Lyrik & Foto

Neues von der Grotesk-Bewegung

Konservative Tendenzen

 

 

1

Über Opfer

 

 

Du Opfer !

Die Städte schmieren ab . Weil jeder sich berechtigt fühlt , auch mal an sich zu denken : Jeder ist Opfer und satisfaktions….berechtigt . Wenn die Menschen sich weniger als Opfer fühlten …..

 

2

Über Hornhaut

 

 

Nichts Menschliches ist uns fremd : Sagen die Liberalen . Menschen mit Hornhaut  also . Sie müssen sich dazu erziehen , alles Mitmenschliche

als regelkonform zuzulassen . Jesus war liberal und wusch Füße .

 

3

Über Kirchen

 

 

Kirche oder Konsumtempel ?

Wanderer , betrittst Du dieses Minto , lass alle Hoffnung auf Würde fahren . Dass hier Reinigungskräfte bezahlt werden , vermutlich übertariflich , ist Augenwischerei , Täuschungsmanöver , ein Frevel

unter so vielen mehr . Die Kirche ist Noahs Arche .

 

4

Über Erziehung

 

 

Kinder : Wenn Ihr nicht werdet wie die . Der Teufelskreis : Wer seine

Kinder nicht erziehen kann , fühlt sich sehr erwachsen . Jedenfalls cool .

 

5

Über Pädagogik

 

 

Bei den Nazis bis zur letzten Minute : Das gute Gewissen beim Hass .

Hass als unschuldig die Kulleraugen auf-oder niederschlagendes Menschenrecht . Meine Unduldsamkeit , mein ungläubiges Erschrecken über die nicht gemachten Hausaufgaben in der allgemeinen Kulturarbeit ist nicht nur Lehrer-Herausforderung  , sondern auch unhinnehmbarer Hass , ist Hassbereitschaft . Ich weiß . Ich glaube zu wissen .

 

6

Über Raubbau

 

 

Selbstzweifel ist meine unerschöpflichste Ressource . Ach käme wer und betriebe mal so richtig rigorosen Raubbau !

 

 

7

Über Gardinen

 

 

Der Regen ein Ich-Verstärker . Alle anderen Ichs bleiben zuhause , hinter der Gardine . Meine Story wird nicht weg-relativiert . Mein Ich wird nicht aus meiner Geschichte entlassen .

 

8

Über Aura

 

 

Brecht sagte : Wer eine Bank gründet , ist nicht weniger schlecht als

der , der eine Bank beraubt . In Abwandlung : Wer ein Restaurant neu aufmacht ( neu ! aber versteht sich : auf alt gemacht ; `uns gabs hier schon immer ´ …. diese Aura-Klauer ! ) und es herunterwirtschaftet  , bevor es einen eigenen Traditionsschatten werfen konnte : Der ist

genauso schlimm wie wer Menschen in der Wüste verhungern lässt .

 

9

Über Bestellungen

 

 

Ich habe nichts gegen Studenten , es sei denn , sie kellnern und tun so , als ob sie zu den Ureinwohnern des `Fedels´ gehören .

 

10

Über Notwendiges

 

 

Ehrlichkeit ist eine Form der Arroganz . Für EUCH habe ich es nicht

nötig , zu lügen .

 

11

Über Satisfaktion

 

 

Ein neu aufgemachtes Café in der Studentenstadt .Und der Zukunft zugewandt !

Originalität verliert gegen Mode null zu 23 ; einrichten , wie jeder einrichtet ( wir haben also schon die erste und zweite Generation dieses Geschmacks-Sortiments mitbekommen , dies ist ein bewährter Pfad ) . Was man kennt , dem traut man . Wir befinden uns in der kosmischen Sekunde , kurz bevor die Mode langweilig wird, und in der 3. Generation mischt sich dann wohl schon ein Element der Selbstironie ein .

Für die ganz Naiven soll das Etikett ` Nostalgie ´ hinzugeblufft werden . Die Stühle hier , Kissen , Strandgut-Dekors und ethisch idiotensicheren Sinnsprüche  im Astrid-Lindgren Bullerbü-Pastel : Plastik-Patina halt .

Ich verstehe soeben auch wieder die instinktive Nähe der meisten Menschen zum Impressionismus : Der kleine weichzeichnerische  Schuss `es war einmal ´ , die Moderne-freie Zone –  wobei die Moderne aber erreichbar bleiben muss . Schnelles Internet haben wir auch . Kein Widerspruch !

Der hiesige Universitäts-Lehrstuhl für Geschichte wird demnächst  umbenannt in : Lehrstuhl für Retro . Macron muss seine Chance nur begreifen : Die Welt WILL Frankreich archaisch – und lässt sich das was kosten .

Retro ist der abgetriebene Traum der Eltern .Wenn es Dir heute schlecht geht , warte ; später wird im Retro-Look Dein Problem gelöst sein .

 

Aber das ist doch nichts Neues ? Früher gab es doch auch Moden ? Ja. Waren die Moden früher etwa besser ? Nein .

Aber die Tradition der Modetorheiten war ein bisschen , ein paar Jahrzehnte  kürzer . Die Sedimentschicht des schlechten Geschmacks war noch ein bisschen luftdurchlässiger . Warum nicht aus der Geschichte lernen ?

 

Realität wird entschärft , indem Geschehen und Geschichte zu Retro gemacht wird . Retro-Designer werden nie zugeben , dass Geschichte gräßlich war .

Retro heißt : Nicht unsere Kinder , unsere Eltern sollen es einmal besser ( gehabt ) haben . Oder : Unsere Eltern können uns gerne noch so oft

erzählen , wie schwer sie es gehabt haben , ohne ` Ehe für alle ´ zum Beispiel : Wir nehmen ihnen im Retro die Dignität ihrer Leiden . Beschimpfen sie ein bisschen : Wie konntet Ihr so verschwenderisch umgehen mit all den schönen Szenarien ? Bätsch , wir glauben Euch nicht , das habt ihr jetzt davon .

 

12

Über Moose

 

 

Der Larmoyanzbeauftragte ergeht sich im Park . Wo der alte Bootsverleih nicht mehr genutzt wird . Alles überwuchert , die Natur fordert ihr Terrain zurück , wie in Tschernobyl .

Die Dusche der Renaturierung- wie gut sie tut . Aber lassen wir uns nicht einlullen : Hinter dem überwucherten Verfall nehmen schon die Bagger Anlauf für die neue Autobahn oder das Gewerbegebiet , und die Dixieklos stehen hertransportierbar auf dem Lastwagen .

 

 

13

Über Sahel

 

 

Was aber bleibet , stiften die Dichter  ….

Als Schüler an der Schule ; als Student an der Uni ; als Lehrer an der Schule : Immer gab es das Dach eines Kanons über dem Literatur-

Schaffenden ; ich konnte mich darauf verlassen , dass die Menschen um mich herum , also auch MEIN Publikum , nicht nur Literatur im Allgemeinen , sonder auch bestimmte Schriftsteller lesen mussten !

Raumschiff Literatur-Rezeption , sozusagen . Heute , als alter Mann , als

unbekannt gebliebener Schreiber , sehe ich , dass diese Verbindlichkeit eines Kanons nur für wenige Menschen existiert .  In einem Volk von 80 Millionen sei immer ein Publikum vorauszusetzen , das lesewütig ist ?

Shakespeare , Goethe , Rilke seien immer Fixpunkte humanistischer und kreativer Orientierungssuche ? Ars Longa Vita Brevis ? Welche Inseln und geschützte exterritorialen Bereiche sind belebbare Zonen auf diesem wüsten Planeten?

 

 

14

Über Powerplate

 

 

Der Nächste , bitte : Ein junger Vater geht Sonntags morgens mit seinem zweijährigen Kind auf den Spielplatz ; raucht eine Zigarette , während der Kleine im Dreirad kurvt  . Jetzt hilft der Vater dem Kleinen über eine Bordsteinschwelle hinweg , froh , zur Spielwelt etwas Sinnvolles beitragen zu können .

Der Vater langweilt sich . Hat er wirklich dieses Kind mit dieser Frau haben müssen ? Na ja , seine Freunde haben ja auch etc .

Er bückt sich noch einmal . Aua !  Sein Rücken , seine Bandscheibe wird entjungfert ; in absehbarer Zeit wird er zum Orthopäden gehen müssen und für den Rest seines Lebens zu kompensatorischen Fitness- und Gymnastikkuren verdammt sein . Die Kinder , diese Glücksritter , zwingen ihre Eltern unter das Joch der Bandscheibenschäden ; tapfer sein , sich die Laune nicht verderben lassen ; was muss , das muss . So hatte man sich das nicht vorgestellt .

 

 

 

15 Über Surrealismus :

 

 

Bei Rückkehr in die Heimat hat das Flugzeug entscheidende zwei Stunden Verspätung . Es setzt erst gegen Mitternacht in Düsseldorf auf , und bereits jetzt sind alle möglichen Anschlüsse verpasst , die per Zug zum Beispiel . Da aber ein klandestiner Streik  der Air-Berlin-Mitarbeiter die Gepäckausgabe weitere Stunden verzögert , entsteht folgende Szene :

Vor einem stillliegenden Förderband warten zweihundert gebräunte Spanienurlauber konsterniert und geschwächt , dass ihre Koffer vielleicht doch endlich ausgespuckt werden aus der  Barriere ; eine provokative und nichtssagende Durchsage vom Band spricht von ` personalen Engpässen ´, ohne den Hauch von Mitgefühl für die Alten und Schwachen , Jungen und Wütenden .

Als endlich um zwei Uhr doch die Gepäckstücke ( nach und nach !) ihre Runden drehen , gibt es bewegende Szenen : `Mein Koffer ! Ja , das ist er ! Der Rote da ! ´ ` Nein ! Das ist MEINER ! ´etc .

Kein Theaterregisseur ist bisher auf die Idee gekommen , solche Wiedersehensszenarien um Koffer mit gebrauchter Unterwäsche zu veranstalten . Vielleicht sind die Menschen , die sich dort jetzt um

das Gepäck prügeln , ja auch besonders verderbte Wäsche-

Fetischisten .

 

16

Über Do it Yourself

 

 

apropos Flughafen . Nirgends sonst in Düsseldorf wird so intensiv und aufdringlich geworben wie hier :

 

 

`Schreib Dein Buch ´!

 

Die informelle Anrede impliziert : Wirklich jeder/jede sei gemeint . Irgendwie hat das Buch also auch für die 20 bis 50jährigen , im Zeichen der abnehmenden Leselampe , noch Positiv-Status  , wenigstens im Sinne von : So ein Buch ist ja was Ernstzunehmendes , hatten meine Eltern auch im Wohnzimmerschrank – `schreib Dein Buch ´.

Jeder/jede soll schreiben – über den/die Leser/Leserin reden wir später/reden wir später nicht  .

Die Reklame könnte natürlich mit derselben Logik von `Habenwollen/ seinwollen/teilhabenwollen an ´ auch sagen :

 

`Guck in deinen Spiegel ´ :

 

was ja auch eine exklusive Tat wäre , auf die so ein Mensch sein Recht hat . `Schreib dein Buch ´ heißt natürlich auch : Kann ja jeder – oder man kann sich helfen lassen – darauf kommt es nun wirklich nicht an . Am Flughafen – vielleicht weil jeder hier eine herausfordernde , erhebende, vielleicht gefährliche , mindestens aber szenarioverändernde Reise vor sich oder hinter sich hat  .

`Ess Dein Müssli auf ´, sagt im gleichen Tonfall die genervte Alleinerziehende .

 

17

Über Larmoyanz

 

 

Nach einem Film über den Fotografen Robert Doisneau . Auch dieser Menschenfreund treibt mir die Tränen in die Augen . Warum ist aus mir nicht so ein freundlicher Engel geworden ? Vielleicht waren auch die

fotografierten Menschen ` damals ´ rührender ?  identifikations-fordernder ?

Kunst , die einen bewegt , wirkt wie (oder ist gleich) Nostalgie : Machen einen zum Kind , kindlich , zutraulich , zugleich verwundbar – aber auch beschützt : Eine weite Polarisierung , ein Spielfeld , und : Beschützt !

Die Erwachsenenwelt hingegen – sehen Sie sich nur um ! –  ist brutal und perfide ; übergroß , aber klein und kleinlich.

Andererseits : Wer die Welt so sieht , will wohl auch nicht erwachsen werden .

 

18

Über Candide

 

 

Die Theorie des altersbedingten Adels besagt :

Wichtig sei u.a.  Insouciance, soll sagen : Man hat genug Geld . Für

das , was einem wichtig gewesen ist , schon immer , oder seit der Austerity-heischenden zweiten Scheidung zur Routine geronnen . Ein Destillier-Verfahren : Was zählt , was nicht ?

Was macht mich aus , was versucht nur mich anzumachen  ?

 

Resignation : Was kann man schon an all dem ( sehen Sie sich um! ) ändern ? Gottergebenheit , wenn dies wer so nennen möchte .

 

Irgendwo sitzen , wo  Beobachten lohnt ; Beobachten als  Akt der Distanzierung : Da sieh mal einer an , was ich alles nicht geworden bin  .

Warten , bis einen die schönen Dinge wieder erwarten . Einen Dreitagebart hinnehmen können im Bewusstsein : Ich könnte mich ja auch rasieren , bin aber lieber aufgeraut zur Probenentnahme .

 

Gute Literatur : Was andere Leute mit Worten nicht so alles  haben sagen denken fühlen können  .

 

Registrieren ,wovon ich befreit bin , aber was ich noch werden könnte , was mir noch Partner werden könnte .

 

Irgendwie wie Tango : Keine Bewegung , die nicht ein Zucken wäre , ein berechnetes , ein unberechenbares Sich-Auflehnen in eine leere Bühne , ein offenes Stück hinein .

 

Eine Statue sein , Wellenbrecher , Satzzeichen , ein Zwischenstop auf Interkontinentalflügen . Angebot an Moos und Flechten .

 

Do I care ?

 

Das Leben und Warten auf der Terrasse ist ein Teil der Ökonomie ! Wertzuwachs ! wie das Reifen eines Weines . Wenn die Sonne scheint , weiß man hierzulande , dass ein chronisches Gewitter gleich alles dramatisch auf `back to normal´ (=graukaltpreußisch)  stellen wird .  In der Sonne sitzen wie Weinreife , wie dynamische Aufladung : Was man hat , hat man  ; und so wie ein Dreitagebart widerborstiger und ätzend , qualitätsbürstenmäßig wird . Aber cool an heißem Tag .

 

 

 

 

19

Über In Lingua

 

 

Babylon Revisited

 

 

Auf dem Weg zwischen Caféhaus und Bahnhof irgendwo in Deutschland begegne ich  ( man könnte das durchaus einfach mal zählen ) mehr Ausländern als Deutschen , etwas präziser : Mehr  Menschen , die nicht Deutsch sprechen , als solchen , die sich genau dieser zentral-europäischen Hochsprache bedienen .Die bekanntlich als tragendes Leitkulturelement in Anspruch genommen wird .

 

Bis vor kurzem hatte auch für mich dieser Fremdheitsbefund etwas Unbehagliches an sich .

 

Seit heute denke ich anders .

Kurdisch , Türkisch , Serbisch , Russisch , Arabisch , Polnisch ,  Albanisch , Afro- Französisch , Koreanisch : Das ganze babylonische Füllhorn ist über unsere Stadt ausgekippt .

Wie gut ! Die Leute sprechen ! Im Dialog mit Freundin und Verkäuferin , in der Rentnergruppe , ins Handy . Zu ihren Kindern . Sie sprechen ; nutzen Zunge und Lippe , Stimmband und Kehlkopf . Sie sprechen . Sie nutzen durchaus auch ihre Ellenbigen , ihre Arme ,Beine und Hände ; aber gerade eben mal keine Taste und keinen Touchscreen .

 

Das macht mich fröhlich .

 

 

20

Über Fußgängerampeln

 

geht es im Folgenden , und solche , die sie im Rot-Falle missachten , dann den Zorn von Tugendbolden auf sich ziehen , die wiederum besagten Sündern eigentlich dankbar sein müssten , woher nähmen sie sonst ihre Daseinsberechtigung ;

die Ungeduldigen wiederum , die nicht auf Grün , na sagen wir wenigstens ansatzgelb warten wollen , geloben sich meistens dann

doch , sollten denn  Kleinkinder in der Schar der Fußgänger stehen , in jenem Eventualfall zähneknirschend eine Ausnahme zu machen ; ansonsten aber halten sie sich für dschungelfit und schleudern sich auf imaginären Lianen durch die Autoströme , natürlich noch spontaner wenn der Verkehr langsam fließt . So

nun aber wirklich weit und breit kein Auto in Sicht ist , sagen wir nachts um drei , in unserer Metropole durchaus auch schon mal nachmittags , dann , ja dann :

WARUM  sich in diese  Disziplin des Zwangskonfuzianismus

einordnen , einfach SO  warten , einfach so eine symbolische Unterwerfungs- und Vertagungsübung mitmachen ; vielleicht ist man ja gar kein Konfuzianer

( sprich Pfarrer , Lehrer oder anderer  Pensionsberechtigter ),

vielleicht ist man/war man ja Rocker , Never die old , Anarcho , Stadtindianer oder sonst  zu Preußentum wie auch s.o. Konfuzianismus untauglich : Weil farbenblind ?

 

 

21

Über Raisons d´être

 

 

Damals.

War Geschichte , wenn man es geschickt in der Auswahl  des Identifikationsobjekts anstellte , durchaus ein Versprechen , mindestens eine Flucht :  Warum sollte ich Dieter Hans sein , wenn ich Lord Nelson sein konnte ? Bezüglich Zukunft  , von der , wie sich herausstellen

sollte , ich jede Menge hatte , versprach ich mir eigentlich weniger , vertraute ihr notgedrungen wie einem prosaischen Familienmitglied .

 

Heute .

Als Geschichtslehrer rette ich non-stop das Ancien Régime , rette Geschichte überhaupt als bedrohte Art ; ohne mich wäre beinahe auch  JSBach auf immer ungeschehen geworden .

 

Man

möge ( in der einzig für mich wählbaren Partei ,) bei den Grünen  eine Fraktion der FAZ-Leser aufmachen . Diese notorisch wunderbare Reaktions- Zeitung legt den Finger – wohltuend ! – auf wunde Flecken  der Linken : Deren mangelnde Beschäftigung mit Ästhetik und Kultur ; ihr Ignorieren des unausrottbaren Proleten  , der nur ein besseres Harz IV und mehr Spiele fordert und damit , so sagt er , na ja ,  wenigstens vorläufig zufrieden wäre . Der unausrottbare Prolet : Das ist man natürlich phasenweise selbst (gewesen ) , leider sind wir alle verführbar , die umarmende  Masse schnippelt immer an unserer Intelligenz.

 

Retten

wir ( für uns und andere ) Kultur und Stil ! Orientieren wir uns an der Schweiz , dem Ort des Geschichtsüberlebens  ( weil sich dort niemand seiner Geschichte schämen musste , nicht so richtig jedenfalls). Dort gibt es Felsennester und Zahntaschen , in denen Beschleunigung einfach nicht Tabula Rasa machen kann , wo unverstandene träge Kultur  noch zu mehr als zur Deko taugt .

 

 

 

22

Über Kalle Blomquist

 

 

Reusenspiel im Nebel :

Ich weiß nicht , was sich heute in meinem Fangkäfig finden wird  ; weiß nur , wie diese Dinger positioniert sind ,worauf eingestellt . Nobelpreise werden sich nicht mehr einfangen ;dass die Gesellschaft anders wäre , weniger leichtfertig , ist auch nicht als Resultat meiner Mühen zu erwarten . Als junger Mensch habe ich mich für diese Sensibilitäten und Antennen geöffnet : Wie Keith Richard 1972 Gitarre spielte , im französischen Süden , der mich an Faulkners Mississippi erinnerte , der mir Erinnerungen von Mark Twain zurückbrachte ; wie Menschen in englischen Teesalons den kleinen Finger abspreizen und über Exponate im Victoria und Albert kundig sprechen ; wie Werther knapp unterhalb der Adelsschwelle Kulturabenteuer erlebt ; wie Simenons Inspektor Maigret in die französische Provinz abkommandiert wird und in aller Passivität des Wartens , Schauens und Hörens die Fäden des Kriminalfalls zusammenfindet : In Paris zurück wird er genauso matt in defensiven Abkürzungen sprechen wie Chandler in Los Angeles ; und Stawrogin macht rätselhafte Besuche in einer russischen Provinzstadt und Blomquist verbringt Sommernächte auf einem südschwedischen Marktplatz . Kurzum :  Diese und ähnlich literarische Fanggründe sind mir eingeräumt ( im Wortsinn ) , hier warte ich auf Besuch , auf Erkennungssignal oder Fortsetzungsauftrag oder auf Abberufung , auf Verständnis und Sinn , Lebensunterhalt und Anerkennung meiner Expertise .

 

 

23

Über Mentalitätswandel

 

 

oder :

Man als das Spielzeug des längeren Atems  .

Früher tat man selbst einiges dazu zur Korrektur der Welt , schützte Minderheiten ,  war der Gerechte ( auch wenns unbequem war , ja auch mit Mut zur Isolation ) :

pro bono contra malum etc .

 

Meanwhile ertappe ich mich bei kraftlosem entspanntem Voyeurismus , bin kritischer gegenüber Sinti und Roma , skeptischer bei Armuts-flüchtlingen , regelrecht gemein in der Reaktion auf Flutopfer ; nein ich kann mich nicht immer gleichmäßig ( gleichmäßig erfolglos !) entrüsten ; ja , meine Empathie ist beraubbaut worden ,  gegönnt sei mir also der Luxus von Indifferenz oder  vager Suche nach Inspiration : Nachrichten als Fächeln von Substanz-Ähnlichem , die Schwerkraft ( ich nehme es irgendwie in Kauf ) lagert mich ab bei den Stärkeren :

 

Arme Loser !

Ich verstehe also gut getarnt noch mehr den Charme der französischen

Provinz , in der nicht `Le Monde ´ gelesen wird , sondern  `La Voix du Nord ´ , entscheidend ( wahrscheinlich ist das das falsche Wort !) dort was kaum wen interessiert , aber im Nachbardorf abläuft  , während man im Café `Le Kédive ´ blättert .

 

 

24

Über die Farbe Gelb

 

 

Yellow oder : Neidkultur und Identitätsversicherung …….

Was sind sie nicht alle reich geworden , meine Kollegen aus der mittleren Beamtenschaft , Schreibkundige und Verwaltungs-Asse  ; geschmackssicher und wohlhabend  trotz der einen oder anderen Scheidung , gutsituiert im geglückten Patchwork mit gepflegter

Terrasse . Vielleicht haben sie – was ich nicht habe ! – Talent im Schuldenmachen ? Geerbt ? Investierten , wo ich allenfalls überlebe in meinen Bronx-Wohnverhältnissen ?

 

Schnell zücke ich die Karte : Wo ICH hingegen mich hineinverausgabt  habe …

vielleicht bin ich noch obsessiver gereist ? Allerdings ausschließlich in

Europa ; von mir gibt es jedenfalls keine Photos „ auf  Elefant “ .

 

Die wichtige Zweit- und Stützwährung Zeit : Ich investierte in Bücherberge ; las als junger Studienrat Arnold Hauser ; fortan waren Renaissance und Manierismus , Barock und Dekadenz meine Messlatten . Finde heute , dass ich meiner Jugendkultur durchaus treu geblieben bin , Autoren etwa , die ich schon einmal im Vorsprung für mich leben ließ :

 

Vor allem Henry Miller , seit dessen Pioniertaten für mich weiterhin

zählten : Künstlers Sensibilität  , die Selbstversicherung in künstlerischen und literarischen Traditionen ; und Frauenpräsenz , mehr optisch als haptisch , leider , oder nicht leider ? ( Fußnote : Kann mir heute

schon gar nicht mehr vorstellen , die leider notwendige Energie ins Rumkriegen aller wahrgenommenen attraktiven Frauen zu investieren ;

 

zurück also zum Wesentlichen und zur Bestandsaufnahme :

`For I have lived today ´: Mein Heute teilen , wenn auch gelegentlich

widerwillig , Musil , Proust , Conrad , Swinburne : Dieses namesdropping ist ein teures Ambiente , nicht in der Erstwährung Geld , aber in der Zweitwährung Zeit   ( wobei mich diese Zeitaufwendung natürlich immer auch am Gelderwerb gehindert hat , nicht aber am Neidempfinden ,an Differenzwahrnehmung , an der  Urbarmachung  der Sümpfe von Profilhausen) .

 

25

Über Kundendienst

 

 

oder was sich so nennt , wenn Du Beratung bei t-online brauchst …………….

Vor mir werden einige gebrochen Deutsch Sprechende ,Türken vermutlich , von unmotiviertem oder überfordertem Mitarbeiter (!) abgewimmelt mit Hinweis auf Gebrauchsanweisung  ; andere meiner Gattungsgenossen  nutzen die Angestellten schamlos aus mit der 97 .Nachfrage im Bereich technischer Details ; ich verlasse wutschnaubend nach einer Viertelstunde die Filiale , trinke irgendwo Kaffee ; beim zweiten Anlauf , ist die gleiche ( freundlich lächelnde ) Oma immer noch da , der Angestellte ist immer noch zuvorkommend und charmant .

 

Und dann das allgemeine Gefeilsche um Prozente , Festnetzguthaben , Vertragsvorteile ,Vergleichsportale , Sonderkonditionen , Sonderangebote , befristet , nicht mehr , jetzt ein Nachfolgemodell , viel besser und günstiger , hat außerdem den XY-Service .

 

Phobie , sagte ich ? Deutschland frömmelt wieder .Deutschland will wieder alles richtig gemacht haben .Dies ist das Land für die Konzentrationsleistung , keine Blöße zeigen , sich auskennen , Scherz beiseite , ab hier tuts richtig weh , wie , Du hast noch das alte Modell ?

 

Stell Dir vor , Dein Nachbar tuschelt hinter vorgehaltener Hand über

Dich : Der da, der Müller ,  hat doch neulich glatt 1o Cent pro Minute zuviel gezahlt ! Stell Dir vor , der arbeitet auch noch mit dem XY Format ! Stell Dir vor ,  der weiß nicht , wie …dass… Dies ist der neue soziale Tod .

 

Unglaubliche Intelligenzen hat die Menschheit seit 1990 mit einander verlinkt , jeder weiß , wie man mit egalwem am besten kommuniziert ….Die Frage,

WIE /  WORÜBER /WARUM reden wir hier eigentlich ???! :

 

Diese Frage hat was Unfeines wie Körpergeruch .

Na ja , dass Deutschland eine Servicewüste ist , das wäre ja mal doch ein allgemein interessierendes Thema , über das man sich so richtig inhaltlich enervieren könnte . Nein , ich bin nicht Besucher beim Evangelischen Kirchentag .

 

26

Über Ruhm und Ehre

 

 

Retirement Blues und warum der unbekannte Künstler seinen Frieden mit der Welt machen sollte ; war es uns auch nicht beschieden , sich einen Namen zu machen :

 

 

Der Tod ist sowieso

bleischwerer Normalfall ;

unser Leben als `Jammertal

und allenfalls kosmisches Stäubchen´ :

ist reinstes , rares Sahnehäubchen !

 

 

Sooo begabt war man denn vielleicht auch nicht ? Begabung , ander Leuts Leben zum Glanz bringen , ist vielleicht auch nicht die einzig denkbare und stilvolle Daseinsrechtfertigung ? Selbst wenn Du Dir Begabung erarbeitet hast , diese ausdauernd aus Dir herausgemeisselt hast: Das Menschengeschlecht ist nun mal der allergrößte Ressourcen-Verschwender nach dem schwarzen Loch .

 

Mit wem will ich es eigentlich aufnehmen ? Das Lexikon der Weltliteratur bietet Hunderte von Schreibern , die sich in ihrem Kulturkreis vorübergehend einen Namen gemacht haben , und welche in der rheinischen Großstadt wo ich wohne kein Lehrer für Deutsch und Literatur vom Hörensagenkennt .

 

Nein , man sollte auch nicht heute (2013) kleinlich konkurrieren wollen mit jüngeren .

Nein , ich habe es nicht rechtzeitig verstanden , dass nicht jede Zeit Dichter braucht und ehrt. Von Hölderlin bis Enzensberger ergab sich  eine Ausnahmeepoche mit ihren Rahmenbedingungen :

Orientierungsbedarf ,panischer ,auch modern-narzistischer ; Identitäts-und Stabilitätssuche inmitten von Weltkatastrophen –……. selbst unabhängig von öffentlichen = fürstlichen Aufträgen reichten diesen Bohémiens  anderthalb Jahrhunderte Begabung , Glück , Skandal – und man hatte seine Distinktion .Sie hatten wohl auch das Glück , dass sie noch eine Bourgeoisie épatieren konnten.

Bohémiens kopieren mit Schal und  Schwindsucht ! Geht ja nun gar

nicht .

 

Letztlich liegt ohnehin vielleicht alles , was Kulturpessimismus so betrauert , an einer historischen Krise des Wohnzimmers .

 

Heute schreibt was es so gibt an literarischer Intelligenz nicht mehr an Verlagslektoren , macht vielmehr kompetent irgendwas `mit Medien ´ im Internet , während man noch nicht überholt ist , und hat es gefälligst mit 30 geschafft , Popstar zu werden ; hinreichend ironisch ( ist immer gleich = anspielungsreich tiefsinnig !) Blödelebenen anzapfen und bedienen zu können .

 

Zur Verdeutlichung : Rudolf Alexander Schröder  ist nur wenigen Germanisten noch bekannt , sicherlich nicht mehr der Mehrheit der heute ein Germanistikstudium bewältigenden Jugend . So what ? Schröder tat es –

 

-für seine In-group

-für die , die seinen zugegebenermaßen großen Referenzhorizont teilten ( die großen Toten , die ihm wahrscheinlich doch nicht  über die Schultern guckten beim Schreiben  )

-fielleicht für die Frau wo er von verert werden wolte ………

-für sich selbst

 

irgendwie eben : aus Prinzip ! Das ist ja nicht unfair .Das kann ja jeder .

 

27

Über Wurzelbehandlung

 

 

Der Kahlschlag des Erfolgs , zu besichtigen in diesem Posterladen  ;

kühne Konzepte totreproduziert bis jeder es gemerkt hat : Ja , dies

war der richtige Erstblick auf etwas überraschenderweise Schönes –

etwa ein deformierter Körper – , neu gesehen weil jemand die Lampe umgestellt hat , und jetzt gehört es in den Flur jeder beliebigen Zahnarztpraxis.

 

Wir stellen uns diesen Halbtraum in Pariser Impressionistenateliers

1880 vor : Ja , da gelingt uns gerade etwas ….wieso sehen WIR das und die Anderen nicht ? Aber , wir Künstler haben ausnahmsweise Geduld , spielen fast und haben besten Gewissens Geduld …..

 

Wir Späteren in Kenntnis des Dilemmas der Avantgarden stellen uns

vor , auf den Atelierspeichern über den Boulevards habe eine Art Naturalienwährung gegolten : Etwas Substanzhaltiges jenseits der

Marktwerte ; Substanz in den Gesprächen , in den Inspirationen , in den Überarbeitungen , in den wie im Rausch hergestellten täglich drei bis vier Ölschinken van Goghs .

 

 

28

Über Turgenjew

 

 

13.6.2011 anlässlich eines Vater-Sohn Konfliktes über Facebook-Eintragungen des letzteren : Möglicherweise haben die beiden Generationen gemeinsam , dass sie jeweils  sehr produktiv waren , was kulturelle Hervorbringungen angeht ; naiverweise meint die Väter-Generation , dass ihre Pop-Heroen , etwa die der 60er und 70er Jahre , Klassikerstatus ` für alle Zeiten ´einnehmen könnten ……was in 20 Jahren möglicherweise aber auch wer für Snoop Dog reklamieren wird  .

 

Was die beiden Generationen unterscheidet , ist ihr Verhältnis zur überkommenen Kultur . Die 68- er waren  im Vergleich sehr lebhaft interessiert an allem , was ihre Väter- und Großvätergenerationen hervorgebracht oder auch nur gekannt hatten . Oft suchten die Revoluzzer über  die Rezeption dieses Erbes die Auseinandersetzung . Vielleicht war es sogar so , dass sie am literarischen , künstlerischen , musikalischen Kanon der klassischen Moderne , aber auch des 18. und 19. Jahrhunderts ,  die Eltern messen wollten :

` Wenn Ihr Brecht und Thomas Mann kanntet , wie konntet Ihr auf Hitler hineinfallen ? ´ ` Wenn Ihr Mozart und Bach kennt , wie könnt Ihr Euch

Heintje anhören ? ´

 

Dieses Insistieren geschah sowohl in polemisch-distanzierender Perspektive wie in verzweifelt-defensiv sozusagen fürsorglicher Absicht …….:

` Wir WOLLEN doch etwas an Euch entdecken , was wir akzeptieren können : Deswegen lesen wir 68er rund um die Uhr , diskutieren , suchen , stellen Alles in Frage , vergewissern uns  ´ .

 

Heute ist das anders .

 

Gründlich anders . Geschichtsachsenzeitverschiebend anders . Im ganz schlimmen Normalfall merken es die heutigen Teens gar nicht , dass ihre

68- er Väter und Mütter  ( ehedem   dauerjung , wir –nehmen-Jungsein-nämlich-ernst- jawohl-jung ) , ihre Erzeuger und Erzeugerinnen also besagte akademischen und ästhetischen Ideale längst verraten haben : Wo Kultur war soll Essenskultur werden , „ welches Öl nehmen Anne und Peter eigentlich nochmal zum Coq au Vin ?“  Fragen , denen sich die Teens erst in zwanzig Jahren stellen werden , vielleicht ,vielleicht auch nicht .

 

29

Über Qumran

 

 

11.6.2011 Pfingstausflug nach Rolandseck/Bonn : In der Residenz-und Universitätsstadt , Bundesstadt etc  Gewitter und Sturzregen , die einen in den Bücherladen treiben , in diesem Fall genauer und pikanter

gesagt , eine Art Bücher-Lidl , modernes Antiquariat , Wohlthat  nun

ja . Wühltische  , nicht in allen  der Inhalt alphabetisch  arrangiert , lieblose Preise per Zusatzetikett , viele samstägliche Gewitterflüchtlinge umherflanierend , in manchen Ecken sogar drängend .

 

Warum schreiben ? Weil – ahem ,  es ja auch noch das Gegenstück

gibt , sage ich mir reflexartig , das Gegenstück zum Lieblosigkeitsramsch ( wobei besonders widerlich hier die Heuchelei ist : Das Kulturgut Buch – zu sensationell günstigem Preis – und nur SIE wissen dieses Angebot zu schätzen !) – das Gegenstück also zu dieser zugigen Scheune ist die Library of Congress : Jedes im Lande ( oder in dieser Sprache ) gedruckte Werk  wird dort bekanntlich in einer Art Sicherheitskopie für  die Jahrhunderte aufbewahrt .

 

Also dafür schreiben  ? Aus drei Rezipienten mach zwei : Nur noch Du selbst – und eine – sein wir ehrlich – fiktive Nachwelt , petals on a wet black bough ; Deine Zeitgenossen , lesefähig und deutschsprachig sind bereits aus diesem Film gelöscht : Du kannst sie in der U-Bahn rempeln , aber sie sind inexistent , wenn es um ein Publikum für  Deine  Werke geht .

 

Man muss einfach allein sein können , sich suggerieren , nur so sei man in guter Gesellschaft ; und Goethe hat ja auch nichts mehr davon , dass er mal ein Popstar war .

 

 

30

Über Sperrmüll

 

 

Befreit die Uhren , sagte der alte Mann , in unseren Wohnungen stehen wie  unheilvolle Ikonen Uhren in jedem Winkel , woimmer man sich gerade aufhält , eine Uhr sagt wie viel Zeit wir schon verplempert/noch zur Verfügung haben , unsere Zimmer sind ein Zeitverhau , uhrverbarrikadiert.

 

Und auf der Strasse schalten uns Ampeln Zeitkontingente zu  , kleine Uhren laufen ab , Rot heisst : Da nimmt dir wer 30 weitere Sekunden , die Du woanders versuchen darfst aufzuholen .

 

Ich bin ein alter Mann , meine Uhr ist fast abgelaufen , Menschen sehen mich an wie Zifferblätter , auf denen die Zeiger mehr wissen . Lasst uns die Uhren befreien , beweist Stil , richtet Euch nach der Sonne , nach dem Wissen der Vögel morgens und abends .

31

Über Kulturarbeiter

 

 

Selecao . Was die Menschheit ( drunter tun wirs heute nicht ) an ihren Pädagogen hat :

Lehrer sind Sonden , Bewahrungsscanner , Konservatoren : „ was wird es bis ins nächste Jahrzehnt  noch schaffen , was ist von der je neuen Generation unserer Jugend schon verworfen worden“  – bzw. von deren Animatoren , den Powermachern unserer Jeunesse dorée  , der  tatsächlichen Verkörperung der fortschreitenden Zeit  mit darwinistisch gutem Gewissen dabei  zu vergessen und vergessen zu lassen .

 

Lehrer arbeiten in dieser Brandzone , der Schnittstelle von gestern und

überübermorgen , beim Versuch , Thomas Mann noch ein paar Dekaden zu gönnen  , ihn und sagen wir MonteverdiHändelMozart über dem Kopf so hoch zu halten , dass die steigenden Wasser sie nicht wegreissen , prosaischer gesagt : Sie nicht irgendwo im hintersten Regal , der hintersten Datei landen wo nur ausserordentlich  Vereinzelte sich ihnen nähern können .

 

Lehrer sind die Taxierer der Bewahrbarkeit , Schmuggler , Barrikaden-kämpfer , Statthalter ; eher selten im Einklang mit überwiegend unrealistischen Richtlinien ; sie entziffern verzweifelt die Zeichen der kulturellen Mindesthaltbarkeiten : Best before 2009 .

 

 

32 Über definitive Kunsttötung

 

 

( oder : Ihre Probleme hätte ich gerne , sagt mir das Erdrutsch/ Erdbebenopfer von Santo Domingo oder Brasilien ;) komme gerade vom Zahnarzt , wo ich wegen langer Wartezeit intensiver als nötig die dort ausgehangenen Kunstwerke seiner Gattin  betrachtete :

 

Jeder jedem also , so die Botschaft des Wartezimmers , ein Künstler , die Tarnung des Wassertropfens im Ozean , die Speisung der 10.000 ; nur 100.000  Angehörige meines  80 Mio.Volkes schreiben Gedichte , was wollen Sie eigentlich , ist doch eine exquisite Rate , na ja  `Alleinstellungsmerkmal ´ – wäre natürlich übertrieben .

 

Was bleibt fürwahr dem Künstler inmitten der Zahnarztgesponse ?

 

Sich abfinden damit , dass man wahrscheinlich nicht das Publikum bekommen wird , das man meint , verdient zu haben , nach all den Besuchen im Museum und den Zwiegesprächen mit verstorbenen Geistesheroen auf Herbstspaziergängen .

 

Sei gut erzogen , belästige nicht alle Welt mit Deinen Geheimnissen (s.v.Verdauung ) .

 

Imaginiere Dich im Garten des Decamerone , um Dich herum wütet eine moderne Spielart der Pest ( s.o.Erdbebenopfer ) .

 

Blogge und suche Gleichgesinnte , die Du nie sehen wirst und die Dir nicht genügen können als Publikum : Du hattest immer in größeren Rahmen gedacht als sie der Bildschirm liefert .

 

Sei  nett und tolerant , be a good sport , sei ein guter Verlierer .

 

Imaginiere Dich als Gesprächspartner von Shakespeare , Goethe , Rilke

( letzterer ein besonderer Neidfall , da er es durch nichts als seine Schreibkunst zur Gunst der Frauen und einem Champagnerglas auf dem Schloss brachte , sans adresse fixe : also auf immer Dein Lebens-führungsvorbild ) .

 

Bastele Dir Scheuklappen und Ohrenschützer , auf dass Du nicht leidest unter denen , die weniger diskret als Du mit ihrem Künstlertum um-gehen .

 

Freue Dich an Deiner Bibliothek : Wer da nicht alles nur für DICH

schrieb ! DU- der Einzige , der diese Dichter kennt und privilegiert versteht ! Pour le Mérite …

Wer in unschuldiger oder arroganter Unkenntnis aller dieser Geistesgrößen  ( wie heisst diese Dichterin ? Dickinson ? ) sich an seinen eigenen Zeilen ( viel zu wenig !) abmüht , springt doch mühelos unter der Latte des Lohnenden hindurch – anders als DU !

 

Serenissimus : Die Suche nach Publikum hat was – wir ahnten es

bereits – Plebeisches ; Aristokraten haben das nicht nötig .

 

Sei eine Art Tempelmönch in Kyoto und Umgebung : Die Natur Dir der wichtigste Impulsgeber , Du : Ein erkorenes Echolot .

 

Die Zeit , die andere über der Tastatur zubringen , steht Dir zur Verfügung für Erotik , Gedankenflug , Lektüre , Museumsbesuch .

 

Achte auf Durchzug , gönne Dir diese besondere Arroganz , Deine Gedichte seien Evergreens und Mittel gegen Mundgeruch , Menthol zum

Hören/Lesen  .

 

 

33

Über Chronologie :

 

 

Ein kleiner Versuch über die Bohème .

Natürlich hätte man damals ,  1970 ,  nicht einer neu nachwachsenden Jugend  ( Geburtsjahr 1965/70/75/80 etc ) das Recht abgesprochen , ihre eigenen Idole zu Olympiern  zu erklären  ( theoretisch ) ; aber man hätte doch wenigstens gerne dauerhaft und unwiderruflich  die eigenen Götter als Klassiker deklariert : Beatles Stones etc .

 

Und das hat nicht geklappt : Nur  MEINE Generation findet die Beatles noch wichtig ; die nächste nennt Andy Williams unverzichtbar .

 

Nächste Kunstepochen werden vielleicht Namen überhaupt abschaffen

( weil deren Erinnerung nicht lohnt ) ; Kunst zu Ende demokratisieren ? verzichten auf den jeweiligen neuen Messias ?

 

Wahrscheinlich wird dies  doch nicht eintreten  , weil Kult  kommerziell definiert wird ; also wird der Markt die Messiasse schneller aus-

tauschen ? und ein bisschen von Zeit zu Zeit in `cover ´ und `retro´ machen  , in Nostalgie und Kuschel und Geschenk für die Oma : Soviel zum Thema `unsterblich ´.

 

Aber meine Working Hypothesis ,damals,  mit 18 , entliehen vom klassischen Bürgerschreck (!)  Henry Miller : Der Schreibende ,

Bohèmien , Kreative  meistert ALLE relevanten Vorgängerkulturen , kennt sich aus , kommuniziert mit ihnen , entlehnt Versatzstücke , kann dies in aller Freiheit tun , aus dem Off des nichtsnutzigen Punk ….

 

diese Theorie ist widerlegt : Alle Arten von zeit- und altersbedingten Limitierungen  ( wer kann schon alles lesen ) machen solche Jumelagen und Korrespondenzen unmöglich .

 

Wish I die before I get old : Auch keine Antwort .

 

Warum fällt mir die Passage aus Durrells `Alexandria Quartett ´ein , in der ein alter Schreiber in Gesellschaft eines Kindes auf einer einsamen griechischen Winterinsel über die Zeit nachdenkt ? Und sich und das Kind geborgen weiss …..

 

Die Idee der Bohème zu Ende gedacht  ( aber MICH hat sie geprägt !) :  Man will einen schönen Tag im Museum der eigenen Existenz haben . Man will tragisch scheitern….aber nur vorläufig  ; später wird man (wieder)entdeckt und kommt ins Panthéon .Oder man lässt sich in den Suff fallen , weil alle diese Kleinbürgerkretins sowieso nicht verdient haben , dass sie einen entdecken dürfen . Oder : Es ist Kaleidoskop angesagt : Nach dem nächsten  Mittelalter entscheidet eh wieder der Zufall , welche Manuskripte den Brand im Kloster überstanden haben  ; was aus dem Parthenonschutt geborgen wird .

 

Der Bohèmien ist in seiner Verachtung des Spießbürgers und Durch-schnittsmenschen verkappter Aristokrat und Kulturpessimist  : Alles wird unterm Zusehen noch schlimmer . Man kann ja nicht überall sein .

 

Der Bohèmien ist einerseits Verteidiger der Arbeitsteilung ( Ich Künstler , Du Bewunderer )  , andererseits als Genie auch erhaben über die handwerkliche Kompetenz :  Es zählt die Kunst des Konzipierens , des  kindlichen `Als ob ´ , der Gedankenblitz . Der Bohèmien ist so hoffnungslos verraten an den Spießbürger : `Sie schreiben Gedichte ? Meine Oma auch . ´

 

WENN….man Künstler ist : Entweder man findet die Bestätigung in einem Publikum …oder in einer Existenz als älter werdendes Kind .

 

Koppeln, diese Resignation , mit der Entschleunigung von Zeit : Was solls , wenn man scheitert ? Man darf sich ruhig Zeit nehmen , weil es die jeweilige Aussenwelt hartnäckig nicht interessiert , ob man fristgerecht liefert .

 

Also : Was bleibt : Das Museum , ( bildlich gesprochen : Bei sich selbst zuhause oder während des Waldspaziergangs ) oder im Wortsinn , schön absurd wie in Antwerpens `Museum voor Schoone Kunsten ´   mit massig  Klassizismus am Giebel , konkret : bitte gut beheizt und beleuchtet  ( muss man sich dann nicht tatsächlich für die kommunale Haushaltslage interessieren  ?!) ,  nicht zuuu überlaufen vom Bildungstourismus ; unbedingt ein Museumscafé für das Weitermachen , also die Szene drum rum . Natürlich hat Woody Allen damit das letzte Wort .

 

 

 

34

Über Elektromobilität

 

 

Sagten Sie Irgendwo ? Warum noch reisen : Jeder Ort gibt sich endlos flexibel sofort als zweiter , anderer Ort aus : Die Kneipe in Leiden NL etwa  als Art- Déco- Wartesaal in amerikanischem Bahnhof der 1920 er Jahre . Geht man also hin und sagt : Ich möchte aber , dass es hier aussieht wie in einer holländischen Studentenkneipe ?

 

Auf Mallorca einen  bajuwarischen Heustadel , in München einen Irish

Pub : Irgendwo unterwegs müssen sich unsere Kondens-Streifen gekreuzt haben als Du  dieses , ich jenes originale Reiseziel an-steuerten ; andererseits , sagst Du , gibt es auch diese unterlaufende Identitätsmasche : Wenn eine Kneipe in England sich genau nach dem stilisiert , was im Deutschland der 1960er als `typically British country club cottage ´ verkauft wurde . Und natürlich im Rheintal die `gothic

ruins ´ speziell für  Japaner und Milwaukee Rovers .

 

Aber das gab es schon bei Goethes Italienreise . Verhaltensauffällig eher Deine Suche nach etwas Echtem  , Authentizität .

 

Echtheits-, Identitätszwang versus zwanghafte Originalität ……….. was dann paradoxerweise sofort auch bedeutet : Zitat ? Warum noch reisen ? Vor allem : Wohin nur  ? Wohin ? Was mache ich mit meiner Wanderlust ?

Schlachtruf :     Wir  sind gegen Post-Histoire /

                            und hättens gern wies ( noch nie ) war ?

 

Nein , Ihre Bewerbung als  Reisekauffrau scheint uns eher aussichtslos .

 

 

35

Über Vater und Sohn

 

 

Märtens sah im Scheinwerfer etwas am Strassenrand liegen , was gut ein menschlicher Körper hätte sein können . Er fuhr ohne die Geschwindigkeit zu vermindern weiter .

Geschwindigkeit entmündigt , dachte er . Dieses Tempo , gute 9o Sachen auf zweispuriger Stadtautobahn , gibt man nicht so ohne weiteres auf .Nein , ich konnte nicht halten .

Sein Sohn sieht das anders . Geschwindigkeit macht mündig , meinte

er , ich bin autonom und kann entscheiden , wo ich sein will ; aber realistischerweise  nur , wenn ich mit dem Flugzeug nach New York kann und nicht den Dampfer nehmen muss .

 

36

Über Auswurf

 

 

Da sagte der Dichter :

Eine passende Einstellung gegenüber den unendlich vielen unnötig lauten SmallTalks in den Sitzlandschaften an den Gates  kann nur Demut heissen . Jeder Screentupfer entmannt mich zwar ; jeder Schwätzer zeigt mir aber meine Kompetenz sobald er nur den Mund auftut .

 

Ich bin nicht mehr gesellschaftsfähig weil…… ich mittlerweile  allenfalls jeweils EINE Person ansprechen oder überzeugen kann : Nämlich den Leser in seiner Einzelheit  (absurder Vorwurf an die Schwätzer am Nebentisch : Wie , Ihr lest nicht ?! ) Gruppenweise Menschen  sind mir  ein Überfall ;  Tarnfarbe : Gewäsch .

 

Warum langweilige Menschen eine Zumutung sind ? Weil jeder Mensch

irgendwie doch zum Hoffnungsträger geboren wurde .

 

37

Über Jacques Loussier

 

 

Barockmusik ( im Vergleich zu Romantik horribile dictu ) : wie in einem freundlich geöffneten Nebenzimmer gespielt ( wohingegen einen die Romantik immer in eine Intim-Ecke eines schwitzigen Tete-à-Tete quetscht ), wie auf freundlichen Kacheln kaum ein Spur hinterlassen ; Dezenz einhalten .

 

 

38

Über den zweiten Bildungsweg

 

 

und warum Lehrer so reisegeil und wegfahrselig , wie auch spitzbleistiftisch kompetent nichts anderes tun denn in den Vorferien

Ferien antizipieren und oder auf Verbesserung von Reiseprojekten nachbedacht selbige meist lauthals öffentlich nachbesprechen ,  dankbar dabei vorgeblich für Verbesserungsvorschläge , durchaus aber auch  mit Augenmerk für ausreichende Unterbeweisstellung eigener spezifischer Veranlagungsprofile wie des weiteren Daseinsbewältigungskompetenz auf Grundlage von psychohygienisch nach  bestem Vermögen evaluierter Lebenspraxis  (was nicht ausschließt Sichtung individuell teildefizitärer Persönlichkeitskomponenten ) .

 

Yes , I mean it : Lehrer sind gute Familienmenschen ; ihre Schüler  die ihnen anvertrauten Pflegekinder . Weswegen  Schüler Lehrer auch weiter beschäftigen jenseits der 2-Uhr-Mittagspause , nicht selten frühmorgens auf zerwühltem Kopfkissen .

 

Lehrer merken , was Schüler alles nicht mitkriegen können , pubertätsdurcheinander wie sie sind , und reisen also etwa auch stellvertretend :

„ Ach , schön wäre  es , sie könnten jetzt auch hier am Vesuv stehen .“

 

Lehrer sind die Erben patriarchalisch/matriarchalischer Clan-

oberhäupter ; bei ihnen laufen eben noch alle Fäden zusammen ; selbst meterdicke Betonwände würden sie nicht von erzieherischen Verantwortungen trennen können .Wenn schon , denn schon : Greift man also aus Distanzierungsbedürfnis nicht nach Beton , sondern nach Billigflügen .

 

 

39

Über das Kastanien-Café

 

 

( Ostende Oktober 2009)

Eine Art Bernsteinkappe liegt  über der Stadt : New York und ich in den eternal sixties ? Nein . An den Strassenecken belgisches Parken , dass es einer deutschen Politesse den frühzeitigen Infarkttod einbrächte ; für mich drückt diese Nutzung von Strassenrand Zutraulichkeit und Präsenz so aus wie ein Kind  sein Spielzeug unpanisch im Sandkasten vergessen kann .

Ich bin auch hier nicht mehr 30 ; fühle mich wie ein alter Acker in etrurischen Hängen  : Durchaus steinig , aber altgedient und schon zu Römerzeit Menschenfreund.

Belgien hat die Familiarität , die van Gogh in Arles zu finden  meinte  und malen zu können : Man hat Zeit , wir/das Leben hat Zeit , ist noch nicht verplant , nichts ist verloren , das Szenario würdig wie eine Grande Dame . Eine Sarabande abendlich leerer Busse auf dem Weg zu Depot oder Einsatz .Und die Herbstsonne  auf den Fensterwänden der 60 er Jahre Immeubles ( irgendwie bauten hier damals archtitektonische Musterknaben , die die Moderne verstanden hatten ) wie Niagaras .

 

( Mal weghören wer immer nicht in den frühen 1950 ern geboren wurde !

Die Gnade dieser frühspäten Geburt erlaubt uns ja die Welt zu ordnen:

Was waren die 60 er Jahre zutraulich dosiert aufregend und fürsorglich

restkonservativ ; unsere älteren Brüder und Schwestern die eigentlichen

Heroen des Neuanfangs ; was für einen Unsinn haben wir dann selber aus den 70ern gemacht : Kraftprotzende Welterklärer und haltlose Kitschfinder , die dann dem Dreigestirn der Reaktion in den 90ern

( Reagan ,Thatcher , Kohl ) nur noch Magenschwäche entgegenbringen konnten …. )

 

Das Flämische am Nebentisch ist im Abseits verschont worden , sagt der

Deutsche . Weil wir an Rhein und Weser in den 70ern die deutsche Geschichte mit allem Recht hassten , absorbierte sich das Englische wie auf gierigen Schwämmen : Weg von , hin zu .Und einige Jahrzehnte später ist die deutsche Sprache vollends hingerichtet : Zwischen

`input ´und `feedback ´ haben wir internationale Modernisierer langfristig  einen teuflischen Sieg errungen ; auch über die englische Sprache , die einem nicht sympathischer bleiben konnte durch ihre Griffigkeit , ihre allzeitbereite `toolbox ´ . So hat meine Generation das traurige biographische Verdienst , mit einer Revolte zwei Sprachen  beschädigt zu haben ….wovon man im Europa der kleinen Sprachen nicht ganz so viel merkt : `With a Little Help from my Friends ´ .

 

Wenn mein Blick in den Spiegel fällt , wirkt mein Gesicht  entweder aufgeschreckt  oder unschnell dumm beruhigt .

 

 

40

Über Interkulturalität

 

Ibn Battutas Reisen bleiben – auch wenn Google Earth mittlerweile alles besser kennt als die Zeitgenossen des arabischen Weltbesuchers  – ein dauerhaft menschenfreundliches Unternehmen : Er vertraute darauf , dass hinter den Bergen und Meeren irgendwie immer wer haust der potentiell freundlich und kultiviert ist  : Der Mensch ist jemand , der besuchswürdig ist ! Humanismus als Geographie und umgekehrt .

 

In seinem Buch leben synchrone Menschen über die Erdteile verteilt . Alle diese (heute )Toten sind gutmütig .Tote  haben uns viel zu

verzeihen , haben uns verziehen , sind die besseren Menschen .

 

 

41

Über Ausnahmesituationen

 

 

1348….eine Pest aus kleiner Gewaltbereitschaft und Kulturverweigerung hat die Stadt im Griff ; Männer und Frauen verschieden ansprechend und betreffend , aber im Effekt bündelnd : Die Menschen unterliegen einer Seuche .

Vielleicht sollte ein Boccaccio mich auf ein Landgut zur Flucht einladen  ; jemand , der sich allgemeiner Lachgier entzieht , dem Profilgeiz in einer Gesellschaft , die wieder einen Heiligenschein verehrt , nämlich das Scheinwerferlicht der Bühne  : Jeder  bisswütig bereit , sein Recht auf Bühne durchzusetzen .

Manchmal wollen diese Menschen sogar aus dem Container oder vor dem Übertragungswagen fliehen und frönen dem Tourismus , womit sie die Seuche gleichmäßig auf alle erschlossenen Teile der Welt ausdehnen ; sie schmachten in der Toskana oder der Algarve oder auf Bali nach dem Softporno , drehen alles und eignen sich alles an und unter , um sagen zu können : Ja , jetz is ausreichend gewürzt.

Gesellschaftsunfähig ist man in Spiegelambientes gefangen , dies ein anderer Aspekt der Seuche , abhängig von kurzfristigster Pointenseligkeit , Schulterschlüssen mit dem einig Volk von Bühnenarbeitern . Wir  sterben nicht so schnell an dieser Pest , die sich seit der Romantik  stetig  zu Tode gesiegt hat ; aber sie lähmt wie ein Ozean von neuer Dunkelzeit , Wikingereinfall , Hexenverbrennung und Hunnengefahr .

 

 

42

Über Magnetismus

 

 

Auf den Gewürzinseln ( will sagen … da, wo sich ein angenehmes zivilisatorisches Gleichgewicht  , Ergebnis guter Arbeit eben , herstellt : Freie Zeit UND Appetit auf Lektüre und sonstige geistige Tätigkeit ; Geld UND die wohltuende Geschmackstätigkeit des kritischen  Auswählens u.ä. )

 

Es versteht sich , dass die meisten dieser Stützpunkte im Ausland sind , manchmal haben sie sich aber netterweise auch in meine Wohnung verirrt .

Störend auf den Gewürzinseln im europäischen Ausland  : Wenn zuviele Kompatrioten selbige entdeckt haben und lautes Deutsch angenehmes Ausländisch akustisch an den Rand drängt .

Ich versuche mich zu trösten , seinerzeit sei die Fondazione Tedesci in Venedig eben halt auch deutsche Exterritorialität mitten in einem Märchen gewesen , leider vorgeschrieben und sogar lebens- und unternehmenspraktisch bedeutsam  .

 

Auf meinen Gewürzinseln ist die Uhr ein Schreibgerät –und umgekehrt .

 

 

43

Über sanften Imperialismus

 

 

Chamäleon …… wie ich da neulich wieder  im Ausland meinen Deutschenhass von der Kette lasse :

 

ICH !

bin der bessere Ausländer! Ihr HolländerBelgierFranzosen vergesst ja , dass und warum Ihr die Deutschen eigentlich eliminieren solltet , das Prinzip  `Deutsch ´ möglichst widerlegen ; hier also ICH ( und meine Magenschmerzen , wenn am Nebentisch in Maastricht Deutsch gesprochen wird )….

 

Aber :

Formulieren wir Einwände gegen  gerade  gesagte Schroffheiten : Als guter folkloristischer , sagen wir belgischer Katholik : sollten wir nicht  einfach auch verzeihen und den Nächsten mit seinen Fehlern hinnehmen , ihm  sein Deutsch- und lautsein nachsehen ?

 

Und : Kaum sind wir wieder jenseits der Grenze , horribile dictu zuhause , schätzen wir die Reflektierten und Humorvollen unter den Teutonen im Freundeskreis , in den Feuilletons , bei den Kollegen ….neudeutsch : taking the rough with the smooth und : Unser tägliches Worpswede gib uns heute .

 

 

44

Über Ökonomie

 

 

Bundesweit gefragt : Was macht das Leben in diesen unseren Städten  so hassenswert ?

Richtig !  die Hektik , das Gefühl nie schnell genug zu sein , immer ich , der alles aufhält ; eben noch war ich der Autofahrer , der sich über Kriecher aufregt ; jetzt bremse ich selber auf der Suche nach einem Parkplatz ; und überhaupt : Der Mythos vom Parkplatz ! Städte machen einen tempo-intolerant : Nur  MEIN Tempo ist natürlich ; alles, was sonst fährt , ist meine Beeinträchtigung .

 

Dann aber nerven eben auch : Die Leute , die richtigen Personen !

 

Als hätten sie nie davon gehört , dass die moderne Stadt seelenlos ist , vermasst und anonymisiert ,  packen sie lautstark mitten in der Einkauszone ihr Privatleben aus : `Genau , neulich , die Patricia ; sagt sie doch einfach zur  Kati :….´( und jetzt , ungekürzt : die ganze Viertelstunden-Version:  in , jawohl , direkter Rede , ungekürzt , authentisch eben …)

 

Gäbe es da nicht  wenigstens  diese Ausländer , die man so wohltuend :  NICHT versteht …nicht auszuhalten wäre es hier .

 

 

45

Über Leibesübungen

 

 

  1. Spieltag , bin eingeladen zu einem Bundesligaspiel . Die Stars erscheinen mir anders als bei Fernsehübertragungen ; ich denke nach und finde heraus : Die Spieler erscheinen eher wie Schauspieler , nach Mahnung des Regisseurs ` jetzt gebt euch mal Mühe und verhaltet Euch so , wie es Fußballer tun ´;  in der  übertriebenen Deutlichkeit ihrer Bemühungen um Ball und Mitspieler irgendwie ein Mehr an Schwerkrafteinwirkung.

 

Das Stadion ist neu , eine imposant große Schüssel  , in der sich das Event fängt und nicht überschwappen kann ; wer hier ist , ist  Teil des Scheinwerferereignisses , das Stadion eine wenigstens potentielle Bühne für alle : Menschen vier Etagen über einem , wie im Bühnenbild zum fliegenden Holländer , jeder  auch Teilhaber . Jeder hat hier Lampenfieber .

 

Später , nach Abpfiff , ist die Gegend draussen am Stadtrand , nahe den Autobahnabfahrten , noch  stundenlang mit Autos verklebt , röchelnd , wiegend im Stop and Go  . Die Ampeln schneiden sich durch eine Art Bürgerkriegschaos , die vollbesetzten  Busse  KÖNNTE man sich auch mit Blaulicht vorstellen . Ein Inferno!  Nur der Regen ist normal , fällt von oben nach unten , hat sie noch alle . Das Spiel endete 2:2 .

 

 

46

Über die Dombauhütte

 

 

Nichts gegen Pop ,

wenn es denn gelänge , sorgsamer mit seinen Eigenarten und Ingredienzien umzugehen ; wenn man dieses  `Pop ´- Geräusch , vergleichbar dem Knallen eines Sektkorkens , dieses Überraschungs-knallbonbon frisch halten könnte , die überraschende Wahrheit einer Wirklichkeitsaussage poppig immortalisieren könnte …………..

 

anstatt an genau dieser Idee , diesem Evidenzkonzept ( Idee vor Handwerk) die schlimmstmögliche Sünde  zu verüben , besagten Song durch alle Radioprogramme und Einkaufsmalls in Dauerschleifen zu schleifen , bis Titel und Refrain auch noch bei Demenz-und Amnesiebefallenen sich eingerastet haben ;

 

was neu war ist mittelalt am allerältesten .

 

Ganz anders , so der zwischenzeitlich auf  E-Musik ausgewichene

Hörer , sähe die Sache schon aus , wenn ein Popkomponist  auf die Aufnahme seiner Idee verzichten würde , besagten Ohrwurm auf ewig nur als Live-Song dem Publikum bietet ; ` ja , wir kennen dieses Lied , aber nur vom Hörensagen ´ ( Schwarzkopieren während der Aufführung müsste entsprechend dringlich verhindert  werden  , sagen wir , unter glaubwürdiger Androhung von Übersetzungszwangsarbeit : alle Top-5o Texte  in eine  dem Sünder unvertraute Kultursprache….. ) .

 

 

47

Über Neuestes aus Kunsthausen

 

 

Man nehme :

Eine auf ihren innovativen Ruf erpichte Kleinstadt ( früher Bergbau , jetzt Schlaf-und Dienstleistung ), in der es selten ,  heute aber trotzdem stattfindet ( das Event ) ; die schöne neue Stadtbibliothek ; der in Schale geschmissene Bürgermeister ( schlechter Redner ,  früher Gärtnermeister ) ; die Kulturdezernentin .

 

Um bei ihr einen Augenblick innezuhalten :

Wannwennnichtheute  !! ist sie berufen , nimmt ihre durchaus zahlreiche Honoratioren-hörerschaft bei der Hand und führt sie durch den Fundus der Ausstellung ; es knistert ! Nein , nicht vor Spannung . Es ist das Geräusch beim Auswickeln ihres Hochglanzwortschatzes , einschlägige Lexis : Die Exponate `appellieren´ ,  sagt sie ,` an  sowohl den haptischen wie den olfaktorischen Sinn des Betrachters ´, ein offenkundig Verrückter fällt ihr mehrfach provozierend und unqualifiziert ins Wort ( ` Sie mit Ihrem Blabla ! Hick ´ ) , was das Publikum zu großherziger

Solidarität  und die Referentin zu sympathischer Tapferkeit  stimuliert .

 

Die Gäste danken nach 2o Minuten Vortrag per Applaus , die Referentin verspricht sich und verkündet  ` die Eröffnung der Ausstellung ´ ; die Frau des Bürgermeisters fällt ihr schnell und verbessernd ins Wort und sagt : Neinnein, damit sei den Besuchern noch nicht das freie Herumgehen erlaubt , erst gebe es noch die Klavierinterpretation zu den  Skulpturen , eigens von einem hiesigen jungen  Talent geschaffen , anzuhören , dies bitte ebenfalls im Foyer

( stehend ,  auf  Bestuhlung hat man verzichtet zwecks Dynamisierung ) und danach gebe es noch einen vielversprechenden  Vortrag , diesmal von Seiten Dr. Himmelgrubers über den Gesamtrahmen der  Ausstellungskonzeption .

 

Alles stöhnt , mehr oder weniger  unhörbar ;  die Senioren mühen sich um physische Contenance ; die Freunde des ausstellenden Künstlers , die ebenfalls Künstler sind und vielleicht eher Künstler als Freunde , insofern als sie hier eher abkupfern , intrigieren , kontakthechten , sich böszungig austauschen wollen , man baut schließlich an der Zukunft ; besagte Freunde also stöhnen mit am lautesten , auf die Uhr schauend , weitere Male missvergnügt Orangensaft oder Sekt von den Tabletts greifend . Die befreundeten Augenpaare  sind schon mehrfach über die Kunstwerke gewandert und suchen jetzt nur noch begegnende Blicke  , denen man ja schon immer mal wieder begegnen wollte ; ein leichtes demonstratives Rollen der Augen im Kontaktfall bietet später womöglich einen Anknüpfungspunkt für Reminiszenzen  : Ja , ich fand es auch schrecklich .Nein , ich fand es eigentlich gar nicht so schlecht . Jedenfalls im Vergleich .

 

( die Reporterin , der Sohn des Künstlers , der Hausmeister , der entfernt mitveranstaltende Assistenzkünstler , der zu einer Skulptur eine Idee beitragen hatte , die Freundin , die hier ihre Freundin abholen wollte . Der Bürgermeister , der gerne noch länger geblieben wäre . Der Künstler , der noch keine weiteren Verpflichtungen für dieses Jahr hat . Die Kulturdezernentin , die dieses Jackenkleid als ihr bestes betrachtet  und steuerlich absetzen kann ..)

 

 

 

48

Über Sussex

 

 

Teil meines genetischen Codes , diese Erinnerungen an die 60er  anläßlich einer Neuausstrahlung der Durbridge- `Strassenfeger ´ .

 

Was lernte ein Kind  , das 1960 wenigstens einige der `Halstuch-Mörder´-Folgen sehen durfte ? Im Fernsehspiel waren richtige Schauspieler gefordert , für das Kind : `Richtige Leute ´ zugegen und -gange ; richtige Profischauspieler ( weiss ich heute ) , die konzentriert die richtige Miene zücken , in die richtige Ecke lang genug gucken ; wenig action und viel verantwortete reflektierte Reaktion auf die Scheibe bringen  ;  man raucht , wenn es diese Reflektion erfordert : `The medium ( Rauchen ) is the message ( das Leben ist gefährlich ,

reizvoll , ein Spiel ) ´ ; hier wurde ein Hauch von  Existentialismus ( s.u. Einsamkeit ) fernsehfähig . In England trägt man englische Tuche  ; der Pfarrer raucht auch , aber Pfeife ; die Damen tragen längere , aber körper=busenbetonte Kleider ; was nicht  diese Busen an Festigkeit und lockender  marmorner Substanz  in die Wohnzimmer , pardon : `dining rooms ´  bringen…………..! Vieles in Ermittlungs- oder Small Talk-Diskurs wird zuverlässig  wortwörtlich wiederholt , als wachten die interviewten Zeugen (verschleierte Täter? ) laufend  aus einem Minutenschlaf auf  ; jeder ist mit seinem Nachdenken allein ( s.o.Existentialismus ) AUSSER dem Polizistenteam ; Nachdenken lohnt sich ; Lügen ist peinlich ; die Farbe Grau bietet ein spannendes Environment .  Die englischen Orts/Vor/NachNamen sind Skulpturen , fast so wie der Busen der Verdächtigen und/oder Unschuldigen , aber anders .  Oder ein Tudorfachwerk zwischen  Butzenscheiben oder die modernen  post – Nierentisch Sofas und  Whiskyflacons : Man trinkt  rituell erst mal ein Glas mit egalwem  so wie man zu Beginn eines Konzerts Instrumente stimmt . Und diese Musik ! Jazz , die große Provokation , ` entartet ´ wie vor nicht langer Zeit  ( allerdings vor meiner Zeit !) in Deutschland

gesagt , jenem Land von Fernsehparvenüs , das jetzt ( 1960ff)  am liebsten bis zur Unkenntlichkeit mit  England verschmelzen würde ; hier wird  Terrain  nach – ( England , der sympathischste Sieger  ) wie vorbereitet : Um die Ecke proben schon die Beatles , in Liverpool und in : Hamburg !

Zur Musik noch : Ach ja , der Auftakt- und Zwischenschock – Jazz ;

Jazz , die  schrille Raubtierhöhle , in der sonst vielleicht nur noch Neger ( direkt neben dem Raubtier ) wohnen ; allerdings gibt es im Film selber keine Neger .

 

 

49

Über Larmoyanz

 

 

Warum ich bei Obamas  Vereidigung weinte ?

Als Künstler weiss ich , wozu Menschen im besseren Sinne fähig sind ; in einer Gesellschaft , die Spiel und  Schaffensfreude  zulässt  und  einem den Rücken freihält . `Familie sein´ ist  gleichbedeutend mit Fehlertoleranz .

Obama übersetzt das Leben zurück in Familien-kompatibilität  : Großeltern hatten schließlich doch Recht , ein Leben lang zu warten  , und  Kinder können immer noch  Vertrauen haben .

Gegen uns alle , merken wir , arbeitet nur ein einziger Feind : Der schwarze Ritter der Zeit , die uns  grundsätzlich alle und immer  hinwegführt ; was wir sogar noch  gutheißen müssen , denn ohne Zeit würden nicht neue Kinder geboren worden sein  .

Der Tod ist für die Existenz der Familie  weniger traurig und beschämend  als unsere eingeborene Treulosigkeit  , die uns aus dem `Jetzt-Zusammen-Sein ´ fortreisst .

Obama  möchte man zutrauen , für uns  das Märchen der Zeitaufgehobenheit zu  realisieren ; zumindest es zu versuchen , zumindest es als wichtigstes Thema zu benennen .

 

 

50

Über Thomas Jefferson

 Was macht Amerikaner eigentlich so dumm ? –

fragt sich der Europäer in Zuständen größerer Erregung , deren Abkühlung zur geänderten Fragestellung führt : Warum tun sie nur nichts gegen dieses Image  ?

 

Kein Originalitätspreis ist da natürlich  zu gewinnen mit dem Verweis auf  die Verwöhntheit der US-Bürger durch die jahrzehntelange Vormachtstellung  ihres Landes : Kriegerisch, ideologisch , wirt-

schaftlich , das Land  so groß , dass  der Durchschnittsamerikaner  nicht oft zu  wettbewerbsfördernden Vergleichen gezwungen wird .

 

Einerseits /andererseits …vielleicht reflektiere ich ein paar nur unscharf abzuschätzende Faktoren :

Traumatische Erfahrungen der Pioniere , ihr   Ausgeliefertsein an Blizzards und Apachen  und der resultierende radikale Pragmatismus , der wiederum weiterführende Fragestellungen nach Sinn und Zweck irdischer , bürgerlicher Existenz nicht  provoziert  . Andererseits gibt es die Rolle der Kirchen ; schon allein deren Pluralismus hätte doch zu  individuell genauer reflektiertem Weltanschauungsprofil und Durchgrübelung  der Realität anhand von moralischen Fragestellungen führen können ?

 

Das Einwandererland  : Kann es sein , dass  immer wieder

zusätzlich  einwandernde Ethnien immer wieder Verständigungs-probleme hervorrufen ? und dass , worauf man sich im kleinsten Nenner sprachlich einigen kann ( s.o.s.v. Pragmatismus ) eben nicht zu kollektiv wirksamer und ablesbarer Reflektion führt ?

 

Die Schreiberin dieser Glosse , Jahrgang 1968 , ist versucht , eigene Zeitgenossenschaft als Expertenwissen einzubringen : Die USA der William Faulkner , Louis Armstrong , Humphrey Bogart waren nun wirklich voll unpeinlich, doch nachrückende jüngere Generationen   erlebten dann – horribile dictu ! –  Woodstock  und kamen ( extrem kommerzzwangverstärkt ! ) zu extremen Schlussfolgerungen  , als sie `Peace Love Understanding ´ einerseits und `HardrockMarihuana-VietnamApocalypseNow ´ andererseits  als widerspruchsfrei

ansahen  und in Filme hinein mixten , die wir heute als typisch `amerikanisch´ empfinden  ? in denen sie also in etwa sagen :

„ Lasst uns unser Recht auf Sex radikalisieren ; Gleichheit der Hautfarben  ist gleich  mehr Neugierde auf und Freude an variiertem  Sex ; Jimi Hendrix Gitarrensolos führten zu den  fetzigen Sounds beim Sportereignis oder in der Margarine-Reklame ; wenn wir sagen :

` Freiheit und Emanzipation ´ meinen wir ( sowie das Massenpublikum der  Imitatoren  sonstwo auf dem Globus , in Moskau , Tokio und

Essen-Katernberg ) reflexartig `jetztjetztjetzthierich´ so lange es auch noch  für  Sexagenarians geht ….“

 

Bemühen wir uns um  Antworten , retten wir worldwide das Amerikanische von  Walt Whitman , Walt Disney , Martin Luther King …. . To name but a few.

 

à propos Blizzard :

Wie wir wissen , sind die Amerikaner schuld an der Klimakatastrophe  : Schmelzen der Eiskappen , Dürre ,  Unwetter . Was wir nicht verstanden haben bisher  ist ihre innere Haltung zu diesem Unheil , unter dem sie ja auch selber zu leiden haben .  Bei Katrina und Artverwandten  spielt aber wohl auch eine entscheidende  Facette amerikanischer Psychostatur eine Rolle : Die Lust an gefährlichem Spiel und  Showdown  .

Theoretisch mindestens kann ein Hurrikan oder eine Windhose jeden betreffen , sogar Tycoons mit Luxusvilla und Golfplatz . Natürlich ist die Hütte des Schwarzen in  Tennessee weniger stabil und zudem das einzige Besitztum dieses Bürgers , wohingegen der Reiche , wenn ihm nicht gerade ein SUV auf den Kopf geworfen wird , ziemlich locker weiterleben kann UND : WICHTIG !!!!!!!!!:  Er hat daraufhin den Rest seines Lebens etwas zu erzählen .

Diese  Gnade , dieses Fatum aus  göttlicher Launenhaftigkeit  wäre ihm ohne Klimaumschlag nicht  zuteil geworden . Katrina versorgt also alle Amerikaner ohne Ausnahme und unentgeltlich  mit Thrill , worauf sie bekanntlich  stehen , und die Rollenverteilung ist nicht genau vorhersehbar  : Wow , what a game , such a tornado ,  irgendwie noch besser  als der  Amoklauf in der benachbarten Schule .

 

Neulich , bei einem solchen Ungewitter , begab sich in Chicago die folgende Geschichte .

Das Sommergewitter  ließ sich Zeit , es war schon tagelang schwül gewesen , der Michigansee spendete keine Kühlung , und an diesem Morgen gegen 11 schien es endlich so weit : Der Himmel war nachtschwarz , gleich würde die Hölle losgehen , die Luft war dick und klebrig wie ein Stück Schwarzwälder Torte .

Der Vergleich mit  einer teutonischen  Delikatesse ist hier nicht zufällig ! Geht es doch im Folgenden um zwei deutschstämmige Einwohner der Stadt . Friederike , 43 , arbeitet als Metermaid und liess sich – echt preussisch –  von wirklich keinem Wetter davon abhalten , auf Streife zu gehen und Tickets zu verteilen . John ( eigentlich Wilfried , nach mehrerem sozialen Scheitern in Old Germany  in den USA um einen Neuanfang bemüht )  war als Ergebnis bisheriger Lebensführung manisch panisch um Fehlervermeidung bemüht : `Was passieren kann wird passieren ´ ( ziemlich deutsch  und  wenig amerikanisch ! )  ; als er feststellte , dass sein Parkticket wohl abgelaufen sein musste , wollte er mitten in diese schwarze drückende Nacht zur Mittagszeit  hinauslaufen  und nachzahlen .

Niemand konnte ihn ab- und zurückhalten ; um das Risiko wusste er selbst , aber Wilfried war nun einmal deutsch , d.h. prinzipentreu , zudem imaginativ begabt : Er sah schon den Abschleppdienst an seinem Wagen zugange ; der aussichtsreiche Flirt mit  Miranda aus Miami  vermochte ihn so wenig  an dieser air-conditioned  Bar halten wie die einsetzenden Wind- und Donnerschläge von draussen .

Natürlich wurde er von einem Baum getroffen , immobilisiert lag er unter einem schweren Ast ,  drohte in einem Gullie zu ertrinken , ……..wäre da nicht  Friederike auf Streife vorbeigekommen  etc . Am nächsten Morgen waren sie all over the state im Fernsehen , und wenn sie nicht gestorben sind  etc . und der liebe Gott weiter ihre Verbindung will und nicht irgendein Scheidungsanwalt ein ganz unwiderstehliches Angebot macht etc  .

 

In New York Greenwich traf ich zwei Künstler , die sich selber öfters mal mit dem lieben Gott verglichen .

Joseph K. faszinierten immer schon die  Phänomene der Autostaus , wie sie in den USA noch zählebiger sein können als in Europa . Menschen sitzen in einer fast extrem mobilen Ausgangssituation  in ihren  Blech-und Chromkisten und sind im Stau zu Nichtstun verdammt ; wir sehen genau wer da neben uns feststeckt , könnten die Fenster senken und Visitenkarten tauschen ; wissen instinktiv : Ich bin wie die ; die sind eigentlich ich ; `You aren´t IN the jam , you ARE the jam ! ´ und wenn der Stau aufgelöst ist , sind wir alle wieder so fremd und

parallelbeschleunigt inexistent für einander  wie nur möglich .

Noch normaler als  Stau ist diese gesellschaftliche Grenze zwischen Strassenbauarbeitern und vorbeisausenden Autofahrern . Bauarbeiter fühlen sich zu recht völlig unbeobachtet oder unidentifizierbar  an ihrer Baustelle ; sie existieren nicht als Personen – ausser für Joseph K. , der mit seiner Kamera gerade Bauarbeitergesichter aufnimmt , die sich auf  Asphaltautomat oder  Schaufel konzentrieren , während irrsinnig viele Menschen in irrsinnigem Tempo an ihnen vorbei düsen . So persönlich  sieht euch sonst nur noch  Gott ! Gott ist das größtmögliche Publikum , das Euch sieht !….ruft ihnen Joseph in seiner Videoinstallation  nach ; aber sie hören ihn  natürlich  nicht .

 

Boris , ein anderer Künstler , kam auf seine  Performance – Idee , als er eines Tages in einem Kleinstädtchen in Vermont ein Denkmal sah , errichtet für  Jeremy Krall . Für wen ?  Wer war  Jeremy Krall ? fragte er die Einwohner , und siehe da , alle sahen sich nachdenklich an : Niemand wusste  ( mehr ) mit diesem Namen etwas anzufangen ……Nicht einmal der Pfarrer .  Boris  entwarf daraufhin eine Serie portabler Denkmäler für lauter Leute , deren Namen er  ausgedacht  hatte , deren Namensanteile er zusammenwürfelte , und stellte sie quer durchs Land an Strassenrändern ab : In Memory of Jeremy Krall , Lisa Feller ; Nick Adams . Wer war eigentlich Nick Adams  ? würde sich das geneigte Publikum fragen und vielleicht gar ein schlechtes Gewissen ob der Unkenntnis dieser hier zu Ende gegangenen Biographie  haben . Sokratiker sind angesagt oder : Können wir noch nicht-ironisch sein ? Wir wissen alle , wirklich bis in die bildungsfernen Massen hinein , jedes Jahr mehr ,  dass wir nichts wissen  , aber für Aussagen über den einfachsten Sachverhalt eigentlich alles mögliche herbeizitieren und berücksichtigen müssten : Wir werden ironisch auch aus einer Art Ehrlichkeit heraus , sodann eben aus aus Abkürzungsgründen . Ironie ist die Sprache einer Liturgie geworden ; wir im öffentlichen  Zwiegespräch mit einem Gott , der schon irgendwie weiss ( wie wir alle ) .

 

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Über den niederländischen Pavillon

 

 

Boris erzählte von seinem Europatrip . Unter anderem war er  in das Städtchen Leiden in Holland gefahren , welches stolz darauf ist , dass hier 1620 die Pilgrim Fathers den letzten Stop in Europa eingelegt hatten vor ihrer Atlantiküberquerung:

Um Gott anders zu dienen . Hier gibt es eigens ein `Pilgrims Museum  ´. Boris´ Freundin aus Vermont gab groß damit an , dass  einer ihrer Vorfahren damals dabei gewesen sei .

 

„ Gerade kein Rembrandjahr : und trotzdem gut“ ,sagte Boris „ :elastische Sommerzeit  ! ich habe meine Uhr sanft an den Akku gelegt , bin im Jungbrunnen , trinke Kaffee im Boots-restaurant. Gutwettermenschen englischer , japanischer , deutscher Zunge in den Strassencafés haben sich verschworen und verhindern MEINEN Rollenwechsel : Ich bin hier also kein Einheimischer undoder Abenteurer……. , sie ertappen mich auf meiner Flucht  und  sind – wozu sie sich immer schon am besten eigneten – meine Gefängniswärter .

 

Europa auf dem göttlichen Stier  betreibt Wellness in der Altstadt : Das Ladenlokal im Erdgeschoss mit aufdringlichem Schnickschnack   nimmt sich die Wohnetagen als Geisel ; das  nennt sich dann Beispiel für Denkmalschutz ( die Transformation von Altstadt zu

Seifenstücken ) . Im Angebot : Wir Grachtenhäuser und unsere Läden im Erdgeschoss , wir wollen weg –  zu Dir , hin  in Deine Einkaufstüte , Du Bringer von Kaufkraft , ergo von Freiheit und Menschenrechten ! Das Leben unter den  Barockgiebeln tarnt sich unter Präsenz , architektonische Wunder lösen sich immer wieder folgenlos auf  und sind für den nächsten anders da  . Manche Viertel ( an der Peripherie ) sind allerdings nicht im Angebot und werden es bis auf weiteres auch nicht sein .

 

Was  aber nun mal im Kultur-Angebot ist  und  als Merchandise zieht  ,  erneuert sich als Anspielung : Ein bisschen Vermeer-Motiv in der Boutique hat noch nie dem Umsatz geschadet . Kleine Bildungsechos ( das Mädchen mit dem Ohrring…in der Auslage vom Seifenladen )   sind mehrzweckhaft  praktisch:

Sie geben sich bildungsbürgerlich  als eine Art  Braille , Sozialrelief ( wer bin ich eigentlich , wen hatten wir damals in der Oberstufe in Kunst ?) ; sie  sind produktiv und verblüffend (  ihre Sprache kann man  zur Not weiterspinnen ) , sind wie gewendete Kleider immer wieder neu : Wanderer , kommst Du nach Leiden …Irgendwann , sagen vielleicht nicht nur  die , die die Anspielung verstehen , will man keine Anspielung mehr , sondern Aussage , Diktum , Primäres , Identität ( aber das hier IST doch unsere Identität ! ).

 

Für einige  wäre  dies hier schon das Paradies : Die Anspielungen , Rituale , Liturgien zu verstehen , mitspielen zu dürfen ; für andere ist das falsche Paradies immer schon ein bisschen die Hölle .

Wir wohnen bei  der Hooglandse Kerk in Leiden : Im Rahmen der  Kirchenfenster gegenüber unserer Altstadtwohnung  sind Skulpturen zu erkennen : Im einen Winkel ist  ein Totenkopf

( mit Flügeln! ) , auf der anderen Seite eine Sanduhr angebracht ( mit Flügeln ) . Vom Kirchturm dazu bimmelt  ein Glockenspiel, das uns an den Kindergarten  damals erinnert  : Als wir Englein waren ….und es füllt die Luft mit  dem Hall von Reimen :  `Kinder ´……. .`Sünder´…… ……`Leiden´….`beneiden´….

 

Diejenigen , für die das falsche Paradies schon die richtige Hölle ist , nennen wir ruhig : Dekadent .

 

Zweiter Tag in diesem Rasierspiegel : Nehmen wir in Haltung  Abschied von männlicher Schönheit : So jung werde ich nie wieder in dieses Glas schauen .Ich erkläre , bemüht wie ein Städteführer ,  meine Vergangenheit meiner Zukunft . Gestern war es noch ein Test : Wie klingt mein Rasierer in diesem Hotel –Badezimmer ?  Brrrrummmmm ..Aha . Ich rasiere , also hört mich Gott .

 

Qual des Lesens , genauer : Des Lesenwollens . In der Stadt der zahlreichen und überwiegend lieblosen Antiquariate verzweifele ich am Wunsch , alles durch Lesen zu ordnen .So sollte man natürlich  nicht  der Nazi-Bücherverbrennung vor 75 Jahren gedenken . Ich verzweifele an der Anstrengung , um jede tatsächliche ,gewünschte,erwogene  Lektüre  herum immer so viel Welt bauen zu müssen , so viele ausgespannte Spinnennetze …Wo ist das Problem  ? fragte der Festnetzbeauftragte .

 

Von einer , die grachtaufwärts  in die Pedale trat , dabei in ihr Handy sprechend , womöglich  auf dem Weg in die Konfuzius-Vorlesung . ….und wie  doch alles öffentliche Telefonieren uns in  Wüsten  versetzt  : Zumindest  scheinen die Handybenutzer immer eine Art  Verzweiflung in weite leere gottlose Räume hinauszurufen ; nie verstehen die Umsitzenden  eine Antwort  .Wie ich die Radfahrerin in ihrem Hall bemitleide .

 

Sammler : Eine häufige hiesige Spezies . Sind diese Menschen von Verlust- und Weltuntergangsangst gezeichnet oder …….einfach Leute  mit viel Platz ? ( in Innen-wie Aussenleben ; mit  Kraft !   sozusagen : Wonneproppige  Wiederholer der Schöpfung ?)

Die Büchersammler hier kämpfen sich  tagelang  an den Augenblick heran , in dem das Buch die Ladenthekenseite wechselt : Der Kontakt zwischen Gottes und Adams Fingerspitzen; oft ist der Käufer Tage um dieses Buch herumgeschlichen ; nach dem Kauf wird leider – aber selbstverständlich – die Zeit fehlen für die Lektüre ; im seltenen Eines-Tages-Lesefall wird mich jemand  fast  feindselig durch die Zeilen dieses Buches hetzen , wahrscheinlich ein anderes Buch …..

 

 

Elastische Sommerzeit  ! ich habe meine Uhr sanft an den Akku gelegt ( neben die Kaffeetasse) , bin im  Jungbrunnen ,  im Bootsrestaurant . Auch ich in Arkadien , in meinem Kinderparadies ; ich betrete die denkmalgeschützte Innenstadt von Delft oder Zieriksee , in der wir eine Wohnung gemietet haben für einige Tage , wie jenes  Gabenzimmer , das mein Vater vor der Heiligabend-überraschung streng abgeschlossen hatte . Mir scheint , alles was an unseren gesellschaftlichen Einrichtungen und Koordinaten Sinn macht , von Worten bis zu Maßeinheiten  bürgerlicher Wohlanständigkeit und Konventionen ; wenn wir sagen  `nah´oder `fern ´; ` schön ´ oder

` hässlich´ ….das ist hier einmal in einem glücklichen historischen Augenblick  geprägt worden , in einer bürgerlich funktionierenden Kleinstadt , als aller bürgerlicher Alltag noch Puppenstubenformat hatte  .Hier dürfen wir zwei Tage wohnen , staunen , in Lebensmittelgeschäften mit drolligen Warenbezeichnungen kaufen ; Kaffee riecht hier holländisch und anders ; das freundliche Kauderwelsch holländischer Laute um uns herum bannt andere Sprachen und Sprachinhalte von der Festplatte . Wir sind in einer Art Streichelzoo der Ästhetik : Grachtenhäuser , Renaissance und Barock so gut erhalten  ( oder doch

restauriert ?) als hätten die Menschen im `Golden Eeuw ´ ein Ziel schon für immer erreicht :

`Was kommt Ihr erst heute ? Wir wussten schon immer , dass dieses Leben die Gegenwart eines freundlichen Gottes ist ; Uhren haben hier nichts Fatales an sich ´.“

 

 

 

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Über Drittmittel

 

 

WDR2 : Werbung !  Es ist nämlich 11 Uhr 55. Und die meisten Radioprogramme kippen ihren Müll : ` nur 33 Euro , aber nur noch heute ´  nicht vor die Füße , sondern in die Ohren , in den Verstand , in das Gemüt .

Die  Kirchen hatte jahrhunderte lang ein Monopol auf Sprachklischees und verlogene Deutungsmuster :Noch heute sichert das den Satirikern und Karnevalisten ihren Grundstock von Gags und Anzüglichkeiten .

Eines Tages wird vielleicht eine Revolution der Depravierten stattfinden : `Wir sind das Volk ! Wir wollen eine  ehrliche Sprache !´

…und dann wird Reklamesprache nur noch Zitat  sein , nervig , unappetitlich , aber …jeder weiss was gemeint ist etc .

Welche Sprache könnte das sein  , theoretisch gesehen , in der Reklame nur noch Relikt und Zitat sind ?

 

 

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Über Hanseaten

 

und die Achtundzwanzigste  Enttäuschung über Bremen . Auch diese Stadt Deiner Ideal-Stadt-Träume ist  untreu und  unresistent , reiht sich ein ,  Dich ein in die Niederlagen des Literarischen , des Märchens , der Historie ; stattdessen verkauft  sich zu selbstbewussten Preisen die Beflissenheit von Jugendkulten und  Informellem :

 

`Breminale ´ ,` Bremborium ´ ;  neuer hiesiger  Slogan: `ganz schön jung für so alt ´:

Die `Kulturmeile ´ um Ostertor / Steintor macht strukturell langsamen Menschen  Beine ; die Drogenszene  ` lebt ´ täglich das schlimmstmögliche Scheitern der Hippie-und Gammler-Bewegung ; Werders Fussball ernährt  – wie ernüchternd – zunächst hiesige Wirte und Alkis .

 

Wanderer , kommst Du nach Bremen ….. : Um hanseatischen Stolz oder die Stadtmusikanten zu suchen : Du wirst zwangsrekrutiert in die Reihe

entweder der Schwachhauser Neu-und Altreichen , i.e. Weinkenner und Dickschifffahrer ; oder in die Gruppe der  akrobatischen Jungen und eifrigst Jungbleibenwollenden , der Akzentsetzer aus Bachelor- und Masterstudiengängen ; die Bremer Shakespeare Company beweist , dass Kultur immer was mit was Plattem ( dem Fehlen von Berührungsängsten)  zu tun hat ; das Mitmachmuseum in der Kunsthalle ist noch ein bisschen mitmacherischer und selbstverständlicher kinderfreundlich  als in anderen sozialdemokratischen Hochburgen ; Künstler gibt es entweder nicht oder wir sind alle selber welche  ; die Grünen messen noch `alternativ ´- loser alle Weltanteile nach ihrer gutgemenschten Elle .

 

Tja , take it or leave it ; was hast Du hier eigentlich gesucht und/oder zu suchen ? Ach , die Stadt am Rande des Teufelsmoors ……..

 

 

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Über Strukturwandel

 

In Bottrop . Da ist Sex noch echt ein Bringer !  brav und konventionell entblößt man  und/oder schiebt die Anspielung ;  Esperanto einmal anders . Verzweifelt  ( oder doch subversiv ?)  versuchen Pubertierende , `Wichser ´ subversiv zu benutzen .

 

Eine Professorengattin  macht die Ausstellung `mit eigenen Bildern ´ :

„ Erotische Bäume“ ,

und abends auf der Bühne ist der Böse ein Kinderpornomann , man

nickt , Frau lockt , man versteht sich und ist zerstreut , verstimmt ? aber gegen das Thema loyal , auch reizbar und wach , alle gegen einen ,

zB  den Kinderpornomann , wir alle wurden sexuell missbraucht , wer will es leugnen .

 

In der Reklame ( spätestens ) wird   der muffelige Ehemann ,

der sich –typisch ! – anmaßend  über die Vorzüge des von seiner Ehefrau erstandenenen  Mitsubishi getäuscht hat  , eingetauscht gegen den (ritterlich?)  maskulinen Anhalter ; im Frauenbuchladen ist Frau brav , treu , bieder , konventionell  ; der mit der Zeit gehende Verlag

hängt allem das Präfix

 

`Frau und Pünktchen Pünktchen….´  oder das  Anhängsel   `Pünktchen Pünktchen…und  Erotik ´ um .

 

 

 

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Über Vendetta

 

 

Konventionalstrafe : Aus einer heilen Welt . „ Werter Schreiber , warum eigentlich Ihre  Fixierung auf Essays über Reisen und

polemisch geschilderte Reiseziele ? gestehen Sie , es ist ein Produkt Ihrer Ferienlangeweile ; Sie sind gewiss Lehrer !“

 

„ Einigermaßen weit gefehlt , werte Kommentatorin ; Reisen und das Verhunzen derselben im Rahmen der touristischen Subkultur sind Themen des Treuehaltens ; ich möchte nicht vergessen , dass ich einmal Sehnsucht verspürte und Freiheit  wichtig fand ; ich reise vergeblich weiter , allegorisch gesprochen in der Tat immer auf der Suche nach einem Wohnzimmer mit großem Sofa drin  ; und alles was ich finde ist ein Schlüsselloch zum Durchblinzeln .“

 

 

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Über Oslo

 

 

Vorschlag für die Verleihung des Friedensnobelpreises 2010

( Ich zitiere aus der Begründung des Komitees )……………..

Wir haben den Ausführungen meines Vorredners gelauscht , der bered und überzeugend verwies auf die umweltschädlichen Komponenten im Profil unseres Kandidaten . Auch sind die Anklagen der Kriegsopferangehörigen nicht von der Hand zu weisen , etwa dass durch unseren

Vorschlag oft ein geschichtsklitternd beschönigendes Bild  von Vorgängen der Vergangenheit auf  Konfliktschauplätzen entsteht , nach dem Motto etwa ` Romantik über Schlachtfeldern´ .

 

Dennoch , wir erwarten nicht die  Wahl einer Lichtgestalt von der Auszeichnung mit dem Friedenspreis , wir loben Effizienz ; wer Krieg und Konflikte verhindert ( und dies in großem Maßstab ! ) ist ein würdiger Anwärter  für den Nobelpreis !

 

Differenzieren wir : Zweifellos sind viele Menschen , die die Aktivitäten unseres Kandidaten tragen , von gelegentlich unlauteren Motiven getrieben : Sextourismus bringt und hält Menschen in Thailand  in  Zwangsprostitution . Sonnenanbetern auf den Teutonengrill und in Hotelsilos sind ideelle Motive  wie etwa Friedensstiftung und – Erhalt eher Fremdworte . Reden wir von der wichtigsten Gruppe : Amerikanische , Europäische , Japanische  Bildungs- und Kulturreisende , die die Kamera vor dem Bauch , den Baedecker in der Hand , den Weg finden nach Asien , Südamerika , Afrika sichern durch ihre Devisen Stabilität zunächst wirtschaftlicher , sehr schnell aber auch politischer Art in Gegenden , die ohne den Tourismus arm und perspektivlos

bleiben würden  .Wo Jumbos mit Touristen landen , wird nicht mehr geschossen ; wo sie landen

können , werden Guerillaführer und ihre  Horden  friedensgeneigt .

 

Wir schlagen Boeing und Airbus , die  führenden Hersteller von Passagierflugzeugen , vor als

gemeinsame  Empfänger des diesjährigen Nobelpreises .

 

 

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Über Entwerter …..

 

könnte eine Sammlung politischer Gedichte heißen : NOCH hat man

was , gleich ist es entwertet , dafür die Fahrterlaubnis gültig ; mit der ordnungsgemäßen Entwertung ist man dabei .

 

 

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Über Montmartre

 

 

120 Jahre Moulin Rouge  und wir dort mit dem Busunternehmen aus der Oberpfalz vorgerollt .

 

Warum die Bohème –Zeiten so schön waren , dass sie eigentlich nie vorbei sein dürften , wenn wir uns nur alle anstrengen ?  Weil damals  die Künstler durch die trennscharfe Verachtung seitens der Bürger  so klar auszumachen waren : Natürlich sind wir Künstler ! Und die da über uns lachen : Sind es NICHT ! Jawohl ! Herrliche Zeiten .

 

Und heute: Wo ist sie geblieben , die Verachtung ? Wo wir doch alle Künstler sind ,  uns leider aber ( eigentlich alle ) lieb haben  ?

 

 

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Über Flatrates

 

 

Nein , ich habe bisher nicht angerufen , fühlte mich nicht stark genug dafür .

Neinnein , durchaus nicht für eine irgendwie traurige oder sonst wichtige  Botschaft  ; dennoch : Es mangelte mir an der Kraft , zum Hörer zu greifen .

 

Bekanntlich muss der Anrufer eine doppelte Last stemmen : Sich selber herunterbremsen , Zeit und Wort finden , anderes vom Bildschirm

tilgen ; und es heisst den Gesprächspartner zum Halten bringen , ausbremsen , ihm seine Zeit nehmen , das Ganze aber bitte mit einem fast zu hörenden Lächeln , mit Esprit und in Sektlaune . Und dann den Rekurs auf frühkindliche Erfahrung  irgendwie doch noch  abschneiden , ehe man auf diese eben anliegende Terminänderung ( zum Beispiel ) zu sprechen kommt . Dann noch sanft landend auflegen bzw. das gleich erfolgende  Auflegen ankündigend ……..

 

Telefonieren verlangt einem  also grob – wie feinmotorisch  einiges ab . Meine Tante Frieda ist natürlich ein wahrer Kraftmeier : Sie gebietet über genug Energie zum Verlangsamen von ganzen Tankerflotten .

 

 

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Über eine Projektbeschreibung :

 

 

Gegen die Schwachstelle der traditionell akademisch Gebildeten ! Fitmachung für  das Surf-Zeitalter ! Biete Kurse in  :

 

Analphabetisierung !

 

Verlernen Sie lesen in nur zwei Wochen ! Nie wieder ein Billig-Appell , ein Bildzeitungs-Appeal , der zu Ihnen durchdringt , Virenprogramm gegen Poster und Anschlag , gegen Leselust und Lesekönnen

( bekanntlich in einer unverantwortlich hohen Gefährdungszahl resultierend in :       LesenMÜSSEN !

 

 

Schluss damit !Ende der Imperative : Kaufe dies , spare da …… Dafür nach unserer Therapie : Eine beflügelnde ,hygienisch belebende Sloganstumpfheit und Tabula Rasa , Sehfrische ! und  nur noch gesprochenem Menschenwort  eine Chance auf unverpanschtes

Treffen .

 

 

 

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Über Mesopotamien

 

Wer sich da voller Degout abwenden möchte – bzw. sich die völlige Niederlage einzugestehen hat: Nein , ich habe die Welt nicht ändern , nicht verbessern können , meinen Elan nicht aus den Büchern in zivile  Realität umsetzen können ; wer da sagt : Mit dieser tagtäglichen Realität

zwanzigfünfzehn möchte ich nichts zu tun haben – trotz ihrer humanen Fortschritte  in puncto Wohlstand ,Ferien und Langlebigkeit –  der…..

 

sollte sich wohl mal mit Archäologen unterhalten :

 

Wie ist das eigentlich so , wenn man seine Menschheitsstudien grundsätzlich drei Meter unter der Erdoberfläche betreibt ?

Beziehungen : Dafür brauchen wir Schaufel und Staubpinsel ? Geht man durch die Welt und sagt : Das hier um uns rum und oben drauf muss alles erstmal weg , weg diese Häuser und Strassen , wir fangen hier jetzt an zu buddeln  ; Schrifttafeln zeigen uns das Beste von einer Sprache , die vor zweitausend Jahren gesprochen wurde ; Grecian Urns zeigen uns zeitlose Schönheit  , wenn auch vielleicht in Splittern ; und die Leute

heute um uns rum sind auch wichtig , die müssen Wasser bringen und Zelte aufbauen ?

 

 

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Über die Korrektur eines altersbedingten Irrtums ,

 

Reife ergo ,ein Bildungsroman in  12 Zeilen .

Früher

tarnte sich die Welt als ein Singular . War mir gegenüber jovial . DIE Literatur – und ich . Singulare . Mein Sofa schien bequem Schritt halten zu können . Natürlich werde ich irgendwann mal alles gelesen haben können .

Dieser Autor- jener Autor , und immer ein Buch: ist gleich ein Meisterwerk : EIN Meisterwerk /der Hauptcharakter/der Schauplatz/die Sehnsucht/die Frau .

Mein Sofa ist immer langsamer geworden , und hinter mir holen die Wölfe auf .

Die Bücher sind ein Plural , ich bin immer noch ein Singular .Eisberge sind um mein Sofa herum geschmolzen , Sümpfe breiten sich aus .Ich ganz allein gegen eine Welt von hohnlachenden , besserwisserischen  , gleichgültigen Büchern , ihre Autoren , ihre hungrigen und überfressenen Produzenten .

 

 

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Über : Ein Arbeitsmarktsegment

 

 

: nämlich die jeweilige Generation , die geschlossen in das Lager der Denkmalschützer , Museumswärter und Restauratoren wechselt  , mit dem Rücken zur Wand trotzig sagt : Jawohl , dies IST ein Beruf , und er ist zum Besten der Gesellschaft ! Diese Tätigkeit füllt uns sagen wir 50 +  aus und wir dürfen bei anderen Angeboten zu Zeitinvestition mit Recht sagen : Sorry , keine Zeit , wir müssen denkmalschützen .

 

Was die junge Generation davon hätte ? Nun , sagen wir , auch die jeweils gerade Pubertierenden oder die nach scheinbarer Absolvenz der Pubertät nach angeblich neuer Orientierung suchenden  würden in schwachen Momenten womöglich meinen , etwas wie Religion oder `ethische Erziehung ´sei ja auch mal was , so für verregnete Nachmittage oder wenn gerade kein Empfang .

 

Museumswärter geben Dingen wie Menschen einen Herkunftsschatten .

Erinnern an Vergänglichkeit , an den zeitlichen Vektor , daran , dass der Mensch eine Spielfigur ist , die scheitern  kann ( sagen wir es

vornehm ) , dass das Spiel 90 Minuten dauert ; wir Schutzengel wissen , dass kein Mensch dauerhaft schwindelfrei ist .

 

 

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Über :

Candide (2014 )

 

würde sagen : Ich hoffe , mir bleibt so ein kleiner Garten , den ich bestellen könnte …Eigentlich bin ich ja überzeugter Urbanist :Was kultiviere ich also , der ich keine Ahnung habe von Botanik , aus lauter Resignation ,  Dünkel , Überheblichkeit ? Und was , wenn es im Gartenersatz/Ersatzgarten ,sagen wir der eigenen Bibliothek zugig ist und/oder  ich schon wochenlang keine Lust mehr zum Staubwischen habe ?

 

Auch das alles nur  Mühe der Ebenen ! Rückzug IST mittlerweile geboten , es ist eine Überlebensfrage , auch für Deine vertraute Umgebung , Deine Schutzempfohlenen : Du bist die Arche , lass Dich nicht verbrauchen , gebrauche Deine Zeit ; Du kannst nicht untertauchen und wir brauchen gerade Dich und Deine Heiterkeit ( Zitatende ) .

 

Und der dichtende Lehrer (der lehrende Dichter ) sah :Es war schlecht .

Jede neue Halbgeneration , sagen wir in 5 Jahresabständen Wahrnehmende , erklärt doch heutzutage Vorgänger und Nachfolger für incommunicado , also : Dem Langeweiletod ausgesetzt ; was für Euch gilt , gilt nicht mehr für mich.

Warum sollte ich mich für die Namen der Kulturgeschichte , sagen wir provozierenderweise mal : Konfuzius ,  interessieren ? Es sei

denn , irgend so ein Ladenhütergeschreibsel würde gerade  wieder mit

zünftigem Softporno-Anteil sensationell aktualisiert ( da sähe man mal wieder das kreative Potential unserer Zeit !) und unsterblich gemacht – für die nächsten zwei Jahre .

 

Wir Schrebergärtner hinter dem Sichtverhau : Nein , wir sehen die nächste bzw. letzte Halbgeneration nicht mehr , reissen alle Brücken zur Nachbarparzelle ab , besonders auch die sprachlichen : was sprecht IHR denn da für ein Zeug ?  Ja seid Ihr schwul ? oder behindert ? oder doch geil ? oder – na ja , ich sage das jetzt mal etwas altertümelnd :cool ?

 

 

 

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Über  Relativität

 

 

Homo Hominem Lupus ! oder : Reingelegt !

wie ich einmal morgens als allererster bei T-Online war , um mein Handy nachladen zu lassen ; die letzten Tage zu handelsüblichen Zeiten gab es jeweils eine Schlange , mal sieben , mal auch nur zwei Kunden , aber immer hatten sie ( und das Personal ) alle Zeit der Woche , es ging ja um Wichtiges , wenn man schon weltweit zugänglich oder zugangserzwingend sein will ,es geht – wie wir wissen – um vorauseilende Unsterblichkeit ;

 

na ja ich jedenfalls verließ vorvorgestern und gestern zu handelsüblichen Zeiten augenrollend und nervinvalide den Laden ,um ebenso erfolglos eine Stunde später – wieder nichts ;….

 

entscheide ich also : Heute ,Samstag , werde ich VOR Geschäftsöffnung  da sein (!) , kommunikative Daseins-Fürsorge im Sinn , ehe der Laden seine Pforten öffnet ; und :

 

Siehe da , ich bin tatsächlich der erste potentielle Kunde ( aber nur knapp , versteht sich ; schnell ist da eine Mini-Schlange um mich herum , doch wichtig ist  : Sie ist HINTER mir  ) . Erster-Sein hat natürlich seinen Preis , es ist November , zugig kalt also auf der Strasse ,und der Laden öffnet erst um zehn , also in ….17 Minuten !

 

Ja, ich hätte noch einen wärmeren Mantel und den blauen Schal und die dicken Wintersocken brauchen können , für die es im Büro immer zu warm ist . 16 Minuten also noch , bis ich meine Gesprächsbereitschaft wiederhergestellt haben werde , und es ist wirklich schattig hier , wie man so neuerdings sagt , und mich durchzuckt ein Gedanke  :

 

Hätte ich gestern nicht besser 17 Minuten im Warmen (!) warten sollen ? Ist dieses polare Erlebnis heute morgen wirklich der Nachweis von organisatorischer Intelligenz ?

 

Halthalt , sage ich mir da besänftigend  , anscheinend hat mir mein Unterbewusstsein zugeraunt , dass ein Warten draußen  meiner Psyche zuträglicher ist als die Zeugenschaft im Rücken der Konkurrenz drinnen , `Womit kann ich Ihnen dienen ? ´ `Ach , wissen Sie , ich wollte nur mal fragen , Sie haben da diesen Extratarif …..´.

 

 

 

66

Über :

Lampen

 

 

wie sie beleben prägen beglaubigen retten eine Stadt bevölkern sie beweisenauch dass Du hier warst  hier vorbei huschtest auf der Suche nach Duftspuren damals zuhause . Humane Qualität des Funzeligen .

 

67

Über BeNeLux

 

 

Fünf Minuten hier auf der Promenade im Unbehausten Fremdgesprochenen ist wie Tage im Heimischen : Eigentlich reicht ein Schritt über die Schwelle , Reisen um ein Zimmer herum , auch in Venlo ( 25 Km hinter der deutschen Grenze ) bist Du satt hinreichend fremd , hoffst dass die Leute es nicht zum Schlimmsten kommen lassen , Dein Holländisch holpert es ist ein Himmelfahrtskommando ; und hoffentlich versagt Dein Auto nicht .

 

Aber die winters stillgelegte Fähre auf der Maas  , erinnernd an Wohnboot und Sampan ;  berauschend ätzendes Blickfragment und – , warum hast Du hier keine Freunde ? Du findest nie Heimat ohne Peuplierungspolitik , Dein Ankommen ist überfällig oder unmöglich .

 

Aber die Stadtrandbauern und Tomatenzüchter von Arcen in neblig

solider  Novemberluft , sie haben Lampen , sie machen keinen Ausfall der Dich gefährdet ; und der Bus nach Nijmegen fährt , es ist zwar dunkel aber – November eben – schon um sechs dunkel , schon um sechs bitte vorrücken zur Inventur .

 

Aber der Bahnhof von Venlo , eine Halle ist Dir zum Festempfang beleuchtet ; das Fest klappt , wenn Du willst , auch leuchtend an Dir vorbei , jeder , wirklich jeder gehört ( zu Dir ) dazu . Kein Zufall , sozusagen hier in der Gegend , planes de Peel-Land , wurde ein anderer Sentimentalo geboren , Vincent van Gogh . Hier ist eben auch mindestens immer Arles .

 

 

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Über Heimatwallonie

 

 

Novemberapril . Heimat als Provokation : Ja , ich habe Heimat .Du nicht ?

Nicht so wie ich : Hiersein und Eintauchen in Beobachten . Gepflegte Toleranz zeige ich , wie ich merke , nur in der Fremde . Hier ist immer alles filmreif  , und das Leben Gesichterschule unter  Wolken-Katalog .

 

Wenn diese Hiesigen zu entlarven wären ( sind sie nicht , was heisst hier entlarven ), wäre es weniger peinlich .Ich versuche mich über Exotik . L. , hier in der Wallonie , kehrt , wie ein Aussenposten der Zivilisation , seinen Rücken hoffnungsunbewusst ( `  bin unsichtbar für was ich nicht sehe ´)  Germany zu ; allerdings zum Preis , dass hier auch Frankreich aufhört .

 

Frauen hier und zugegebenermaßen sonstnochwo : Ihr zusammen

gebundener , gezügelter Haarschopf : Wie er Schultern nuanciert – und anderes ins Spiel bringt .

 

  1. abends , ein Stadtläuten , L. unter der Goldglocke ; die hiesige Strassenbeleuchtung in ihrem wohltuenden Judaston . Heimat , hier bin ich zuhause – wie in einem Dauerauftrag , wie alles bezahlt , irgendwie gehört hier alles mir . Lob von französischem Imperialismus : Abhängen irgendwo in Khaki , etwa in gut besonnter Etappe : Ohne uns , die wir diese Sprache sprechen , gäbe es hier keine Schwerkraft ; dank unserer Präsenz fliegt die Gegend hier nicht einfach davon ; ich einer der Reisekaiser in einer unaufdringlichen Pfalz .

 

Hiesiger Reichtum an Barock und Renaissance ; sozusagen der Normalfall ,welcher den Historiker  jubeln lässt : Juhu , es war nur  ein böser Traum !

Was Lüttich retten könnte , ist der Tod von Venedig .

 

Schatzkammer/Schatkamer/Thésaure in der Kathedrale : Die geflissentliche Dreisprachigkeitsangel  (für den unbekannten Touristen) ist eine Art Gestammel ! Ich hingegen bin für Deflation .

 

Der neo-byzantinische Altar in St. Paul erinnert an – ein Klavier , ein Klavier !

an die Wand gerückt ; in gutbürgerlicher Wohnstube zur Gründerzeit .

Die Rentner blinzeln hier ( oder in einem Abruzzendorf ) in die Nachmittagssonne : Wie pittoresk ! Jaja , sooo muss man leben ! So ein Oldie würde vermutlich sagen : Ja , genau hier finde ich die richtige Menge von Antworten .

 

69

Über schlechte Verlierer

 

Da sagte der Dichter , das zahle ich euch heim , ja ich bin kleinlich , dieser Preis hätte mir gebührt , ganz recht , und von einem bisschen Beifall als Trostpreis habe ich gar nichts . Bin ein schlechter Verlierer , was aber auch noch anstrengend ist ; warum gebe ich mir nicht einfach die Kugel –  sozusagen  ?

 

Gemach , mein Freund , sage ich mir selber in Ermangelung von Freunden : Du hast doch gar manches Jahrzehnt geschrieben , geschafft , gedacht , gefühlt , gesehen , alles das zur Ausstattung deiner Welt , Dein Arsenal angelegt : Was immer Du geliebt hast , studiert , bewundert , was Dich dann inspirierte , herausforderte – ohne Dich fehlte der abendländischen Kulturgeschichte etwas , nämlich mindestens EIN  Sänger , ein Sangeszeuge ; ein Bildungsschmuggler , Bewahrer , Restaurator ,  Denkmalschützer , ein Verräter –

 

auch als schlechter Verlierer kann man doch zum Verräter am Zeitgeist

taugen .

 

 

70

Über die Bücherwand ,

 

 

welche ,so der Trend ,  zur Zeit die schlechteste Variante von Wohnungs/einrichtungs/fest/bestandteil ; neuerdings weiss man ja , was man an einem E-Book hätte : All der Freiraum , der sich bei Rauswurf von Staubfängern ergeben würde :  Meine Wohnung , phantasiere ich , würde  wie von selbst zum Ballsaal , in dem sich Tangopaare auf und ab bezirzen und bewegen .

Bücherwände ! Zur Zeit ( ich bin vorsichtig , wie die Leser – hmmh! – merken ) kommen mir meine Schwarten überflüssig und gerade so albern in ihrer Existenz vor als sei ich erblindet : Nie wieder werde ich , sage ich wegwerfend , den Funken , den trauten Funken erleben , die wärmende Situation um ein papieriges Etwas , Schwerkraft ganz eigener Art und Leichtgewicht , hinreissend , hinwegtröstend und zum Heimkommen hereinreichend –

aber heute : Bin ich tatsächlich irgendwie alleiner als damals , als Bücherkaufen noch geholfen hat , kaufen ! und die siebte Regalreihe weiter gehorsam füllend .

 

 

78

Über Abessinien

 

Ja, Rimbaud ; am Apparat….

 

 

Wie ist mir schlecht vor lauter Mönchengladbach ! Stadt , in der ich alle Radarfallen kenne , in der die Einwohner schon zu Lebzeiten in den langen Einfallstrassen ihre Asche ausgestreut haben . Immer für den Winter vorbereitet!

Werktags kann man noch Mitgefühl mit ihnen haben , sie scheinen zu

kämpfen , hasten zielbestimmt durcheinander ; aber Sonntags ! Da gibts den Sonntagsfaschismus  : Vergleichen wir unsere Kinder , und wehe –

 

 

 

 

79

Über knappe Bekleidung

 

und was bei einem kommunikativen Striptease fällt : Diese Frau , wenn sie – wie andere – erzählt von ` mein Mann  , sein Verein , Jens und die Jüngste , die Ganztagsbetreuung ´  : Ob all das reicht zur ordnungsgemäßen Verschleierung ?

 

 

80

Über Inklusion

 

Nichts Menschliches etc . Zugegeben , das Wort `Personalausweis ´ mag  einem als halbes  Wortungetüm erscheinen . Aber muss es denn neuerdings gleich ` Perso ´ heissen ? Ja, sie schwappt durch Strassen und mails , die neue Lust an der Abkürzung à la : “Haben Sie die Info über die Quali- Resultate ?“

 

Der Zugriff dieser Kürzungen ist eine Versuchung : Dem Nutzer wird vorgegaukelt , man verfüge über quasi handwerkliche , ganz prosaische

Kompetenz : Gib mir das Ding da , mach schon ! Ein noch so sperriger Gegenstand wird zu einer Art gut in der Hand liegender Kiesel .Um Beschleunigung geht es in unserer Zeit sowieso immer :

 

Nein , ich möchte mich nicht von einer ` Information zu den Qualifikationsresultaten ´aufhalten lassen . Da steh ich doch drüber, das ist unter meiner Würde , genauergesagt , langsamer als meine Würde . Und umständliche Leute sind nicht kompetent , strenggenommen sind sie enttäuschend . Menschlich . Da habe ich auch kein Bock auf Inklu .

 

Was eben auch  gelegentlich in der informellen Kürzelschleuder mitgesagt sein soll ( `die Kombi machts ´)  : Warum sich so lange bei Wortungetümen aufhalten ….wo es doch eigentlich um DICH (Adressat ) und mich ( Sender ) geht ? DU bist mir doch viel wichtiger ! wir  sollten mal wieder über alles so richtig reden . Ich bin der Jerome-Pascal .

81

Über  Pizza-Bestellen

 

Unlängst ging es um die Gestaltung des Abendessens und eine telefonische  Bestellung schien uns das einfachste . Halt ! Ein auf unser Wohl bedachter Freund sagte : Komm , wir schauen erst mal ins Internet, was diese Pizzeria denn so anbietet ….

Unlängst ging es um Quartiermache in einem Urlaubsdomizil . Ich erinnerte mich an Name und ungefähre Lage eines schönen alten

Hotels ; wollte im Netz die  betreffende Telefonnummer  herausfinden . Auf der Homepage war nur ein Anmeldeformular zu haben , kein Hinweis auf Telefonanschluss oder wen man denn daselbst vielleicht einmal sprechen könnte . Stattdessen aber : Kundenbewertung . Jens aus Gütersloh fand dieses Hotel  so lala und erklärte durchaus ausführlich , warum .

 

Das Netz : Eine Plebeiertechnik . Neue Grundannahmen  in der sozialen Verortung :

 

  1. a) Ich muss alles wissen ( gibt’s da auch Con Tutto ? Zeig mal ).
  2. b) Jeder muss alles von MIR wissen ( Ich bin der Jens aus Gütersloh und ich fand das Hotel geil von der Lage , aber den Service sowasvon ! etc )

 

Ich muss alles wissen , denn sonst werde ich ja ( nicht womöglich , sondern ganz bestimmt ! ) übervorteilt . Das Abenteuer des Nichtwissens gilt es zu vermeiden .

 

Man muss alles von MIR wissen , denn …leben wir jetzt in einer Demokratie oder nicht ?

 

Paranoia und Wichtigtuerei , würden die Weisen aus Abend-und Morgenland sagen  , sind keine erstrebenswerten Orientierungen ; ein technisches Medium , das diese Haltungen voraussetzt und kultiviert , ist kein Fortschritt .

 

 

82

Über Denkmalpflege

 

Wir stellen uns vor , jemand  sei Denkmalpfleger . Falls SIE , liebe

Leser , auch so wen nicht kennen : Versetzen wir uns in einen herein . Denken wir uns , ein Denkmalpfleger rennt durch die Strassen , Tunnelblick , `nein , auch in dieser Strasse gibt es nichts zu schützen , weiss ich schon , erst da drüben ist ein schönes Haus , ist aber bereits denkmalgeschützt ´. Oder so .

 

Der Arme ! Könnte man sagen . Aus dem wird nie ein moderner

Mensch , so einer der im Bild ist und mitreden kann und die alles entscheidenden Abkürzungen nicht nur kennt , sondern vielleicht gleich ein paar neue erfindet .

Gibt’s Denkmalpflege schon als App ?

 

Denken wir uns , ab einem bestimmten Alter sei aber jeder irgendwie Denkmalschützer . Ich z.B. habe mindestens  ¾ meiner ernstzunehmenden Jahre hinter mir und auch bereits 9/10 meiner beruflichen Karriere . Ja , ich sehe in Denkmalpflege jetzt einen angemesseneren Beruf als beispielsweise ungerufener Assistent der Jugend zu sein bei  Welterkundung . Der größte Teil meiner Welt ist nach bevölkerungsstatistischer  Logik ¾ der Gesellschaft fern , unbekannt , auch entsprechend  bedeutungslos . Und : Wenn ICH GoetheHölderlinHofmannsthal nicht lese , tut es eh keiner mehr :SO fühlt sich Verantwortung an !!

 

Wenn wir im Fernsehen ( öffentlich/rechtlich ) erfahren , wer die LuftgitarrenWM gewonnen hat , dass Lady GAGA ein Comeback hatte bei den Grammy-Awards , dass die Feuerwehr in Wacken spielt  bevor das Headbanging so richtig anfängt ….habe ich den Beleg , dass der Mensch endlich ist .

 

Und dass das auch nicht schlimm ist . Höre ich allerdings ( noch ) Denkmalgeschütztes : Bach , Händel , Duke Ellington ,Beatles  (ach ja , die Kindheit ) …. tut einem das Selber –NICHT-denkmalgeschützt sein schon etwas weher .

 

 

83

Über schlechten Nachruf

 

 

Gerade , als es ihnen finanziell erstmals wieder besser ging , zerbrach ihre 18- jährige Ehe ….

 

Er sagte sich daraufhin , dass es ja nun wirklich nicht viele Sinnstifter

gebe : Kinder….die ein Recht auf Vergessen dessen haben , was Eltern wichtig gewesen war ….Politik , in der nun wahrlich nirgends irgendwas erreicht wird was die Bezeichnung Würde verdiente …Kultur/Literatur von Schöpfern , die nicht nur vergessen wurden , sondern auch einfach zu viele waren , um auch um besten Fall von mehr als Experten auszugsweise gekannt zu werden…die eigene Schreibe , die ein Spiegelgefecht bleiben würde ….

 

Aber da waren ja die nicht nur sogenannten schönen Momente . Die sich nur undeutlichst im Gedächtnis einprägten , aber dann doch ab und zu wie U-Boot-Periskope auftauchten und noch einmal rückerinnerten und – wenigstens für die eigene Wachbiografie belegten :Wie sensibel ausdifferenziert Wahrnehmung war , wie eindrücklich , wohl auch unausdrücklich ; wenn Leben lohnt , dann wegen der Kurzweiligkeit von Raffinement der Wahrnehmung  ; so ein Instrumentarium verspinnt einen in ein hochlebendiges Geben und Nehmen ; dies multipliziert mit der Zahl an Mitgliedern der menschlichen Rasse ( und die Tiere ?) …..

 

und einiges an der Fähigkeit zur Wahrnehmung, Wahrnehmungsbereicherung stammt ja doch aus der Vorarbeit der Kulturpioniere . Also :Lest Shakespeare , also doch ….

 

Dieses Mitkriegen, Einstecken , Wahrnehmen ,Genießen füllt durchaus schon ein  kleineres schwarzes Loch , sagte er sich , ist die Mühe des Über/Weiter/Lebens wert , im Erleben , bestenfalls Erzählen , auch

Erlebthaben .

 

 

84

Über Anführungszeichen

 

 

Stell Dir vor , sagt da doch der Pascal : „Also mit der Janine hätte ich auch noch gevögelt !

Und ich sag da noch : “Ich glaub ich hör nicht recht !……….“

 

Parenthese : An nämlicher Stelle , liebe Leser , hat der Autor vergessen , welche strukturierenden Anführungszeichen er alles hätte setzen müssen bei diesem belauschten Gespräch , sagen wir besser :

Tendenzmonolog . Wie ist solche  Gesprächigkeit besonderer Art , wie wir sie gerade bei meiner Tischnachbarin erlebten , zu erklären ?

 

Ist es Rekonstruktionswut , etwa einer auf Objektivierung zielenden

Historikerin , wenn  Erzähler soooo auf ein 1zu1 aus sind  ? Da nimmt sich jemand völlig zurück und zitiert ja nur ; oder ist es Inszenierungswille , Dramaturgie , hamburgische , aus  Zuhörer werde Zeuge ; vor allem ist es wohl Wortsucht  : solange ich rede , rede ich, atme ich , hört mir wer zu ; HÖRT mir wer zu ?

 

Vielleicht sind diese Monolog-Lieschen alle zu wenig in ihrer Kindheit

zu Wort gekommen , angehört worden ; vielleicht ist es Ich-Schwäche ,

 

mein ICH –so wird behauptet – kommt in diesen Zitaten gar nicht vor , wir lauschen einer Registratur-Maschine ; atmosphärischen Detektiven :

Je mehr ich an Details einstreue desto eher kannst Du Dir alles vorstellen .

 

Indirekte Rede ? hatten wir an der Schule , ist mir aber zu hoch , mir geht es um Unmittelbarkeit , ich stehe ja sozusagen immer noch unter Schock , was da der Pascal gesagt hat .

 

 

85

Über Zuständigkeit

 

Der Ventilator Blues :Damals ,  sagen wir  etwas genauer , so um :

1970 , als die Stones ihr Album ` Exiles on Mainstreet ´ aufnahmen  , dachten die Zeitgenossen : Wir  sind Geburtszeugen von `etwas Klassischem ´ : Ab jetzt wird auch jeder Nachgeborene diese Musik  Nachgeborene weiterkennen : Uff , das wäre geschafft , die Geschichte nämlich , ein für alle mal .Vielleicht komponieren wir besser gleich auf Vorrat ,das Eisen schmieden solange es warm ist etc .

 

Und wir sind und bleiben Exiles , aber in planer Öffentlichkeit , mitten auf der Mainstreet .

 

Dies

war ein Irrtum , allerdings einer , den folgende Generationen bezüglich IHRER kulturellen Hoffnungen und  Hymnen auch begehen würden . Und meine Enkel werden also heute , schon satt im 21. Jahrhundert , nur noch mit einem merkwürdigen Greis konfrontiert , der weiterhin Stadien füllt , allerdings mit einer fast staubtrockenen Musik : Man übersetzt die Musik in das Körpergefühl ,  wenn man ein zerfallendes Stück altes Holz anfasst .Und diesen Musiker fandet Ihr damals … ?

 

Nun , jede Generation befestigt sich so gut wie möglich . Plädieren wir :

Jagger und Richards sind nicht nur Prä- , sondern auch Dauerpunks

( den Begriff kennt Ihr ?) . Also Musikmacher aus dem Staub , aus der unscheinbarsten Prosa , Sprechgesangssandwich mit dazwischen einer Scheibe virilen Refrains , eher emotional auf den Fuß getreten als musikalisch von der Muse geküsst ; aber die Stones  geben vor allem dem MANN ein gutes Gewissen , ein Nachschlage – und Erinnerungskompendium : Bekenne Dich zu Deinen Juckreizen , Deiner Verlassenheit , Deinem Ingrimm , Deinem Bock oder Nullbock .

 

Jagger , der immer singt , als hätte er gerade erfolglos die Tenne gefegt : Da ist noch unbesiegbarer Staub . Und Richard : Als klammerte der ausgemusterte Handwerker sich noch einmal an Schraubenzieher ,Säge oder Zange . Ihre 50jährige Karriere hat ein Magnum Opus hervorgebracht , ein Telefonbuch , hätte man früher gesagt , eine Enzyklopädie wie Balzacs Comédie Humaine ; im Oeuvre der Stones kann man quasi nachschlagen zu Gefühlen und Gestalten des Alltags . Die Stones erbringen den Beweis ihrer Zuständigkeit .

 

 

86

Über Trenchcoats

 

Erster Mairegen im Park , ich stehe vor der Volière  mit den roten Sittichen ; rede sie an durch das Gitter und denke an Beichtstuhlfenster ; denke mir , hier gehört ein Schild hin :

 

„ Bevor Sie an Selbstmord denken , telefonieren Sie mit unserer Beratungsstelle 018o15 …..“ ,

 

denke mir auch , dass hier eine Kamera hingehört , die sich für den Gesichtsausdruck der Volièrenbesucher interessiert ;

 

drinnen flattert und zwitschert es .Mir wird warm ums Herz ; Oma mit Kind kommen um die Ecke und sehen mich misstrauisch an ; ich verfluche  die Triebtäter der vergangenen vierzig Jahre , dass sie mich

( zugegeben , ich trage des Regenwetters wegen einen Trenchcoat ) nachhaltig in meiner Freiheit beeinträchtigen , mich durch das Gitter der Volière hindurch irgendwie unter meinesgleichen fühlen zu dürfen .

 

87

Über Erziehung

 

„Irgendwas ist immer !“

ist der nicht gewählte Titel einer sagen wir Gedichtesammlung : Die Wortwahl ist so hübsch allseits bekannt und ad hoc instant verwendbar wie plausibel : fast wie vom informellen Publikum im Bahnhofscafé erwartet . Aber man soll Erwartungen trivialer Art ja enttäuschen und die Alles-bereits-Wissenden –mindestens-aber-Ahnenden doch eher zu neuer Wahrnehmungs-und Aufmerksamkeitsbereitschaft erziehen .

Ja , Dichter , erzieht Euer Publikum zum Besseren !

 

 

88

Über Parks

 

 

Sonntagmorgen , wieder zum großzügigen Hinzuklappen , etwa bei den Vegetations-anzeigern im Park ; Kinder und Krokusse ,Karpfen im Schlamm ; ein Mörder findet Ruhe vor Volière mit Plustertieren .

 

Und der Dichter meint dazu : Worte , gewollt eindringlich wiederholt , bitte nur in der Liturgie , deswegen womöglich mein reuiger Wiederbeitritt zur kathogelischen Kirche , alle sagen verabredet wortgleich DasGleicheVaterUnser , keinesfalls Beiträge von NordicWalkern mit vermeintlicher Erfahrungsdiffer/ Kongru/enz ;

 

Wortfindung darf nur der Dichter ; nur der ein legitimer Besitzer von Lexemen ; wenigstens sollte Gesprochenes immer nur die eine Zielperson finden und nicht noch Zufallsnahe . Robinson ist wer immer Sonntags morgens im Park panisch ungern Opfer von collateral damage und für Schweigen schaudernd dankbar vor allem den Vögeln .

 

89

Über Gravelines

 

 

gelegen an einer Flussmündung , gezeitengeprägt ; wir sehen die Wasserlaufschleife , bei Flut breit , bei Ebbe durch Sandbänke beiderseits  auf ein Viertel verschmälert .Die Schlick – und Sandwülste

bereiten Kräfte vor , brüten sozusagen wie eine wartende zusammengepresste  Stahlfeder . Wenn das Land sich so in den Fluss hinein presst , haben die Bänke die Zeit aufgehalten . Wie long term geparkte Autos . Wer wäre einsam angesichts von Gezeiten .

 

 

90

Über Fortschritt

 

 

Wie überwindet man die Geschichte ?Indem man eine Landschaft , noch einfacher Menschen , die in dieser Landschaft Wurzel geschlagen haben, abschafft , spurlos .Oder : Indem man Wirklichkeitswelten ,ein historisches Profil , umgestaltet zu Playmobil Arrangements . Oder : Indem man dem Zufall zusieht , wie er einige dieser Settings vorläufig vergessen lässt :Im Schatten der Autobahn ,in der hinteren Ecke der Schrottplätze gibt es die meisten Bio-Reservate .

 

 

 

91

Über Siestifizierung

 

 

Ich bin bescheidener Wissenschaftler ;horche zu Leuten herüber , notiere Äußerlichkeiten , füge meinen inneren Senf dazu. Ich konserviere, sorge als Flaneur und Beobachterzeuge für Bestand .

Bin brauchbar als Momentbeschwerer , asketisch mein noch nicht mal , gerade eben NICHT rasiertes Kinn vergewissernd . Stilledestillat .

 

 

92

Über Lehrer

 

u.a. Ich verstehe die Leute nicht , die kein Tagebuch schreiben .Merkt Ihr nicht , dass wir verschwenderisch leben ? Man hat jetzt seinen Spaß , sein Publikum , seinen Erfolg ; passt einen Augenblick auf – und weg ist alles . Zwanzig Jahre später triffst Du einen Freund von damals , weißt Du noch , wie geht’s dem und dem , peinlich wie  Kontrollverlust ,wie genau man damals leben musste , um in die Klicke zu passen ,auf dass einem ein Gag vor Publikum gelang ; jetzt sind wir  froh wenn man weitergehen kann ; ja man hat vergessen , ist wohl auch gut so ; hab gleich Termin  –

 

die Uhr läuft ,  läuft ab ; man muss sich wohl nicht so wichtig nehmen , our little life is rounded with a sleep .Man steht  eine dünne Handbreit vor dem `egal´ , `wenn mans genau nimmt ´;  als habe man nicht aufgepasst,  einen (längeren!) Augenblick lang .

 

In der Schule wurde man bei Nicht-Aufpassen gerüffelt ;Lehrer werden halt dafür bezahlt , alles ernst zu nehmen ; im 45-Minuten-Takt  werden Lehrer gegeißelt mit vorüber und vorbei .Habt Mitleid mit Lehrern! Schreibt Tagebuch !

 

 

93

Über Snobs

 

 

 

„ Dir kann man es aber auch nicht recht machen ! Du sagst die Saxophonistin spielt beflissen wie eine Beamtin ; aber wenn sie die Rampensau gäbe ,wäre es für Dich Anbiederei beim Publikum .“

 

Ja , so ist das Leben halt , gab ich meiner Gesprächspartnerin zu : Erfrischend kühl geht es sich auf Messers Schneide , eine Klinge wie sie andererseits Anhänger des Ancien Régime an ihrem Hals  zu spüren haben .

 

Wir setzten uns in ihrem Salon , und da wir gerade beim Thema waren  :

Eine Wohnung sollte an den Satz vom leergegessenen Tellerchen erinnern : Kein Staub , kein Schatten . Kein Ballast . Rituale einhalten,

also : Kreise schließen , lehrt mich mein Leben, mein Vorstrafen-

register (!),   freie Schussfelder für Gedächtnis (wenig , aber bestimmend)  und Projektstärke , und jederzeit heißt es formvollendet abreisebereit sein .

 

 

94

Über : Dr. Jekyll ,

 

Dr Jekyll ! letzter Aufruf , bitte Gate 7……

Am Airport habe ich noch am ehesten Familie , sagte der Dichter ,und wenn man noch auf jemanden in der Familie wartet ! Früher war es dann

meist Weihnachten . Familiärer Optimismus ! Sieht zwar hier aus wie eine beliebige Mall , Oberhausen oder so , ist aber idiotensicher , was sage ich : Geschmackssicher was menschliche Rührung angeht , in terms of sentiment sozusagen neudeutsch lufthansadeutsch.

 

Flache Hierarchien sind da kein Zufall , auch Sicherungs- und Reinigungspersonal gehören mit dazu ,wir haben die gattungs-einsammelnde Menschwerdung geschafft ! ja ,das ist das Schäfchengefühl wie bei evangelischer  Kirche …..Womöglich gilt

diese Stimmungslage nicht uneingeschränkt für Menschen mit

Flugangst .

 

Für die aber speziell gibt es die Arrival-Rampe dort ! Wie auf dem Fließband wird dort –schiebetürauf/ schiebetürerstmalwiederzu -serienmäßig Glück erzeugt , Glück auf die Gesichter der Menschen , Ankommende oder Erwartende, gezaubert ; geknackt der Code , mit dem man aus Jedem/wirklichjedem  das Beste herausholen kann an Humanitas .

 

95

Über Fortschritt

 

 

Wie überwindet man die Geschichte ? Indem man eine Landschaft , noch einfacher Menschen , die in dieser Landschaft Wurzel geschlagen haben, abschafft , spurlos .Oder : Indem man Wirklichkeitswelten ,ein historisches Profil , umgestaltet zu Playmobil Arrangements . Oder : Indem man dem Zufall zusieht , wie er einige dieser Settings vorläufig vergessen lässt :Im Schatten der Autobahn ,in der hinteren Ecke der Schrottplätze gibt es die meisten Bio-Reservate .

 

 

96

Über eine Deutsch- und Sowie- Lehrerin

 

 

 

Lakonisch am laufenden Band , diese Frau ; ein wahres Phänomen .

SIE meinten , Lakonie dient der klugen , wortkargen Verknappung von Kommentar ,womöglich anspielungsreich ,dem Zuhörer eine Bonus-Ebene mit einpackend ?

 

DIESE Frau liefert Litotes ohne Anlass , auf Vorrat , präventiv .Sie macht den Unbilden der Realität im Vorhinein den Garaus , dreht allem nicht nur Widrigen , sondern einfach schon Realen die Gurgel um . Die Aussage heißt dann nicht  :

 

„ XY ist so und so“ ,

 

sondern :

 

„ Mal wieder nicht un-soundso , wie dieses Z , das mich übrigens nicht wenig an XY erinnert ,aber tatsächlich doch meint , ich merkte den Schwindel nicht , tut .“

 

Sie verstehen ?

 

So im Würgegriff der Totalkontrolle  war Realität noch nie ; einmal rum , noch mal , zur Sicherheit ein drittes Mal der Realität den sprachlichen Hals umgedreht , die Henne japst, und diese Korkenzieher-Allmacht zeigt , wie ernst es unsere Kandidatin nimmt mit der Verantwortung des Einzelnen für das Weltganze  –

 

ernst ….. aber andererseits zwinkert sie über dem Gurgelrumdrehen und beteuert , nein verbilligt , dass die Leichtigkeit des Seins am schwindelfreisten in der Gestalt der Meiosis auftreten kann .

 

Dementsprechend ist DIESE Frau unser Besetzungsvorschlag für den Posten der galaktischen Verteidigungsministerin .

 

97

Über Griechenland

 

 

Beliebiger Tag 2015 nach Christus , erstmals beziffert die griechische Regierung den Schaden , den Nazi-Deutsche Hellas angetan haben : 276 Milliarden Euro .Griechische Finanzwissenschaftler bekunden Neugierde , wie die Regierung auf diese Zahl kommt .

 

Deutsche Zeitungsleser murmeln was von  griechischen Faulpelzen , stellen sich aber auch im Regen in den hiesigen neudeutschen Straßencafés ein , beweisen Haltung : `Mediterran können wir auch , wahrscheinlich mittlerweile besser ! ´

 

In Delphi sprechen Gastronomen ZDF-Fernsehreportern in die Mikrophone , beteuern  , ihnen seien auch deutsche Touristen willkommen , und zur Zeit vermerkten sie mit Sorge die rückläufigen Besucherzahlen  in ihrer Stadt .

 

Beliebiger Tag , Thema Griechenland , die üblichen Themen überhaupt in nuce , im Nachrichtenpool . Vergessen allenfalls : Flüchtlingsströme,

das Meer überquerend, eher in Italien ( Magna Graeca ) landend als in Delphi Athen Thessaloniki  .

 

 

 

98

Über Museumswärter

 

 

Wenn nur die Museumswärter ……..

( und das sind wir ja eigentlich alle : s.u.) kompetenter wären ! Wenn man schon immer nur Museales sucht bzw sich nur in Realitäten mischen will , von denen man gelesen hat :

Reist man hin , ist der Hase schon weg, die Touristen-Igel sind schon busweise da ; und eigentlich wollen wir ja auch nicht ins Paris der Bohème verschlagen werden und selber frieren.

Wir wollen ins Museum ! Aber dort bitte : Die Wärter sollen nicht alles auf Ausverkauf trimmen , eher Austerität betreiben , Gesuchtes verknappen ,  Auserwählte erkennen . Gentrification halt….aber anders natürlich.

 

 

 

 

99

Über Anmut und Unmut

 

 

Eine Colonia Dignidad , eine Kolonie sollte man gründen , mit knapper Ausrüstung dorthin wo wir den großzügigen Blick drüberweg haben über das was Bätsch sagt : Bätsch deine Träume haben so was von gar nicht geholfen ; du steckst im Schlamm und kommst nicht weiter , und die Leute am Nachbartisch wissen immer noch nicht was die wichtigen Themen sind ;

 

meine Mitkoloniebegründer , aber wahrscheinlich bleiben sie daheim , heute muss ja keiner mehr raus aus seinem Arbeitszimmer :Goethe , Hier bin ich Mensch ; Enzensberger ,Mann in der U-Bahn ; Wilde ,Oscar und the Soul of Man under Socialism . Und dann Walt Whitman .

Wann kann ich  vermengte Menschen ertragen ? Wenn ich passiver Teil einer passiven , offenbarungsbereiten Zuhörerschaft bin , die nur zuhört , nicht aktiv wird ; Händel-Oratorien , Deutschland-Brasilien7:1 ,man ist gerührt , das wär doch nicht nötig gewesen . Und die irgendwie ewige Frage nach der Rock-Musik :Sie sei doch wohl demokratisch ? Auch : Wenn sie ungefragt aus den Lautsprechern kommt ?

 

Wir Auserlesenen, uns Auslesende , bauen eine Kolonie in Pfahlbauten , das Wasser reicht nicht hoch genug , stattdessen sind Deine Fundamente immer frisch und klar umspült ; die Bätschsager kommen irgendwie nicht rauf und rein ; die von der Hand in den Mund leben ,für die nie eine Selbstdistanzierung passiert ; Hauptsache die Pointe liegt nahe . Ein Pfahlbau dem Kontinent vorgelagert , den man sich ungewollt mit der Bildzeitung teilen müsste .Jeden Morgen Bildzeitung , unerschöpfliche Vorräte an Häme, Empörung, Unterstellung, Rufmord , Duzerei , `haben wirs nicht schon immer gewusst ´ .Die Bildzeitung gibt sich großzügig und  sagt :Wir sind so schon zufrieden , alles ist hinreichend brav befriedet , die Tischgespräche orientieren sich ja im Wesentlichen an uns . Neben uns zum Beispiel die End-Vierzigerin ,  Typ junge Großmutter , die ohne Fremdeln alle bewährten und angekommenen Floskeln des Jugendslangs verwendet , als wäre das die Sprache ihrer Generation: `ohne Ende ´ etc .

 

Eine Studie in Würde und Würdelosigkeit  ; etwa die Würdelosigkeit unserer Städte mit unserem allgemeinen Bedürfnis nach Publikum ,nach Claqueuren ; die Wertedefizit bei  schnellschnellstem Wechsel , als ob man sich immer  wo man geht und steht wegschämt schnellschnell ,

 

 

unser Land braucht das schnelle Internet . Und wackelnde Tische in Schnellrestaurants .Und erst recht die Pandämie des Tourismus :Alle Städte überzogen mit einer Glasur des sich historisch Schönmachens , gerne Rokoko oder früher mit Farbtönung jeweils von Krypto-Erotik .

 

Würde hingegen . Vielleicht sollte man kreativ Buch führen : Je häufiger man hier die Besuche aus dem Reich der Würde einträgt , desto schärfer unser Blick für das was doch klappt , was unserer Welt doch gute Haltungsnoten einbringt . Das ist vielleicht Landgewinnung ,damit erzeugt man womöglich neue Inseln des Gelingens .Nach Vorbild etwa der über ihr Instrument gebeugten Musiker in Zwiegespräch und Meditation . Die Würde des genau abgepassten Bücherkaufens , diese dann auszugsweise schon anlesen  beim Warten im Café .Bücher zuhause haben diese Würde meist nicht , werden eins mit dem Staub , der auf sie fällt , sind ein Schmutz .

 

Würdelos :Der Mangel an Garderobeständern in Kneipen , schmeiß Deinen Mantel egal wo , besser gleich , sonst kommst Du nicht zu schneller Kopulierungsvorbereitung . Warum so viel unter würdelos rubrifiziert wird ? Das Leben lebt aus der Reaktion heraus :Was hässlich ist nötigt uns zu schneller Abwehr ,allgemeiner Vorsicht , das gebrannte Kind traut länger nichts Würdigem mehr . Würde : Autos in einer Regenstadt ,abends unter Laterne geparkt .Würde : Art Déco Reste und die stockende ,stolpernde ,stöckelnde Dignität der Ägypter .Würdelos : Menschen beim Warten zuzuschauen oder wenn sie überrascht werden.

 

Spötter sagen über mich :Wir basteln uns ein Rentnerparadies .

 

 

99

Über Kakteen

 

 

aus Schlaraffenland :Ein Kurzkrimi . Lauter Abbruchkanten , was ich hier so sehe in dieser Studentenstadt , Risse und Unvereinbarkeiten . Beispiel ? Eine junge Zyklistin balanciert während der Fahrt  ihren Blick zwischen grüner Welle und dem Handy-Screen ; nichts gegen die Dame , kein Jugend-Bashing an dieser Stelle , ihresgleichen stellt mit Sicherheit die nächste Generation von Médecins sans frontières ; nenne ich ihr Verhalten dennoch pathologisch , wird sie fragen : Was ist denn dabei , ist doch Naturzustand , sich auszutauschen ( dazu gleich mehr )….und nippt am CoffeeTOGo .

 

Ich währenddessen sitze hier mit Blick auf Fluss ; Leute die noch älter sind als ich gehen vorbei , ich habe ein Ohr für das hier gesprochene Ausländisch ,Sprachen ! wenigstens Sprachen sind zu 90 %

konservativ : Dies alles ,Sprachen und Oldies , meine Notanker und Haltepunkte , der Fluss passt paradoxerweise auch noch ins Bild . Auf welcher Eisscholle sitzt DU ? Wie heißt das gemeinsame Eismeer , das Sargassomeer , das uns umgibt , der Stille Ozean ?

 

Zwei andere Jungakademiker kommen vorbei , unabhängig voneinander konsultieren auch sie ihre I-Pods .Das ist bekloppt,Affendrill ,oder ? Permanente Zugänglichkeit , offenes Glashaus für alle, eine Kreis-segmentierung: In meiner Burg sind Ausfalltore die tragenden Elemente , das weg-Sein ist nomadischer Normalfall , durch mein Handy : Situationszuwachs in explosivem Maßstab .

 

`OM : OM :……Ich bin ganz schwer ,da und hier ´  : Das ist das Kontrast-programm , das finden Sie auch im Katalog  , ist auch in Mode ,auch das kann man solide und seriös vermarkten . Lernt man auch an dieser Uni .

 

Ich habe verstanden , sagt da ein Gedankenleser  neben mir bei meiner Analyse , Sie sind ( wie ich !) Mitglied des Drogenhändlerkartells ,nicht wahr ? : IHRE Absätze stagnieren  auch oder gehen sogar zurück , habe ich recht ? Heroin-Dealer werden arbeitslos , wenn die Welt einfach so

in einen hineinfällt und  Dich quasi aufgelöst fortschwemmt .

 

Wie bitte ?! , fällt uns ein Jüngling mit Blick auf Handy-Screen ins Wort : Wir , meine Generation , sind einfach Hyper-kommunikativ , das muss ein Ethiker , ein Literat wie Sie doch mögen !

 

Kommen Sie , wechseln wir auf das andere Flussufer hinüber , sage ich; der Jüngling , der Mexikaner und ich gehen hinüber in das Stadtviertel mit den vielen Kunstgalerien .Let´s talk about Art ! sagte seinerzeit schon Holmes zu Watson . Und hier ( angekommen ) sieht man : Es ist egal , WAS man an die Wand hängt oder auf dem Galerieboden ausbreitet : Es steht und hängt und …ist Kunst und ….behauptet : Es wolle Ruhe um sich herum , oder produziere diese : Eine alte Baumwurzel (asiatisch , immer gut!) , ein Plastikeimer  (Bronx!) , egal : Die Wirkungsabsicht ist : Sedativ , Schwereausstrahlung , die Einladung zu nachdenklicher , angestrengter Lüge : Ja , das sagt mir was ( außerdem war es teuer ) .

 

Der verkabelte Jüngling will jetzt nichts falsch machen und sagt :

Aha , das ist also IHR Alternativangebot ? Ich soll mit einem Plastikeimer kommunizieren ?

 

Ich hänge meine Gesprächs- und Gedankenpartner ab und setze mich wieder vor das Café am Fluss , wartend , dass die Stille über mich kommt , die ich in der Galerie gerade nicht finden konnte . Stille wie ein Prägestempel : Ich bin auf diese Sicht aufgedrückt, die Situation auf mich ; der Wind flattert mich hier nicht weiter , ich finde hier Unterkunft , meinen archimedischen Punkt , was mir Halt gibt wird von mir gehalten etc .

 

Halthalt ! Eine Fahrradfahrerin fegt um die Ecke , legt sich in die Pedale ,

terrassenabwärts , rauf auf die Uferrampe , schnell pfeilschnell …In diesem Land der geborenen Fietser ist das normale Zweirad häufig aufgerüstet durch irgendeinen funktionalen Vorbau , Kindersitze gern hinten und vorne , Hundeausführplattform , Gemüsestand in der Verlängerung des Fahrradlenkers ; die Fahrer dazu angestrengt schräg , erinnern an Feiningers Kristallbrüche und Splitter , alle Menschen stehen aufgeregt in den Pedalen : Wohin ? Dahin . Aber schneller ! ( geht in Holland nicht mit Auto ).

 

Ich sitze immer noch an meinem Cafétisch , neben mir haben mittlerweile andere Gäste Platz genommen  , ein anderes Gespräch …wenn ich abends nach Hause gehe , haben mindestens drei dieser Personenkreise diesen meinen Tag bestimmt .

 

Der Mexikaner kommt wieder , der mit den Existenzsorgen wegen der heutigen Medienkultur unter den 14- bis 40 Jährigen . Ich erzähle Ihnen ,

lehnt er sich vertraulich zu mir herüber , den kürzestmöglichen Krimi , da Sie ja wohl nicht Zeit zu mehr haben :

Hier sitzen wir , jetzt , Sie und ich , immer  ist da MEIN ich ….und ein anderes Ich , wenn ich mit Leuten zusammen bin .Und das passt einfach nie zusammen . ICH finde mich toll , diese Frau da drüben nicht .Ich bin ich und finde mich ganz normal , aber diese Schulklasse , vor der ich damals auf Geheiß meines Mathelehrers an der Tafel eine überfordernde Rechnung ausführen sollte : Diese Mitschülerhyänen sahen ganz wen anderes und waren andere ICHS …die einzige Möglichkeit , nicht so ein ramponiertes , relativiertes ICH  zu sein war  : jemand anderes daran zu hindern , seine eigene Perspektive auf mich zu haben , und auch `ich ´ zu sagen und MICH  `der da ´zu nennen  .Mein Schuss löst das Problem , Sie verstehen ?

 

Ich hatte noch Zeit zu verstehen .

 

 

100

Über Neufundland

 

Nehmen wir die Menschen in den Bildern der französischen Impressionisten : Sie kamen um das Erlebnis des Holocaust herum .

Er fand in ihrem Universum nicht statt . Mein Knick in der Optik :

NICHT jeder Mensch ist qua Geburt Opfer/Zeuge/Schuldiger bei Judenmord .

Soll heißen : Auch der Holocaust ist nur ein Menschen-Rollenspiel . Ellenbogen raus ! Hier kommen die Paradies-Vögel . Jeder stirbt auch/nur /höchstens/mindestens 1x .

 

( bei gleichzeitiger Beibehaltung der Service-Wüste )

 

101

Über neuere Kneipenkultur

 

 

Fake-Patina, wie gesagt ; und wie die Griechen ums Mittelmeer ,Frösche um den Teich ,  irgendwie : Exil überall : Was genau treibt alle diese Leute von wo genau ( ich tippe auf schauerliche Wohn- wie Eheverhältnisse ) genau hierher ausgerechnet ?

Angesagt , diese Viertel , sagen Sie ? Anders als noch letztes Jahr ? Kleinstadt in der Metropole , schönen Nachmittag , Frau Nachbar , ja , REWE hat bis 20 Uhr auf . Schwein gehabt , dass WIR nicht gegenüber vom Flaschencontainer wohnen . Und Hundedreck ? Nein , ist eigentlich kein Problem hier im Viertel . Sprecht , ihr chronisch unterbeschäftigten Voyeure auf den Sperrsitzen!

 

 

102

Über Tapetenwechsel

 

 

Treffen sich 3-Tage-Bart-Männer in pseudo-verrauchter Szene- oder

Avantgardekneipe ; mit anderen Worten Fake-Patina auf allen Etagen .

Reichtumsdefinition vielleicht :Man hat es zu was gebracht  :Wer da eine Vergangenheit zitieren kann , die verlangsamt und so schlimm doch gar nicht wahr .

 

103

Über Strassencafés

 

 

Kein stabilerer Punkt , sagte Archimedes , der griechische Kellner , als ein Straßencafé : Trotz oder wegen vierspuriger Tangente davor :Das Café lächelt die Strasse mitleidig an : Du da ,Straße ,  die Du Deine Existenz ja nur zähneknirschend annimmst :Keiner mag Dich , die Leute wollen DA sein ,nicht unterwegs  in die Etappen geknechtet , Ampel , Abzweig , Stau ,  Ampel , Tempo 30 . Dagegen dieses Café hier : Wie ein Null-Meridian , ein Sanktuarium.

Nicht wahr.

 

 

104

Über :

Auf alt gemacht

 

 

im Gewerbegebiet : Möbel in der Markthalle wie aus dem Holz gesunkener Galeonen , schimmlig versalzen , als tauchte der Kunde in milchig grünem Tropenozean ; indischer Favelaschrott  turned into Behelfsmobiliar , für die Lofts achttausend Kilometer weiter westlich erstaunlich günstig zu haben , dazu Lounge Music ; Nostalgie wirkmächtig und leidenschaftlich  komplementär gegenüber der Herrschaft  von APPS und Flats ab Kundenparkplatz .

 

Bürger , kauft Patina ! Dies ist das letzte (?) Angebot einer Rettung ! und wer nicht gerettet werden muss hat dann halt ein Spielzeug mehr .

 

Auf alt gemacht gabs ( natürlich ) schon immer , jedenfalls nach Renaissance oder Romantik , als der Graf sich Ruinen in den Park bauen liess . Aber um 18oo war das verschrobene Avantgarde …. Nostalgie ist  das Packpapier von heute ; wickelfreudig und reissfest ; Nostalgie als Boxenstopp und retardierendes Element….Oder liegt in dem Umsatzvolumen gar ein Umkehrsignal ? Memento Mori ?

 

In diesem Abholmarkt kriegt man mal demonstriert , wie es bei uns zuhause aussehen würde , hätten wir nicht immer im Frühling alten Kram weggeschmissen . Was bei uns wirklich keine Daseinsberechtigung mehr hatte  : Hier hat es neue Valeurs , sieht man das Ding mal nur als Material und Farbwert  , sozusagen impressionistisch . Was uns um ein Haar erdrosselt hätte , zeigt jetzt ein gemütliches und humoriges Gesicht .

 

Ach , wie wir doch Drittes suchen zwischen Beschleunigung und Retro-und/oder Ethnokitsch .

 

 

105

Über Departure

( Dialog am Flughafenschalter )

 

 

  1. Tourismus : Ich habs ! ist das bracchial wahrgenommene Recht auf Heimat : irgendwo , jawohl , je nach Laune , durchaus mit dem Ellenbogen und last Minute . Immer irgendwie an den Flüchtlingstrauben im Fischerboot vorbei  .

 

  1. Aber schau Dir doch fairerweise die Leute am Flughafen an , wie vielfältig , wie einheitlich ,wie fromm in der Airline-Gläubigergemeinde ; nerven können sie auch , aber : wäre es nicht doch schön , fällt mir gerade ein , man liebte alle Menschen ? Hier ist es doch etwas leichter , alle diese Bonhommes , das hat nicht zuletzt der Pop und seine Beschallung aus uns gemacht .Nein , natürlich ist es eher unwahrscheinlich , dass wir uns alle am Terminal an den Händen fassen und ` we shall overcome ´ singen ….. ja , auch das Christentum hat –bestreiten Sie es nur – da ganz schön was organisiert in der Weltgeschichte , nicht ?Was sagen Sie ?Und diese Quasi-Andacht bei Pass-Registratur ist doch auch schon schön ! Und wo Sie gerade über den Tourismus lamentierten : Es sind doch lauter Weltbürger , auch in der Economy-Class um uns herum ; mit weltbürgerlicher Verantwortlichkeit , und so wird man doch nur durch Neugierde , nehmen wir die einmal als Triebfeder der Reisewut an , also …

 

A .Ohne Frage .

 

B . Und die Kinder , die klammern….zeigen sie die Menschen nicht von ihrer besseren Seite ? Ihnen als Misanthrop stehen doch auch die Tränen in den Augen bei Willkommen , wie erst bei Abschied !

 

  1. Und die Bonhommes bemühen sich alle hier noch um irgendwie glättende Worte , alle wollen sie noch die Kurve kriegen zum Bedeutungsvollen , zehn Minuten vor dem Einchecken .

 

 

106

Über Friedensdividenden :

 

 

A propos `Barry Lyndon ´ in der Verfilmung von S. Kubrick :  ( habe das Buch nie gelesen ) : Diese wenig spektakulären Momente , in denen der Held ins Blickfeld von zwei irischen Highwaymen gerät oder , später , die von ihm zu ruinierende Frau dem Schwindler  Redmond Barry  in die Augen promeniert .

 

An einer Art Stempelstelle : Die Ruhe des abwartenden Beobachtens , der Fluchtpunkt des Flaneurs ; nicht jeden Tag sitzt man so geruhsam  in die Länge gefaltet im Strassencafé , nicht jeden Tag klappt diese Befruchtung , der Mythos der reinen Begegnung ,  Ruhe- Geschenk an den Reisenden , die aufgeschlagene Seite für den Wartenden . Dazu ein weise wippendes Adagio , vielleicht vom Sonnenwetter begünstigt , vielleicht eine Uhr , die Jacques´ Maitre beäugt ; wenige Worte seitens eines allwissenden Erzählers, eine treffgenaue biographische  Minute .

 

Wir bekennen wir haben gelebt .

 

 

107

Über Quali-

 

 

fickationsmaßnahme : Die Frau , die das Schicksal Dir hier entgegenschickt ,weiß mindestens so vielwie Du , wenn nicht mehr : Ist umfassend im Bilde : Teilt genau Deine Gegenwart : Du siehst es an ihren Augen .

 

Eine Stadt ermöglicht es Dir immer , eine genügend große Anzahl von Menschen bei statuarischer/kommunikativer Dummheit zu ertappen .

 

108

Über falsche und richtige Zutraulichkeit

 

 

Die der Penner eben macht mich rasend ,wenn ich geduzt werde , sowieso ( wie sie meinen) ihrer Biographie gegenüber ein schlechtes Gewissen haben müsse , spätestens wenn ich den Euro nicht

rausrücke ;ausgebleicht schlechtzähnig urindisponierend .Benommen wie unter Schock .

 

Die Rolling Stones hingegen, zugegebenerweise am völlig anderen Ende der Einkommensskala , die eine freundliche Prosa aussenden , jedwedem verständlich ,aus überschaubaren Minimalismen

komponiert , eine neue Art Liturgie die zu hinterfragen nicht

lohnt ,textkritisch zu analysieren eher unfair wäre .

 

Mick Jagger , der tolle Frauen `sister ´nennt .Keith Richard ,der aus einem `is ja egal´ Duktus irgendwas musikalisch interessant Geräuchertes machen kann .

 

 

109

Über das Ableben

 

 

und das Jüngelchen .Dieser Film wird also zu Ende sein , wird ja auch irgendwie Zeit .Und so spannend war dieses Remake durchaus nicht immer .Hauptsache keine Schmerzen , aber dafür gibt es heute ja wohl eher  als früher Morphium , ist auch gut so . Wer so viele Torchancen liegen lässt , muss sich nicht wundern wenn .Was hat man denn schon aus all diesem Leben gemacht ?

 

Das Schlimme am Tod ist die Einsamkeit , die man über andere

bringt .Und die brutale Ent-täuschung über die  Tatsache , dass man immer schon allein war .Dass alle Zuneigungs-und Geborgenheits-versprechen nie viel wert waren .Sogar meine Mutter ,wenn sie noch lebte , würde ich einsam machen mit meinem Tod :Was konnte ich mich so vor dem Spiegel täuschen ;das habe ich jetzt davon ; Hochmut kommt vor dem Fall  .

 

Wir alle zu Lebzeiten Urheber und Opfer leichtfertiger Versprechen , etwa des Versprechens von Leichtigkeit  . Nur , dass man selber ein wenig Gedächtnis hat , in den letzten Minuten ,und ein wenig im Gedächtnis von ein paar Wenigen bleiben wird .

 

Aber was waren wir viele ! Und seit Herrschaft des Filmes alle

verlängert , und in Jugendlichkeit verlängert ! Was wird es viele nach uns geben ! Alle mit ihren guten und schlechten Tagen ! Dieser Planet ist fruchtbar , in Illusionen nämlich , wie ein Kaleidoskop . Und wir haben bei einer Art Kompostierung geholfen .

 

 

 

 

110

Über und gegen Melancholie :

 

 

Praxisgemeinschaft Dr.Schiller /Dr.Proust . Auf  schmerzliche Erinner-

ung , Nostalgie , Weltschmerz , Sehnsucht  ( : Wo sind die Freunde von damals ..welchen Sinn hatten die Versprechen der ach ! so vergangenen Glücksmomente ? ) –

 

die eine erste Antwort , vielleicht unbefriedigend und nur schlechten Gewissens ins Feld geführt : Ohne das Vergehen dieser Augenblicke , ohne die neue Heimatlosigkeit , chronisch/allzuchronisch ….hätte es nicht nachfolgende Freuden und Freunde gegeben .

 

Was Sinn macht , sagt Schiller zunächst bekanntlich, ist das innige , jauchzende Erleben von Freude . Möglichst vielen Menschen den Götterfunken erlauben , jetzt  zunächst endlich auch den Armen und Kranken , später auch unseren Nachfahren . Wobei Gedächtnis und Geschichtsbemühung  ganz wesentliche Türöffner ,vielleicht Retter sind : Stumpft eine Gesellschaft im permanenten kurzweiligen Glückstaumel

( s.v. warenproduzierender Kapitalismus )  Menschsein ab ?

Was wirkliche Freude war , wird erst durch Erinnerung zu solcher begutachtet . Geschichte ist der Rahmen , der das Erlebnis konstituiert , zum quasi Kunstgenuss macht .

 

Proust sagt : Der Rahmen tut noch mehr , mengt sich ein , ist kreativ . Macht nichts , sagt der Historiker , im Gegenteil ,sagt Schiller , sagt der Geburtshelfer , sollten Politiker sagen .

 

111

Über : Fernweh/Heimwehgezeiten

 

 

welche einander folgen wie Ebbe und Flut , wie Rausch und Ernüchterung , zusammengehören wie die zwei Seiten einer Münze :

Den Kokain-Mentholpuster an einem Reisetag von 9 bis 12 Uhr (`Alles so frisch hier ´) , die Lust am Neuen und an der Entdeckung ; die Angst und das jämmerliche Heimweh ab 12 ,  panische Ungeborgenheit  im Alleinsein , die tiefe Reue über das Weggelaufenenschicksal ; wie sie Tom Sawyer und seine Kumpels auf der Inseleskapade erfuhren .

 

Der Reiserausch , die Spannungsdifferenz zwischen `hier´ und `weg´ hält immer nur kurz : Zwischen da , wo zu viel ist und da , wo zuwenig , muss der Funke sprühen ; etwa in den niederländischen Weiten unter grauem Himmel, wo eindeutig gottlob befreiend wenig Alltagsrealität ist und andererseits ich mit viel zu viel Erlösungslust angereist bin : Ich springe per Blick an die Horizonte .

 

Da wo die Weiten  anscheinend endlos locken , ist aber schnell wieder die Sekante , eine sezierende Strasse , ein Radioempfang , ein Selbstverständlichkeitsdiskurs zweier hiesiger Jugendlicher .Doch bis diese auftauchen , könnte ich meditieren , versinken in Betrachtung meines Lebens und der Welt wie ein Angler .

 

112

Über  neulich auf dem Flughafen

 

Wichtigtuerei , als ob immer gleich  der ganze Planet verlagert würde ! Alles fliegt halt , jawohl , sozusagen selber , nach kurzem Ankunftsstutzen und Nachsehen auf dem Screen : Antalya Gate 7 .

 

Verhaltensideal implizit ( ich bin fromm , ich bin fromm, damit ich insgesamt  – Sie wissen schon – gut rüber komm ) damit ich eben auch im Spiel bin wie geschmiert  lautlos , immer schneller für immer mehr immer Schlauere , aber , gut  : NNNNNNNochmal für die Doofen : Sie haben Probleme bei der Parkplatzsuche ? Hätte ich Sie da richtig verstanden ?

 

Die Angestellte bei Kontrolle der Bordkarte steht so lässig Im Knie gewinkelt : Man merkt dies ist das Jahrhundert der individuellsten Mobilitätsrevolution  : Wir lassen niemand zurück .

 

Auf der Reklametafel lacht eine Zwölfjährige mit schlechten Zähnen , entfernt einige von uns an Anne Frank erinnernd : Mein Vater macht , dass alle gut zum Flughafen kommen ( wg. Thyssen/Krupp ).  Sag ich

ja .

 

Ließen die Reklamemanager sie fehlerfreies Deutsch sprechen……  würden offenkundig nicht alle , jedenfalls aber weniger und  weniger leise wie geschmiert und kaum so gut drauf  an ihrer Destineischn ankommen .

 

 

113

Über den Rücktritt eines Bundespräsidenten

 

 

 

Ticken SIE auch so ? Schauen Sie auch den Mitmenschen an der Ampel fragend ins Gesicht : Wie werden wir fertig mit der vaterlosen Situation , jetzt wo er zurückgetreten ist ?

 

Natürlich hatte man ja auch mittlerweile nicht mehr damit gerechnet . Die Leute an der Ampel sind sprach-bzw. ausdruckslos wie immer ;merken sie nichts von ihrer  Verwaisung?

 

Nein .Irgendwie ist das ein Tag wie andere .Oder ? Karnevalsfreitag , übrigens.

 

Natürlich gehöre  auch ich zu den ( anscheinend) vielen  , die meinen , ein Politiker dürfe ` ruhig ein bisschen integerer sein als ich ´ ( kann doch nicht so schwer sein ! ) ; ein Präsident solle nicht – etwa-  aus Dummheit gierig , aus Gier dumm sein . Wahrscheinlich meinen das so richtig viele hier an der Ampel .

 

Vielleicht schämen sich ja auch nicht wenige der  Zeitgenossen und vermeiden deswegen den Blick des Mitwartenden . Schließlich haben wir ja auch unsere Weste bekleckert . Wir waren geil auf Skandal , das verschafft immer kurzfristig Frischluftdurchzug . Und wir sind dankbar für die Gelegenheit , unsere Rolle noch mal spielen zu können , unsere Lieblingsrolle nämlich :

 

Die des Unschuldslammes ! WIR wären ja unbestechlich , sagen

wir ,wenn uns mal wer zuhört ( nämlich : Wenn wir so reich wären wie die !) . Die da oben sind sowieso alle korrupt . Langsam aber ist es mit unserer Geduld vorbei . Andererseits , je länger wer im Skandalmatsch steckt , desto länger sind wir im Spiel – und zwar : Jawohl ! mit

relativ weißer Weste .

 

Gut , dass man das hin und wieder auch mal und auch noch sagen darf .

 

 

114

Über Spiegelfechtereien

 

 

….und im Abdrehen vor Kollegen eine Pointensammlung .

Kirchentag  also , jedenfalls so ähnlich  : Die Leute im Café hier beobachten heißt eine Uhr spüren .Ich bin Vertreter der Uhrenindustrie .

 

Verheiratete zum Beispiel :Wie funktionieren ihre  Worte ,wo doch diese nur eine einzige Möglichkeit darstellen unter den meistmöglichen Verständigungsmitteln  : Paare können ja auch küssen , streicheln , schmollen , dem Partner einen Kaktus schenken : Eheleute sind die Weltmeister unter den Polyglotten – und da kann ein beliebiger Gast am Nebentisch auf einmal auch verstehen ,was sie sagen ?Ihre Worte , letztlich also auch nur einem Lexikon entnommen …

 

Ich sage zum Kellner : Bitte sehr …und frage mich ,wann genau ich eigentlich diese Lexeme zum allerersten Mal in meiner Biographie benutzt habe .

 

Ein  Pfarrer ist , wo immer er sich aufhält , Dauergast in einem Theater und könnte mit Recht sagen : Ihr spielt Eure Rollen ,okay , macht nur weiter ; ICH aber werde gefragt , wenn diese Rollen mal zu Ende gespielt sind . Und ICH weiß : Morgen ist auch noch ein Tag , morgen würdet Ihr diese Rollen anders spielen . Nähme ich Euch ernst , würde ich sagen : Wie wird man , mit Verlaub , so ein Arschloch ,welche Scheuklappen hindern Dich da , ja DU bist gemeint  , ein Anderer zu

sein ?

 

Um mich herum lauter Handybenutzer .Sie alle sind wie Botschafter einer anderen , besseren Welt , in die sie ihre Köpfe durch Uhrneigung hineinstrecken, ihre Gesprächspartner sind nur leider/gerade/ nicht hier .

 

Männer müssen so sprechen  ,laut , es ist sozusagen eine Berufskrankheit , so geht Erfolg .

 

Und dazwischen krabbeln und quengeln Kleinkinder .

 

 

 

115

Überlegung

 

 

für Geschichtslehrer : Wie soll man eigentlich Jugendliche zum Interesse an der Geschichte bringen , wenn man schon selber meint , die Geschichte kenne nur entweder Auschwitz oder Helmut Kohl als Endstationen ?

Lasst uns doch im Geschichtsunterricht Zeit mit Schönem verbringen , Zeit in Enklaven : Friede um die deutsche Sprache in der Schweiz , Pracht in Venedig , Gewürz in Istanbul , Geborgenheit auf einem Sampan in Thailand ,Baumhäuser in Lindgrens Bullerbü ,Gärten in

Kyoto , Märzsonne  im Arles von 1888  ,die Rheinschwemme in Dordrecht  und schließlich ein abendliches Bier im Dorfpub vor den Mauern von Gosford Manor .

 

116

Über  Liège

 

 

oder egal-wo –Ausland  welches schnell  gleichbedeutend mit

Literatur .Hier sitzen , neu an Worte , an neue Worte glauben ; eingeweiht  ironisch lächelnd Erzähler erwartend ,hinter der nächsten Ecke , jemand dem man glauben wird .

 

 

 

117

Über  Zivilisation

 

 

Erben gesucht ! Wenn ich sterbe …stirbt mit mir meine Kinderlektüre , verschwinden auf immer die kindlich zutraulichen Versuche von Weltausmalung . Humanismus ist dort gegeben , wo Kinderlektüre  wenigstens erinnert wird , wenn nicht sogar in die Realität umgesetzt werden kann : `make your dream come true ´etc .

 

118

Über Taste ,

 

 

die dreiköpfige irische Bluesband und ihr Debütalbum 1969 , im Jahr auch der ersten Langspielplatte von Led Zeppelin  :

Passenderweise wars im Herbst , als so eine Kunst-Neuerscheinung witterungsbedingt Teil der Inneneinrichtung wurde  :Draußen Nässe und Wolkengräue , innen dann die volle professionelle Konzentration auf

ein Produkt von Musikhandwerkskunst , gerne über Sägespänen oder

mit Hautabschürfungen .

 

119

Über Popmysterien ;

 

nämlich wenn man in  Jugendzeiten  bestimmten Sängern schon beim Ersthören Deutungshoheit zusprach ; ihre Kompilationen die Tür zu einer gemütlichen Winterhöhle öffneten ; da darfst Du rein , da gehörst Du

hin , wir haben Dich schon erwartet ! etwa Led Zeppelin No One mit akustischen Gitarren …………Später steht man vor der Frage , ob man diese Platte von damals doch noch einmal , und sei es aus archivarischen Gründen , neu erstehen soll , und es ist nicht mehr das Richtige , das Ganze , etwas aus unserer Substanz  wurde amputiert , Phantomabwesenheit .

 

 

120

Über Dali

 

 

 

und diejenigen Winkel der Wohnung ,in denen Uhren stehen , von deren Anblick wir also zeitliche Orientierung erwarten, und jene , aus denen wir die Uhren im Rahmen einer Umräumaktion entfernen , so dass dort dann etwas Wichtiges fehlt , wohingegen nun anderswo ein Richter über Dich sitzt .

 

121

Über die Tagesschau

 

 

und ihren Gong von Fernsehhall, Hall von Fernsehhöhlengong , mit dem eine Tür weit aufschwingt in einen Hallraum , in dem gähnend Katastrophen nur zu Deiner Kurzweil , zu Deiner wohligen Orientierung  neue Abende anbrechen lassen .

 

122

Über Popkonzerte

 

 

und wie sie einem Entwöhnten wirklich schwere Kost sind : Sagen wir nach einer  Aristokratisierung durch Jazz , dessen Bühnenrituale  im Vergleich zivilisiert hauchdünn und unrobust sind ,wie in einem ganz leicht geschüttelten Reagenzglas zu sehen .

 

123

Über Sandsackboxen

 

 

rechtslinkslinksrechts jaaah! darf der Dichter nachdenken , wenn er seine Gedichte ins Netz stellt : Das Netz ist geduldig .

 

 

124

Über Morgenspaziergänge

 

 

Das Beerdigungsinstitut an der Ecke hat zugemacht ; stattdessen wird dort ein Friseursalon einziehen  . Na also ! Und auf dem gefrorenen Teich liegen Steine in mittlerer Auswahl , geworfen bekanntlich von Kindern bekanntlich  zwecks Prüfung der Eisdeckentragfähigkeit .

Und der Dichter auf seinem Morgenspaziergang nimmt sich vor , den ersten ihm begegnenden Mitmenschen umzubringen ; schließlich hat man ein Sonntagsrecht auf  einsames Ungestörtsein wintermorgens um 8 im Park . Und so…..

 

könnte sich die Zahl der Dichter überhaupt erfreulich geradezu geradlinig reduzieren …… Und das Licht um die Baumhölzer und in den Fenstern vom Schloss ließe sich als `süffig ´ bezeichnen . Worpswede ist wenn schon nicht überall und verbindlich so doch wenigstens mir  ausreichend bekannt und zugänglich an Tagen wie diesem .

 

 

125

Über Worpswede

 

revisited .Man nehme also : Ein altes Schleusenwärterhaus , Boot am Steg , Kuh fast im Garten . Hierher zieht der Künstler , inspiriert ; er musiziert , denkt gründlich über alles nach , macht sich auf Alles seinen künstlerischen Reim . Es ist Mai  und das Jahr scheint zu halten was man sich im Februar davon versprach .

 

Und dieser wohltuende Schatten in der Sommerhitze !

 

 

Der……..

 

kommt von dem Hochhaus gegenüber ,Stockwerk für Stockwerk  wachsend : Beste Lage ,Wohnbalkone . Blick auf Künstleridylle , altes Schleusenwärterhaus , Boot am Steg , Kuh ….

 

Irgendwann dreht der Künstler durch , erzwingt einen Neid-Showdown : Wer ist besser dran :

Der Künstler (s.o.) oder die Meute mit völlig freiem Blick auf ihn ? Kritiker sehen voraus ,dass der Künstler nur noch als Soldknecht , angebunden an seinem Bootssteg leben kann ,bezahlt durch das Balkonpublikum…

 

Publikum? Künstler ? ( Ein Ende endlich der Arbeitsteilung ! )

 

126

Über den Briefkastenschlitz ,

 

 

etwa dem an der eigenen Haustür , der heute hoffentlich endlich klappert bei Entgegennahme eines bittebitte großzügigen Steuerbescheids  ; der gleiche könnte sich auch öffnen für eine abermalige Absage seitens eines Verlags : `Nein , für das Manuskript Ihres Romans haben wir leider zur Zeit keine Verwendung .´

Ein anderer Briefkasten ist der schöne gelbe bei uns auf dem Humboldtplatz , direkt an der Grünanlage .  Dort feiert Kollege Schmitz , auch er ein avantgardistischer Schriftsteller , eine Never-Again-Party  ; er hat so an die hundert Leute eingeladen , schönstes Sommerwetter , einige schon leidlich besoffen .

Gleich kommen wir zu Zweck und Höhepunkt der Fete : Kollege Schmitz nähert sich dem Kasten der Deutschen Post und wird  gleich jenen länglichen weißen Umschlag einwerfen :  „ 5 !4!3!2! 1!!!!!! Hinein !  Das letzte Mal in meinem Leben , dass ich einem Lektorat ein Exzerpt schicke  ; das letzte Mal , Euch und mir versprochen ! Hurra !

Geschafft !“

 

„ No never , no more ,“ singt es bierselig um ihn herum . Eine Fete , die Geschichte machte  ; so und so viele 1-night-stands, die in dieser kurzen Nacht folgten , aber auch einige Initialzündungen für dauerhafte eheähnliche Gemeinschaften mit in jenen Stunden gezeugtem Nachwuchs !

 

127

Über die Vergänglichkeit

 

Eine zunächst Schweiz-unspezifische Episode : In der Rue Epernette zu Lausanne fahren wir an einem Laden vorbei : `Gretna Green ´ : Kurioserweise ein Tattoo-Studio . Passend , der Name , ewige Treue wird auf die Haut gebannt , auch wenn der Träger dieses Pattern vielleicht nächstes Jahr öde findet .`Radikal bringe ich meine Zukunft auf dem Altar der kürzestbemessenen Gegenwart zum Opfer ´ .

 

Der Sommer entblößt alle diese Treueschwüre in der Lausanner

Jugendszene : Einmal eingeätzt – dauerhaft mitgenommen in die Zukunft . Junge Menschen halten Freiheit ( morgen vielleicht NICHT `Lena für immer ´ zu lieben ) nicht aus ! Seltsamerweise weniger als die Alten . Opferbereit gehen sie womöglich schlimmstenfalls voll

Idealismus in eine Terrorzelle oder ins `Gretna-Green ´ Tattoostudio .

 

Indirekt geht es natürlich auch  um eine Art Währungsstabilität . Geringschätzung von dem , was man vielleicht morgen denkt , heißt : Den Kick bitte heute .

 

Insofern ist diese Geschichte vielleicht doch wieder ein kleines bisschen schweizerisch .

 

 

128

Über Wohlfeiles

 

 

Kellnerin auf die Frage , wo denn der Sauvignon herkomme :

Aus dem (sic !) Pfalz .

Sauvignon , Blanc de Blanc und …hatte sie aber mit kompetentem Nasal  ausgesprochen . Jetzt muss sie aber noch einmal nachfragen , welches dressing denn zum Caesar´s Salad .

Sie ist etwa 17 und geht nach dem Job ins Cinema . Dort wird geworben für die App zum beschleunigten Ticketverkauf für special events und so . Dieses Event sei angeblich ne echte Challenge für das Zwerchfell .

 

Wie sympathisch die Franzosen , Spanier und Italiener , denen die phonetische Anpassung  an die anglistische Diarrhoe mit Munterkeit schwer fällt . Hierzulande hingegen ….

 

Die denglische Sub- und antiCOOLtour leistet uns Mehrfaches : Einerseits beschleunigt sie alles Sprechen und Aussagen ; macht die Terminologien griffig , kieselhart ; gleichzeitig liefert sie ein Dressing von Lässigkeit mit , als habe diese Wortverwendung in den Mündern der 17-Jährigen ( schlimmer : Bei den junggebliebenen Enddreißigern ) schon seit immer ganz easy den Stammplatz .

Beschleunigung und Kompetenzanmaßung in Tateinheit mit herbizidaler Beendigung aller Zweifel-undoder Ironie-Anfälligkeit , so der Befund .

 

129

Über Verdienst

 

Ein beklemmendes Bild : Touristenströme .  Menschen/die/wo/sind/wo /sie/ nicht/ hingehören . Aber sie würden sagen :

„ Das habe ich mir verdient : Zwei Wochen Sonne . Zwei Tage Venedig.“

Sie würden sagen : „ Aber ja ! Das habe ich mir als Kulturmensch (redlich !) verdient : Dresden , die wiederaufgebaute Frauenkirche. Welch ein Kulturerlebnis ! Das habe ich mir verdient , dass hier die Bombennacht von 1945 nicht stattgefunden hat .“

Das habe ich mir verdient , diese Leute als unverdiente Strafe zu empfinden .

 

 

 

 

130

Über Tolstoi

 

Hygiene . Das lockende Gift der Sauberkeit ! der Porno , der sagt :

Hier gibt es einfach die Abrisskante , alles ist vorbereitet und folgenlos .

Schatten ? Welche Schatten ?

 

 

131

Über Gelsenkirchen

 

Erster Tag für Herrn Uhuru

 

„ So , Herr Uhuru ; sehen Sie sich um , dies ist Ihr Arbeitsplatz , für die Dauer Ihres Praktikums . Sie kommen aus Guinea-Konakry ?

Wissen Sie , dass Ihre Herkunft für uns wichtig war bei der Auswahl der Kandidaten ? Wer eine so lange Reise, solche Strapazen auf dem Lastwagen auf sich genommen hat , der ist ideal geeignet , dachten wir uns , für eine solche beratende Tätigkeit wie wir sie anbieten .

Lassen Sie mich erklären :  Unsere Kundschaft erhält Angebote in drei verschiedenen Preisklassen : Nehmen wir da jeweils ein Beispiel .

 

Venedig

Paris

Gelsenkirchen .

 

Sie wundern sich , dass die Pauschalreise nach Venedig am billigsten

ist ? Und die nach Gelsenkirchen am teuersten ?

Das dachte ich mir . Sie haben bestimmt auch in Konakry gehört ,dass Venedig eine sehr schöne Stadt ist , mit weltbekannten Bauwerken .

Aber so ist das nun mal auf dem freien Markt : Je bekannter und abgenutzter ein Produkt ist , desto weniger  reizt es unsere individuelle Neugierde .Wenn doch jeder schon  mal da war …oder immer noch zur Hochzeit dahin fährt ! Es kommt ein anderer Faktor ins Spiel .

In Venedig fällt eine Leistung völlig aus : Sie werden dort keine Ureinwohner mehr treffen . Es fehlt also an dem Unberechenbar-keitsfaktor . Ein Mit-Tourist aus Milwaukee wird nicht so interessant sein wie die Oma aus der Via Garibaldi , die aber leider schon im März verstorben ist  und deren Nachkommen alle jetzt in Maestre leben : Die Oma hätten Sie auch gerne als Gesprächspartnerin gehabt , nicht wahr , als Dreingabe zu San Marco und Arsenal ?

Gut also . Der Preis für eine Reise in unserer fortgeschrittenen Tourismus-Bewirtschaftung ergibt sich nicht unwesentlich aus einer

Profilgröße , die vor 20 Jahren noch nicht fixierbar war : Je mehr Sie bei einer Reise die Möglichkeit haben , Ureinwohner anzutreffen , desto höher einzustufen der Exotic Touch , der Ethno-Approach ; je nach Preisklasse gestaffelt haben Sie bei Vertragsabschluss den Anspruch

 

20 ,

50 oder

100

 

Ureinwohnern zu begegnen , in  Bar , Bus oder Bordell  .

 

Und deswegen ist Gelsenkirchen nicht eben im Billigsegment unserer

Branche anzutreffen : NOCH sind SIE da der Exot und der einzige

Nachfrager  , NOCH sind die Alkis und Prekariatsvertreter so zahlreich , dass Ihnen da am Hauptbahnhof und am alten Stahlwerk wirklich Substanz angeboten werden kann .

Wie ? Ach ? Yokohama ? Neu-Delhi ? Habe ich Sie richtig verstanden ,

Mumbai ?

Ja , natürlich haben Sie recht , Herr Uhuru  ; DA ist die autochthone  Bevölkerung noch bildfüllender. Theoretisch müsste dann der Preis auch höher liegen . Aber die RVK (Reiseveranstalterkonvention ) hat sich darauf geeinigt , solche Städte in Asien oder in anderen Explosivzonen zur Kategorie NV zu erklären : Nicht vermittelbar . Sonderzone . Mit diesen Städten haben , wenn wir den Gerüchten folgen ,  Pentagon , Atomwirtschaft , IS und BioChemie ja sowieso demnächst andere Projekte im Sinn . Das ist alles noch nicht spruchreif , aber Sie haben ja recht , im Grundsatz , Herr Uhuru . Gut mitgedacht . Haben Sie denn vielleicht noch weitere Fragen ?“