren .
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Pension Meeresruh ?
Hier lebt sichs mit zittriger Hand,
Junkies verrieseln sich und anderer
Leuts Kokain ,
fahrig unter dem Eindrucksgeflimmer
und –gewitter
bis zum Wellenrand
gut dass es keiner hört unter der Akustikpräsenz
on deck all hands
kein anderer Mieter
keiner sieht unter Saharasonne
in der Wellnesszone
keiner im Hotel Maritim .
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Kein Schiff . Kein Freitag .
Robinson muss alleine bleiben .
Aber die Ankömmlinge ,
wie Zeilen in einem Vertrag ,
die weißen Wellenkämme !
Zeile für Zeile ,
manche Meile
weitere Zeile:
Bitte unten links unterschreiben .
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Salzvermilchung Milchversalzung
in meinen Nüstern eingeschläfert
Waagerechte rechte Waage
wagemutig ihr Seepferd
so viel Sonnenschutz ist
-Küstenwache ! – Ausnahmezustand :
Was überflutete Ufermeile für Ägyptenland
hier ist Wohlstandsbringer Gästestrand .
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Tarifa-Weiß was Great
Gatsbys tragen zum 5 o´clock
mit Frau ohne Blagen
nein nicht zum WOK
Mann trägt auf der Promenade
das Kokain-Weiß
Aspirin-Weiß
Hochzeits-Weiß
sogar meinetwegen was auch noch geht
britisch ungebräuntes Weiß
man isst eine 5-Sterne-Dorade
vom Winde hierher verweht
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Havannah das Wetter
ein Bahnsteiggespenst
Gespenstertäter
im Wind
ein Sog ein Dauersog
eine Windgeschwindigkeit
eine Windgeschmeidigkeit
eine immer weiter
aufreißende Welt ,
das große Offen , Hafen impossible .
Windwellen bohren ;
da hinten
am Horizont
wo der Wind nicht mehr wohnt
ist alles verloren .
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Wo immer in der Küstenstadt eine eiserne Schraube verwendet wurde bemalt sich das Ambiente selbst : Rostrote Braunstreifen , die Wände herunter herauf ,wie angeflammt , Wohnstatt im Wind für galoppierende Zebras . Dazu ein paar Moose und Flechten , zuzüglich Krach von Wind und Wellen . Zebras auf erstarrter Stampede .
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Besagte Zebras sind prädestiniert
global modernitätsorientiert
man kann sie über den Scanner ziehen
danach dürfen sie fliehen .
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Aus dem Gespräch mit einem Mitreisenden :
„ Manchmal muss man in Urlaub fahren ,
um die Aktualität des alten Testaments
zu entdecken . Meine Frau und ich
etwa gehen durch Amiens
und sie : Kann noch gehen ,
geht mir hinterher , ist aber
innerlich zu Lots Frau geworden :
Salzerstarrt und bleischwer ,
kann mit mir nicht mehr reden ,
was sie von mir hört ist nur
noch Krach auf der Betonbaustelle :
Nichts ist kälter , starrer , so stur
wie sie . – Und morgens das Bild
im Museum zu Arras ;
ich verstehe langsam : Ich
bin ihr nach Art Medusas .“
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Sturm über Wimereux
Die Fahnen knattern im Wind
wie viel Beglaubigungsüberschuss
unter dem Himmel von Toledo
wo der Schwefel oft aufreißen muss
Geschichten verweht wie viel
Saharasand löscht Geschichten
Sturm unter Schwefelgelb
Stories die auf Fortsetzung verzichten
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Das Hotel? Spitze ! Einsam dramatischer
Blick auf Wetter , Meer und Strand !
Pech , dass grad vor IHREM Fenster
das Fähnchen flattert von IHREM Land …
schwarzrotgold
ist eben Visionen abhold .
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Auf dem Sturmdeich hält man sich das Ohr .
Das Telefon muss es richten :
Muss vernähen all die Löcher
die sich (global) tun hervor .
100
Im Museum zu Boulogne
sind besondere Fundstücke zwei Bilder eines mir und anderen unbekannten französischen Malers : Tattegrain , Louis .
Das erste , `Ramasseuse d´épaves ´ , zeigt eine junge Strandgut-sammlerin mit knallhartem Realismus : Zerrissene Kleidung , elende Früchte ihrer Arbeit , Wrackteile etwa und Seilreste ; alles in gelbgrau grüngrau blaugrau schwarz . Aber ihr Gesichtsausdruck ist frisch , wild , wach , kämpferisch , ihre Wangen leicht gerötet : Diese Geschichte ist nicht zu Ende erzählt .
Ein anderes Bild des gleichen Malers : `Épave humaine ´. Ein Gewitterstrand , dunkle Wellenanschläge , düsterer Himmel , schwarzes Gevogel ; zwei Leuchtfeuer in der Ferne , womöglich die von Dover . Stimmungsvoll , gut gemacht ; beim Abdrehen von dem Bild entdeckt der Betrachter im letzten Moment den Bezug zur Bildbezeichnung :
Leicht zu übersehen ein wagerechter Klecks , ein dunkles Bündel an der Saumlinie der Wellen positioniert , eine angespülte Wasserleiche .
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Schwamm drüber ! sagt sich der Urlauber
mit Ozeanblick ; vertieft
sich in Gespräch , Handy, Notiz –
was diesen Moment halt wirklich betrifft .
Durchs Wolkenloch fällt derweil
Sonne auf ein gelobtes Stück Meer
wie Segen wie Wahl wie Versprechen
wie Zufall wie immer wie sehr .