oder : Kriterien einmal anders
1
Fälschungssicher ?
Wer Fälschung wie Gift aus einer Stadt herausschmeckt ; die Gentrifizierung in einer Altstadt wie Geschichtsfälschung schon aus einer Meile Abstand wittert ; Ekel vor allem Daseins-Schönlügen empfindet :
Möge Folgendes bedenken !
Als dieses prächtige Barock-Stadthaus `De Oude Vos ´ gebaut wurde , konnten die Be wohner der Elendsquartiere in der gleichen Civitas nur denken : Was für eine obszöne Lüge ! angesichts unserer Misere ! wie kann jene Schönheit wahr sein , wie nur zu ertragen ! Vive la Révolution ! Diese Louis-Seize-Tünche , all das Geschnörkel und Rokoko-Gewinde , wo es hier bei uns , vier Straßen weiter , noch nicht einmal zu einer Hunger-Geraden (von/bis/kürzester Weg/make ends meet ) reicht ?
Zurück zur Gentrifizierung 2020 .
Ertragen wir also in Demut die Fälschung , die kosmetische Altstadt-Sanierung ( sic !) . Würdest Du von einem Hemd vielleicht sagen : `es verfälscht ´, weil es Deine Brusthaare verdeckt ?
Gehen wir somit lieber abends durch die Stadt , die dann unbelebten Einkaufszonen , entlang der Front der Patrizierhäuser ; die Luxusgeschäfte im Erdgeschoss unnatürlich dauerweihnachtlich gut beleuchtet und jetzt so plastifiziert tot wie gerade ausgegrabene Nekropolen – und erfreuen uns an der Komplizenschaft der Untergrundarmee : Ab dem ersten Stock aufwärts ! da wo immerhin noch reale Menschen wohnen , da oben , zweite Etage links , dritte Etage mittig ; durchaus eher gutbetuchte Modernisten , die eine oder andere Oma ; aber vital , mit laufendem Fernseher , schlecht gegossenen Blumen , Küchengerüchen , warum nicht auch Ehestreit hinter den aufgestützten Unterarmen neugieriger Nachbarschaft .
2
Pfingst-Sonne
Und jetzt zu den Radfahrerinnen ,
die die Brüste recken ,
ihre Wäsche unter kurzem Rock
irgendwie ….
versuchen zu verstecken .
Beine werden braun und länger
bin da ( als Protokollant) ,
kein Anfänger !
Schultern arbeiten dem Busen entgegen ;
T-Shirts straffen sich der BHs wegen .
3
Der unterbeschäftigte Dandy
aus der Planters´Aristocracy
sieht den Fluss entlang
der Fluss stellt alles auf Anfang
(ewigen )
ewiges Weiter ….und Weiter So!
Rhett Butler lüftet den Hut aus Stroh ,
sieht vom Fluss auf die Frauen umher ,
deren nur zu gerne er
der Skulpteur wär .
4
Die Sonne ändert die Vorzeichen ,
lädt ( na ja nicht wenige )
Frauen erotisch auf ;
die Männer die Könige ;
Frauen ( die gestern noch im pullovrigen Winterschlaf
waren )
und ihre Dichter , die
nicht mit Aufmerksamkeit sparen ….
Dies ist die Münze ! Devise /konvertibel/ Fundament ,
für den , der sich in der Welt auskennt .
5
Die Rokoko-Fassade vom Haus , dem Hotel in der Maastrichter Bosch Straat gegenüber ;`De Gouden Leeuw ´: Symmetrisch ausschwingende Baldachine , Fittichleiste über großbürgerlichem Präsentationsfenster , schwindelerregende Raumhöhen dahinter ; Mijnheer Kannitverstaan , wie stehen die Preise an Tulpen- und Zuckerbörse ? Tot ziens .
6
Schmerzfrei aus einem Fenster sehen , auf eine Strasse ohne Wellpappen-Adressen ; ganz Auge für eine UN-Welterben-gesicherte Enklave in schmerzfreier Kinder-Unschuld unter frühlingsblauem Hoch .
7
Dann das Kraker-Areal am Fluss , wie die Drogenhöhlen , die sich hier Coffeeshops nennen , wie die gentrifizierten Hotels /wie Jogger /wie Vietnam-Imbiss , jeweils aufgelöst in Anglistik-Sauce? Säure ? Lösung ? Take away .
8
Touristen/ Zyniker/ Bummelanten : Für alles einen Blick ( nur einen und denselben ) : Mann und Frau in irgendwie aufeinander abgestimmtem Schritt , mal er vorn , mal sie vor der Schaufensterfront das retardierende Element ; mal er mal sie ungeduldig , auf dem Touri-Paar-Laufstieg ohne Festnetz – aber mit Hintergrund .
9
Ich verteidige hiermit !
den Stöckelschuh , die Pfennig-Absätze ,
gegen die Flachsohlen-Latscher ,
denen die flachsohlen-plattgelatschte Welt gehört ,
die immerhin so genug Platz schaffen
dem Pfennig-Absatz-gelöcherten Laufsteg .
10
Da sagte der Einheimische : Was uns unterscheidet ? ICH sehe , dass SIE nichts sehen können . Ah , verstehe ! ein Ausflug des Blindenheims !
11
Weiße Beine
fadenscheinig entschleunigt ,
sonnenentwöhnt
peinlich entblößt halbverwest
schamblass textilverpönt ,
geschlechtergetrennt
weiße Beine
ja auch Deine
ein Elendsanblick
schwindsüchtig
Maden-Unglück
seins-untüchtig
hochnotpeinlich sonnen-senil
wenn schon Sonne dann zuviel
Sonnenbrandöde
in narzistischer Fehde .
12
Männer die Windbrüder
wo
ein Wehen in Seide und Haar
in Spitze und Hemd und Haar
da
ihr Blick :
`Bin Registrar ´.
13
Missverständnis am Nebentisch :
Er
baggert, ganz Ohr , dauerlächelnd ? nein , Seismographen-Lächeln sensibel , je nach Angebrachtsein , liegt ihr dauerdurstig zu Füßen , wären da nicht die Kaffeehausstuhlbeine .
Sie
will einfach nur erzählen , die Natur duldet kein Vakuum , erzählen , nichts auslassen , ungehalten alles mal wieder gemeistert haben , bis es auch der Letzte ( der Letzte bist DU ),
Charme-el-Sheik , Verpuffung .
14
Radfahrer ! in verbissener Miene drücken sie das Vorwärts aus ihrem Schenkelgeschere , stülpen ein funktionales Vorwärts aus der Reibung von Treten und Getretenwerden , Hinterbacken wetzend , auf kleinsten Geländevorteil aus .
15
Zügel , gezügelt , BH und Schultern und sonstwie zu Haltendes hundertprozentig gebändigt , knapp aber ausreichend , an der Hundert-und-ein-Prozent-Grenze knapp vorbei gestrafft ( an der Ladestation ) .
16
Da sagte der Einheimische : Was uns unterscheidet ? ICH sehe , dass SIE nichts sehen können .
Ah , verstehe ! ein Ausflug des Blindenheims !