Lyrik

Chinatown

 

 

Archäologisches von der Côte d ´Azur  2022

 

1

Ab Flughafen : Die Tragflächen …..vibrieren vor Bereitschaft , dumpf von Ankunftsschwere ; Tragflächen sind Tranchierkante und Schluß-Strich-

Könner : Der Dichter eine Schnittmenge .

 

2

Am Gestade , nunmehr endlich angekommen . Das Meer ein großer Scheibenwischer und Ja-Sager , im Sekundentakt die Brandung , eine Atemmaschine .

 

3

Chinatown : So viele Andere . So viele schöne Frauen , die man mit Beauty-Contests nur langweilen könnte………. .

Lenden unter Textil , pragmatisch unschuldig , aus der Ferne , unterbeschäftigt .

Menschen am Strand , die man sich gern zu Gauguins farbigen Wildlingen heraufdenken würde .

 

4

Abermals ein Morgen , als hätte man Publikum : Das Bad im Meer und alles hat mich verstanden , hat mir verziehen . Der Blick geht vom Balkon auf Trikolore  und Palme , allerdings auch auf einen gründlich vergessenen Hinterhof mit alten Keramiktrümmern , Kloschüsseln etwa , auf einem Haufen ; das Meer flacht noch glatt wie überlegende Kleidung im Schaufenster .

Eine Art Grand Canyon : Hohe alte Immeubles(sic)  neben der Opéra (sic ) von Nice an der Corniche(sic)  . Rasche Mauersegler , schwere Tauben  , sie wirbeln aber beide um das freistehende Haus gegenüber , wie unseres hier mit  südfranzösischen Lamellenfenstern versehen , das Holz ausgebleicht , gedörrt und zerbrechlich gemacht .

 

5

Manch Dame : Sorgsam gepflegt  und gehegt , wie Kleingarten oder Reisterrassenhang , je ein gepflegt bewirtschaftetes Décolleté .

 

6

Der Vulkan fährt Karussell ,

das Karussell macht auf Vulkan ;

die Altstadt bläst sich auf –

so fühlt sich Hekatombe an ;

 

Hekatombenverdichtung :

Je Zulauf desto Fundamt ;

die Stadt muss wie Venedig Halt

sich pfählen in den Sand .

 

Teilchenbeschleuniger !

Magnet!

in Windstille

verweht ….

 

7

Endlich die erlösenden Heerscharen auf dem Markt am Gare du Sud . Fremdsprache als freundliches Isolierband . Erotik zwischen Fisch-und Gemüsestand . Viele überlebende Einheimische . Für sie , von Ihnen möchte man schreiben . Eine Art Saigon , gefiltert durch mein Nicht-Verstehen . Correspondences .

 

Geparkte Gatten sitzen im Schatten

und warten auf Gattinnen ,

gleich wohl zurück vom Kauf von

Schmuck oder Krinolinen .

 

8

Das Boulevard-Pendel

von rechts nach links –

nein umgekehrt !

 

sorgt , dass sich meine Sanduhr

nie deutlich erklärt

noch jemals sich leert .

 

9

Haiku

 

Verschwende keine

Zeit mit Fotografieren ,

sagt der Philosoph .

 

10

Irgendwas , sagt die klar gebliebene Alte von 80 , irgendwas …..habe ich übersehen in all dem , was mir klar im Gedächtnis bleibt  , als wäre es gestern etc . Das heute , 20/30/50 Jahre später und danach , würde mir nicht so sinnlos wertlos leer erscheinen , hätte ich damals , vor 20/30/50

Jahren , aufgepasst , das Richtige getan , das Falsche gelassen .

Kann ich heute und im Rest noch Schlüsselloch und Zugangscode finden  ?

 

11

Ein klotziger Oceanliner malt übers Seemannsgrab : Nichts ,aber auch gar Nichts !  an diesem Schiff scheint filigran ; alles ist kompakt , kann vor weißer Kraft kaum laufen , Meyerwerft Papenburg eben ; `Felicitas ´ pflügt über den Lapislazuli-Samt hinein in die Bucht von Villefranche , massiv wie eine Arena , bereits uns alle mitzunehmen , klassenweise erschwinglich .

Dieses Kraftpaket , ein  Gut-Wetter -Mitsichbringer , lässt kaum noch Horizont für Freiheitstraum . Das Wetter findet bald auch nur noch drinnen statt . `Aida Felicitas´ ist die endgültige Rache am `Titanic´-

versenkenden Ozean .

 

12

Ein Body-building-Endverbraucher !

Die Schulter bracchial,

wo sich ein Laken von Tattoo präsentiert ,

Atlas 2022 ,Taucher

oder doch Gewichtheber , strammer Max ,

in seinen Armen wird (vermuten wir ) die Frau zu Wachs  ,

die alles oder nichts verspürt …

Die Dame schmiegt sich diagonal .

 

13

Der neue Gare Thiers , noch im Bau ,  neben dem Fin-de-siècle Altbau .

Im Modell demonstriert  sich eine kristallin unberechenbare Wabe aus –na was schon – Glas und Aluminium ; ein Quarzriese , erkennbar modern ( jetzt noch mal für die Doofen : So baut man ! eingangs des 21. Jhdts .) mit allen Antworten ohne alle Antworten erkennbar modern

( jetzt noch mal für die …) Ja , so baut man heute .

 

14

Beobachtungen zur Pizza-Verlagerung

 

Die Pizza !

wird fortlaufend und gewissenhaft

über die Bühne

von links nach rechts von rechts nach links

über die Bühne

mit Thunfisch und Sardine

hin zum Endverbraucher geschafft

genauergesagt : Geradelt

( Arbeit adelt ….) .

Jeweils von der Konkurrenz !

Die große Pizza-Verschiebung….

hier geht’s um Ernstfall ,

nicht um Übung ;

viele Happy Ends !

 

( geschildert vom Balkon des Excelsior )

 

15

Amerikaner in Antibes , lautstark :“ Schauen wir mal , was wir da befreit haben .“

Etwa im Musée Picasso .

Kann man es übrigens einem Künstler vorwerfen ,seine Kunst zwingend verständlich und zwingend  imitierbar zu machen ? Bis zur Ver-wässerung im allgemeinen Picasso-Nebel…Selbstausbeutung oder Subversivität gegenüber dem Kunstbetrieb ?

Sisyphos schlägt erschöpft an die Pforte der Bergfestung ,

„ Erlösung ….!“

 

16

Straßenschluchten ,

sonnentranchiert ;

auf der richtigen Seite der Schneide man

die Welt  mit Andren um die Wette ziert ,

 

Frauen studiert ,

beim Studieren der Karte ,

beim Schlendern beim Eilen beim Bummel

Frauen jeglicher Sparte…..

 

im Stammcafé buchstabiert

sich die Welt

noch mal langsam , fast wie re-set ,

als ob man dran glaubt : Dass man den Sommer anhält –

 

der Sommer streift an mir vorbei ,

besichtigt hier : Mein Beten ;

die Welt von mir hier

würdig vertreten ;

 

Frauen beim Bummeln , Erröten ,

Bezweifeln , Beklagen,

beim wichtige Wahrheit

sich endlich mal sagen…..

 

17

Der Kunstinfarkt , der Kunstinfarkt !

hat sich am Mittelmeer festgeparkt …

die Sonne mag als Generalschlüssel dienen

zu dem was hier so üppig beschienen ;

all das hier hat 2 Alternativen ( nicht mehr ) :

Man geht als Kunst …oder als Kunstschaffender .

 

18

Eine Kinderschar , geordnet wie die Orgelpfeifen , verdammt zu abgestufter Ähnlichkeit  . Und manchmal sogar zum Museums-

besuch .Wie sich seinerzeit die  Sklavenkarawane durch die Wüste schleppte .

 

19

Unsere westliche Welt  wird doch immer kultivierter ! Nachgerade

literarischer ! Zielsicher  werfen die Restaurantbesitzer in der Anpreisung ihres Etablissements mit Wortwitz um sich , augenzwinkernd macht man mit bei der Stafette von –nun ja – Originalität . `le Gargantua ´etc . `Saucisses de Matisse ´ etc.

In den ärmeren Vierteln hat man das vage verstanden und macht nach Kräften mit . Etwa hier auf der abgewandten , in jedem Sinne Schattenseite des Port Lympia findet sich noch ein  `Couscous Créatif ´.

Hört hört .

 

20

A propos Hemingway :

Moderner Bügelbrettzuschnitt der Motor-Yachten , wie hier vor

Villefranche  : Weißes Schrägheck , Haifischbug , die Schiffe  zu Dutzenden leblos geankert : Oli-bis Minigarchenstrandgut , wer weiß , schlecht träumend von wilder Fahrt – unter den sanften Nachmittagshügeln von Beaulieu . Und manchmal kommt ein eigens dafür designter Frachter mit Kränen vorbei , der die Yachten einsammelt und an eine andere Sonnenküste überführt . Diesmal Barbados ,

Liebling ?

Jetzt liegen die Boote aber noch unter dem Felsentheater Richtung Eze ;

die Bergfronten sind  Halden unter Wolkenschatten ,Wolkennebel , da oben verläuft  unerwartet noch eine Straße , die Corniche Supérieure . Die Buchten wie zwischen die Klauen einer Riesen-Sphinx gelagert . Ineinander verschwimmende Blauschlieren und sanfte Endlosschleifen von Wasser und Wind , ähnlich den Hotlines der Telekom . Einschlafen heißt siegen ! bzw. nicht verlieren .

 

21

`Wie letztes Jahr in Cornwall´ : Geheimtipps gesprächsweise –  als zählte da wer Rabattmarken auf redlich angespart Zustehendes .

Noch einmal zu den Yachten ? Sediert in Ufo- Ästhetik , kinderleicht , idiotensicher in der Handhabung , keiner-weiß-Meer (sic) .

Tabula rasa über Seefahrer-Risiko , `Something-Challenge ´ ist ein typischer Name hier , vielleicht bei Sekttaufe mit Oligarchentussi .

Hochstapler-Namen .

Da gab es doch mal was …das Wunder von Dünkirchen , die

 

`operation dynamo ´….

 

Alle Bügeleisen : Habacht ! Auf Startlinie ! Unsere Langeweile liesse uns wenigstens einmal ? NGO-mäßig? Seenotrettung ? betreiben .

 

22

Heutige Amerikaner , in der Luxusretorte mit uns gefangen ; sie mögen noch so sportiv sein oder meinen werden zu müssen ;  Übergewicht  und Fettsucht kriegen sie nie aus ihren Stimmen heraus .

Aber : Warum schreibt man immer über die US-Bürger mit ihrem Kugellager-Idiom , allzeit überall über Alles wegrollend , und nicht etwa über die Russen allhier ? Findet man die gar sympathisch ?

Nein . Man versteht  Putins Landsleute nur nicht  .Über Amerikaner mit ihrer Unwucht  schreiben heißt , ein bisschen Steine in den Spiegel schmeißen . Et mea res agitur . Und  Nizza ist die Stadt mit den hunderttausenden Spiegeln .

Seufz ! Unschuldsvermutung unter erschwerten Bedingungen .

 

23

Auf südchinesischem Meer mit Dschunken ….vor Bäumen und Büschen

im Uferpark  wie lauter Stempelkissen mit Ausdauer ; Dichter auf der Lauer , die alles notieren müssen , Küstengeklüfte von ganz weit her :

 

Dschunken in Beaulieu ,

für Erwachsene eine Wiege ….

( wir sind hier auf Grund

einer Intrige!)  .

 

24

Renommier-Terrasse!

Alles macht auf Erfolgsgeschichte ,

im winkewinke-

Sonntagssonnenlichte ,

 

Spähblicke erspüren zahlungswillige Gäste….

Dem Personal Dank!  nicht nur Trinkgeldreste ;

Umarmung ansonsten  aus dem Regal ;

die üblichen Verdächtigen haben Birthday

 

zum 20/40/60. mal ;

man putzt den Mund mit Herzlichkeitsserviette …

hier starb XY an sperriger Gräte

an gleicher Stätte ! Babel-Turm mit Pointenklatschen ,

 

hoch/höher/perdauz : Oh JE!

unter lautem Beömmeln …

nicht nur 1 im Tee ,

verschwindet man im Gelée .

 

25

Die Betont-Ausschreitenden

(jawohl!) rufen in den Wald

per earphone

im Plauder-und Beratungston….

für sie hat sich Fortschritt ausgezahlt .

Mit ihren Earphonen

tat sich Fortschritt lohnen .

 

26

Ich bin der Walt Whitman der Rue France !

geb wirklich jedem eine Chance ,

sammle Typen , sichte Unikate ,

 

von denen ich per Gedicht abrate….

schreibe über alle Typen ,

las sie an meiner Bosheit nippen :

 

Männer wie auch Frauen ,

wie sie in ihren Hüften wippen ;

lasse sie ihren Männern zum Grauen ,

 

sammle Frauen wie auch Männer ;

war immer schon ein Kenner .

 

27

Café zum Abschöpfen juveniler High School Kaufkraft ,

bei Kauf von Smoothie(sic ) oder Mandelsaft

und anderem basic (!) Lebensmittel !

 

Bedienung durchaus elfenhaft…

Englisch na ja mangelhaft ;

sorrry wenn ich hier alles bekrittel

 

in dieser Melkzentrale …

per Karte oder auf die Kralle ?

ihre Eltern , US-Bürger ,

 

älter männlich meist gutmütig mit Bonhomie ,

nach Europe entkommen aus Laramie .

 

28

Matronen-Tunika

in Vereinsfarben !

die unwahrscheinlichste Variante !

zum Trost : Sie ist von irgendeiner Göttin

 

( Aphrodite oder Kleopatra )

die Tante

( ja ! von der , die den Herzschlag erhöht !

die nur Dein Super-Schicksals-App errät !) .

 

29

Et ego in Arcadia…..

unterm Nachbartisch mein Fuß tastend und entspannt ,

gegenüber vom Fischstand ,

umzingelt von fröhlichen französischen Omas ,

 

von Jüngeren

hin und hergeregt ;

von Spitzendessous Decolletés und Chevelure….

sie stehen plaudern in der Schlange

 

am Fischstand ,

unverwandt

unentwegt jeder das Ihre ;

mein Blick  schneidescharf unbestechlich zerstreut

 

röntgend Nähe wie Ferne ,

keine Fußfessel durch Nachbargelaber ;

existentielle Kerne ,

schnüffelnd in der Taverne ;

 

Realien doch ferne ,

vorbei mit Jules Verne .

 

30

Seit ich weiß um den Rolling- Stones-Aufenthalt in der Villa Nellcôte 1971 in Villefranche fühlt sich der Mensch mit den schlechten Manieren in mir hier noch wohler .

Heute , 2022 , heißt schlechte Erziehung bei der höheren Einkommens-klasse : Hang zur Dauer-Ironie …. Die ausgefahrenen Ellenbogen gegen jede Einschränkung , Reaktion auf jedes Hautjucken .

Gegen jede Einschränkung bei vermeintlichem Geniestreich .

 

31

Die Berge von Beaulieu : Heute sind sie bleich , wie von Zorn . Die Höhenhäuser von Eze auf ihren Schrunden : Wie die Verkörperung von idealem Warten , meerwärts , eine Rückenschule , über der tabula rasa im Tal .

Die Berge ein drohend gezücktes Radiergummi im Zikadenmittag .

 

32

Bitte kein Schwelgen !

Kein Kennerschnalzen !

Keine Indiskretionen

bzgl. Geheimtipp :` WIR wissen schon , wo und wie wir uns belohnen !´

 

Kein Paradieses- Raubbau ,

Flugzeuge im Einflugsschneisenstau :

Raus aus dem Prime-Segment !

Nix mit walzen und balzen .

 

33

Im Menschen-Paradies…

aber nach dem Sündenfall !

sündige Menschen überall

mit Lebemann , Labermaul , Könnermiene ,

 

Savoir vivre auch

und sozusagen Hebebühne

und dem Mittelstandsbauch

der Parvenüs .

 

34

Und im besseren Viertel

( wo wäre das nicht in Nizza ?) :

Lautloses Elektrogleiten ,

lautlos die Upperclassgeister ,

 

lautlos dezentes Herrenreiten ,

lautlos in vornehmem Nebeldunst ….

dezent ,

wer sich mit Geld auskennt ,

 

und oder mit Frauen

in zwischenzeitlicher Gunst….

Öko-Korrektheitsverbreiter .

Audi Peugeot Renault :

 

Man hört sie gerade noch so ….

parken downtown

vor `Fabricant Accessoires canin ´ :

Dies vom Siècle das `Fin …….  ´

 

35

Ab Flughafen : Tragflächen vibrieren vor Bereitschaft , dumpf von Ankunftsschwere ; Tragflächen : Tranchierkante und Schluss-Strich-könner : Schnittmenge .